Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
doch Sinn für Humor.
Kingsley lächelte und kratzte sich am Kopf. »Wir bekommen eine Spezialausbildung«, sagte er.
»Wenn Sie bisher nur diese Polizeifotos haben«, mischte sich Diane ein, »sollten Sie sich bei unserer Lokalzeitung Bilder aus ihrem Prozess besorgen.«
»Haben Sie eigentlich schon mit dem Gefängnispfarrer Reverend Rivers gesprochen?«, fragte Kingsley.
»Er war an diesem Tag schon gegangen«, sagte Drew.
Diane und Kingsley schauten sich an. »So hat sie das also gemacht«, sagte Kingsley.
»Was?«, rief Merrick. »Wollen Sie etwa behaupten, der Gefängnispfarrer habe ihr bei der Flucht geholfen?«
»Das ist gut möglich«, sagte Kingsley. »Ich würde zumindest einmal nach ihm schauen.«
Die beiden Bundesmarshals gingen jetzt endgültig. Zuvor hatten sie Dianes Angebot abgelehnt, sie zur Tür zu bringen, da sie den Weg zum Museumsausgang kennen würden. Diane blieb mit Kingsley in ihrem Büro zurück.
»Das hatte ich nicht erwartet«, sagte Diane.
»Ich auch nicht. Jetzt müssen wir erst recht herausfinden, wer sie ist. Ich weiß, dass die US-Marshals eine Menge Erfahrung haben, aber in diesem Katz-und-Maus-Spiel würde ich mein Geld doch auf Clymene setzen«, sagte er.
»Und ich dachte, sie bereite sich auf ihre Berufung vor«, sagte Diane. »Wir sollten schauen, ob wir nicht irgendwelche Familienvideos von ihr auftreiben können. Vielleicht besitzt Archers Sohn so etwas. Ich würde vor allem gern eine Sprachaufzeichnung von ihr haben.«
»Wenn Sie einen guten forensischen Linguisten brauchen«, sagte Kingsley, »wir haben einen. Michael macht das Analysieren von Stimmen einen Riesenspaß.«
»Das wäre ein guter Anfang. Ich habe noch ein paar andere Ideen, die meinem Jin bestimmt gut gefallen werden. Jin ist ein weiteres Mitglied meines Tatortteams. Er hat hier in unserer kriminaltechnischen Abteilung gerade ein DNA-Labor eingerichtet.«
»Inwiefern könnte uns ihre DNA helfen?«, fragte Kingsley leicht verwundert. »Ich sehe nicht, wie wir sie mit deren Hilfe aufspüren oder ihren Herkunftsort feststellen könnten.«
»Ich will nicht nach ihr suchen. Ich suche nach jemandem, der mit ihr verwandt ist.«
Kapitel 14
R oss Kingsley schaute Diane einen Moment verständnislos an, dann lächelte er.
»Leute, deren DNA der ihren ähnelt«, sagte er. »Wie etwa Geschwister, Cousins oder Cousinen?«
»Genau. Ich hoffe, dass wir in einer der vielen Datenbanken, die uns zur Verfügung stehen, das DNA-Profil eines oder einer Verwandten von Clymene finden. Das würde uns Hinweise auf sie oder ihren Herkunftsort geben. Die Marshals könnten diese Angaben überprüfen und uns die Familiengeschichte liefern, die wir brauchen.«
»Das gefällt mir. Haben Sie sonst noch Ideen?«, fragte Kingsley.
»Ein paar. Eine Analyse ihrer Sprechweise könnte uns weitere Anhaltspunkte geben. Außerdem muss ich mit David reden. Er ist ein absoluter Könner, was Datenbanken angeht. Vielleicht liefert uns unsere Gesichtererkennungssoftware weitere Erkenntnisse. Sie hat zwar versucht, ihr Gesicht auf diesem Polizeifoto etwas zu verzerren, aber das konnte natürlich die Erkennungsmerkmale, auf die unser Computerprogramm achtet, nicht verändern. Wir sollten uns auch die Aufnahmen beschaffen, die die Medien während ihres Prozesses gemacht haben.«
»Da gibt es gar nicht so viele. Sie hat ihr Gesicht beim Betreten und Verlassen des Gerichtssaals immer zu verhüllen versucht«, sagte Kingsley.
»Ein einziges gutes Bild würde uns schon für einen Datenbankabgleich genügen«, sagte Diane. »Notfalls langt dafür vielleicht sogar das schlechte Polizeifoto.«
»Sie glauben, sie wurde zuvor schon einmal verhaftet, und es gibt irgendwo in einer Datenbank ein Bild von ihr, vielleicht unter einem anderen Namen?«
»Das könnte durchaus sein. Vielleicht haben sie die Fingerabdrücke in diesen alten Unterlagen noch nicht digitalisiert. Aber wir können auch noch eine Menge anderer Datenbanken durchkämmen, die über vermisste Personen zum Beispiel oder das Führerscheinregister.«
»Sehen Sie, ich wusste doch, dass es eine gute Idee war, Sie um die Aufdeckung ihrer wahren Identität zu bitten«, sagte Kingsley mit einem breiten Grinsen.
Ich bin froh, dass wenigstens du das für eine gute Idee hältst, musste sie denken. Sie selbst wusste nicht, ob sie überhaupt genug Zeit dafür haben würde. Immerhin musste sie sich jetzt erst einmal mit dem Skandal in ihrem Museum befassen. Sie stand auf, streckte sich und
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