Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
empfehlen kann«, warf Barclay ein.
Diane nahm an, er wolle einen Teil des verlorenen Bodens zurückgewinnen, indem er sich hilfreich zeigte. Eigentlich hätte sie ihn gerne gefragt, wozu seine Bank ein Detektivbüro benötigte.
»David wird mit dieser Aufgabe problemlos fertig«, sagte Diane.
»Erfahrene Profis werden das sicher besser erledigen können als Museumsleute«, gab er zu bedenken. »Ich bin mir sicher, dass Ihre Leute es gut verstehen, die Herkunft von Artefakten zu erforschen, aber bei dieser Untersuchung haben wir es mit der realen Welt zu tun.«
Diane glaubte nicht, dass er sie beleidigen wollte. Er gehörte nur zu den Menschen, die den Kontakt zu allem verloren hatten, was nicht zu ihrer Welt gehörte. Sie verschränkte die Arme und schaute ihn einen Augenblick an.
»Ich glaube, Sie vergessen, dass Diane auch die Direktorin des Kriminallabors drüben im Westflügel ist«, mischte sich jetzt Kenneth Meyerson ein, der Computerchef. »Ihre Leute sind deshalb echte Profis, die sich auch in der realen Welt auskennen.«
»Ach so. Nun, das muss ich vergessen haben. An so etwas denkt man ja auch nicht in einem Museum«, murmelte Barclay.
»Wie geht es Kendel?«, unterbrach jetzt Vanessa diesen Dialog.
Vanessa mochte Dianes Stellvertreterin. Kendel hatte es sogar geschafft, ihr einen schönen Diamanten im Wert von zehntausend Dollar für die Edelsteinsammlung des Museums abzuschwatzen.
»Im Augenblick nicht sehr gut. Das Ganze hat sie schwer mitgenommen, wie Sie sich denken können«, sagte Diane.
Madge, die bisher tief in Gedanken versunken dagesessen hatte, schreckte plötzlich auf. »Sie wird mich doch nicht verklagen, oder?«, fragte sie.
»Ich würde es tun«, sagte Diane trocken.
Madge sog hörbar den Atem ein, und ihre Augen wurden groß und rund. Sie schien wirklich Angst zu haben. Diane hoffte, dass sie künftig erst einmal nachdachte, bevor sie etwas sagte.
»Aber was hätte ich denen denn sagen sollen?«, stammelte Madge. »Die Frau behauptete doch, Kendel sei schuldig.«
»Künftig sagen Sie kein Kommentar und schicken die Leute zu mir. Das gilt im Übrigen für Sie alle. Unsere Charta legt fest, dass der Direktor der offizielle Sprecher des Museums ist. Außerdem verfüge ich immer über die neuesten Informationen. Und wir haben Verfahrensregeln, wie mit solchen Angelegenheiten umzugehen ist.«
Sie nickten und murmelten zustimmend. Nur Barclay saß da und musterte seine Brille. Diane bemerkte befriedigt, dass er nicht mehr so aussah, als wolle er jeden Augenblick Rechenschaft von ihr fordern.
Die Stimmung im Raum war angespannt, was Diane ganz recht war. Der Vorstand hatte eigentlich eine Beraterrolle, aber dieses Mal hatte er ihr bereits Vorwürfe gemacht, bevor sie sich mit ihm beraten konnte. Nur ihre Freundin Laura saß freundlich lächelnd da. Laura war der Meinung, dass jede Sitzung mit einem optimistischen Ton enden sollte. Das war wahrscheinlich die Psychiaterin in ihr. Diane wollte gerade das Ende des Treffens verkünden, als sie das Telefon im Büro nebenan klingeln hörte.
»Entschuldigung, ich muss diesen Anruf unbedingt entgegennehmen«, sagte Diane. Sie ignorierte Barclays Stirnrunzeln und ging in das kleine, schlichte, selten genutzte Büro neben dem Versammlungsraum hinüber. Ein großes Fenster erlaubte es ihr, die Geschehnisse im Konferenzraum weiterhin zu beobachten.
Sie nahm den Hörer ab. »Hier ist Diane Fallon. Spreche ich mit Grace Noel Tully?«
Kapitel 9
J a, ich bin Mrs. Grace Tully«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Die junge Frau gerade eben sagte, Sie seien Museumsdirektorin?« Sie hatte das Wort Mrs. besonders betont und kicherte nun leise. Grace’ Stimme erinnerte überhaupt an ein Kind, für das man sie am Telefon bestimmt oft erst einmal hielt.
Okay, dachte Diane, sie ist nicht tot. Und was jetzt? Soll ich ihr etwa sagen, dass ich glücklich bin, dass sie noch lebt?
»Ich arbeite mit dem FBI-Agenten Kingsley zusammen, dem Profiler …«, fing Diane an.
»Oh, den kenne ich … aber die junge Frau, die mich angerufen hat, sagte, dass Sie für das Museum arbeiten …«, wiederholte sie.
»Ich bin auch die Direktorin des örtlichen Kriminallabors«, sagte Diane.
»Stimmt, davon habe ich schon einmal gehört. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich wollte Ihnen vorschlagen, dass wir uns einmal treffen und über eine Ihrer Insassinnen reden.«
»Nun, ich bin mitten in den Flitterwochen …« Sie kicherte erneut. Diane konnte
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