Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
hoch. Ihre Mitarbeiter sagten kein Wort, während Diane die Altertümer musterte.
Nach einiger Zeit lenkte Harold ihre Aufmerksamkeit auf einen zweiten Tisch, auf dem offene Ordner mit Dokumenten und Fotos lagen.
»Wir haben die Papiere genau überprüft, und alles sah ganz großartig aus«, sagte er. »Alles war in Ordnung.«
Shirley, die Rechtsgutachterin, trat heran und nickte mit dem Kopf. »Die Unterlagen sind okay. Sie sind alle echt.«
»Und warum schaut ihr dann so düster drein?«, fragte Diane.
»Als wir die Dokumente mit den realen Gegenständen zu vergleichen begannen …«
Diane bemerkte es, bevor Harold noch zu Ende gesprochen hatte. Der Ordner direkt vor hier enthielt die angeblichen Unterlagen für den Gürtel. Das beiliegende Foto zeigte einen Rundgürtel aus goldenen Löwenköpfen, die sich mit polierten Amethystperlen abwechselten, und nicht den auf dem Tisch liegenden Gürtel mit seinen goldenen Kaurimuschelperlen.
Sie schaute sich einen anderen Ordner an. Dessen Foto zeigte einen aus Gold und Edelsteinen bestehenden Halsschmuck, der das Bild des Pharaos Sesostris III. enthielt. Er ähnelte zwar dem Pektoral auf dem Tisch, war aber auf keinen Fall identisch.
»Diese Artefakte gehören nicht zu diesen Dokumenten«, schloss Harold seine Ausführungen.
Diane verglich nun alle sechs Gegenstände mit ihren Fotografien. Auf den ersten Blick sahen sie sich sehr ähnlich, bei genauerem Hinsehen zeigten sie doch bedeutende Unterschiede.
Verdammt.
Diane dankte Harold und Shirley für ihre Arbeit, und die beiden wandten sich zum Gehen.
»Soll ich die Unterlagen hierlassen?«, fragte Harold noch.
»Ja, bitte«, sagte Diane. »Ich gebe sie Ihnen noch heute zurück, damit Sie mit Ihren Untersuchungen fortfahren können.« Sie machte eine kleine Pause. »Bitte denken Sie daran, dass alle Informationen über diese Sache nur von mir weitergegeben werden.«
Alle nickten. Die Registrare verließen den Raum, und Koreys Konservierungsteam widmete sich wieder seinen eigentlichen Aufgaben. Nur Jin, Neva und Korey blieben bei ihr und den undokumentierten ägyptischen Artefakten zurück.
»Haben Sie Ihre Untersuchungen für den Moment beendet?«, fragte Diane Jin und Neva.
Deven Jin, Neva Hurley und David Goldstein waren als ausgebildete Kriminaltechniker ihre Tatortspezialisten. Sie genossen es, sich von Zeit zu Zeit im Museum von ihrer oft recht düsteren Arbeit erholen zu können. Im Moment sahen sie allerdings nicht sehr vergnügt aus.
»Wir haben alles, was wir konnten, fotografiert und nach Spuren abgesucht«, sagte Jin und wischte sich seine glatten schwarzen Haare aus der Stirn. »Ich gehe jetzt in unser Labor hinüber und entwickle den Film. Aber ich kann Ihnen schon jetzt sagen, dass es keine Fingerabdrücke gab.«
Diane überraschte das nicht. Museumsleute würden diese Artefakte nur mit Handschuhen anfassen. Wie im Übrigen auch kluge Diebe.
»Wir haben ein paar Staubproben von den Steinartefakten genommen«, sagte Neva. »Wenn wir Glück haben, können wir vielleicht herausfinden, in welchem Teil der Welt sie schon waren.«
»Tun Sie Ihr Bestes«, sagte Diane. »Aber denken Sie immer daran: Die Kriminallaborarbeit geht vor. Dies hier ist Ihr Freizeitjob … für den ich mich hier in aller Form bedanke.«
»Keine Ursache«, sagte Jin. Seine dunklen Augen funkelten. »So, das war jetzt wohl meine Kaffeepause, dann kann ich ja jetzt zur dunklen Seite zurückkehren.«
»Bitten Sie Kendel, ins Konservierungslabor zu kommen«, sagte Diane. »Sie muss in meinem oder ihrem Büro sein.«
Neva nickte. »Wir gleichen die Fotos mit der nationalen Liste gestohlener Kunstgegenstände des FBI ab. Vielleicht kommt dabei etwas heraus.« Sie und Jin packten Davids Kameraausrüstung zusammen und verließen den Raum.
»Ihr könnt eine Pause machen«, sagte Korey zu seinem Konservatorenteam. Sie zogen die Handschuhe aus, ließen ihre Arbeit auf dem Tisch liegen und gingen hinaus. »Macht eine lange Pause«, rief Korey ihnen nach.
»Dann bestellen wir uns eine Pizza«, sagte einer von ihnen.
»Wissen Sie«, sagte Korey, »so dumm wäre Kendel nicht. Sie wäre ja verrückt, wenn sie so etwas versuchen würde …« Er strich sich mit der Hand über seine Rastalocken. »Tatsächlich weiß ich sowieso nicht, was das Ganze soll. Wenn Kendel darin verwickelt wäre, hätte sie ja die Dokumente fälschen können. Sie kennt doch unsere Verfahrensregeln und weiß deswegen, dass wir die Dokumente immer mit den
Weitere Kostenlose Bücher