Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)

Kunstdiebstahlabteilung ist hier. Deshalb habe ich auch so wenig Zeit.«
    »Sind sie tatsächlich gestohlen?«, flüsterte Laura.
    Aus den Augenwinkeln meinte Diane ganz kurz einen Schatten in der Flora neben dem Smilodon, dem Säbelzahntiger, auf der anderen Seite dieses Riesenraumes zu bemerken. Sie blickte einen Augenblick hinüber. Nichts. Sie fing wohl schon an, Gespenster zu sehen. Reiß dich zusammen, herrschte sie sich innerlich an und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihren beiden Freundinnen zu.
    »Das sind nicht die Artefakte, die wir gekauft haben. Das FBI prüft das Ganze derzeit nach. Es ist eine lange Geschichte, und ich erzähle sie euch ausführlich, wenn ich mehr Informationen und mehr Zeit habe.«
    »Diane«, sagte Vanessa, »Sie sind wütend, nicht wahr?«
    »Ich bin nur abgespannt, Vanessa. Auf Madge und Barclay bin ich allerdings immer noch wütend.«
    »Madge hat es gut gemeint«, sagte Vanessa. »Sie verstand nur nicht, was sie damit in Gang setzte.«
    »Gut gemeint …« Diane schüttelte den Kopf. »Niemand scheint zu verstehen, welchen Schaden sie angerichtet hat. Dies wird dem Museum und Kendel für immer anhängen. Solche Anschuldigungen schafft man nie wieder aus der Welt. Hätte Madge die Reporterin einfach zu mir geschickt, anstatt etwas zu bestätigen, von dem sie nicht wusste, ob es wahr oder falsch war, hätte das Museum aus dem Ganzen als Held hervorgehen können. Jetzt sieht es so aus, als hätten wir etwas zu verbergen. Haben Sie schon die heutige Zeitung gelesen? Die Direktorin macht einen Rückzieher. Die haben einfach so getan, als ob Madges Widerruf von mir gekommen sei.«
    »Und wenn die Vorwürfe gegen Kendel stimmen?«, sagte Laura. »Ich weiß, dass du das nicht einmal in Betracht ziehen willst –«
    »Natürlich ziehe ich das in Betracht. Aber selbst wenn diese Vorwürfe stimmten, hätte sich Madge immer noch falsch verhalten. Wenn sich Kendels Schuld tatsächlich herausstellen sollte, wird sich Madge sogar noch bestätigt fühlen. Wenn sie dann ein Reporter anruft und Kenneth betrügerischer Geschäftspraktiken, mich der Unterschlagung oder dich, Laura, der unethischen Behandlung deiner Patienten beschuldigt, kann Madge dies dann bestätigen, weil sie ihren Namen gerne in der Zeitung liest und sie ja auch das letzte Mal recht hatte.«
    »So etwas wird bestimmt nicht noch einmal passieren«, sagte Laura.
    »Warum nicht? Die Reporterin weiß jetzt, wen sie anrufen kann, wenn sie eine Information über jemanden haben möchte, der mit dem Museum zu tun hat. Damit hat sie ihrer journalistischen Pflicht Genüge getan. Sie kann für ihre Geschichte eine zuverlässige Quelle angeben und ihren Artikel veröffentlichen«, sagte Diane. »Immerhin ist Madge Vorstandsmitglied und ein verdienter Bürger unserer Stadt.«
    Vanessa und Laura tauschten Blicke aus.
    »Wir verstehen, was Sie meinen«, sagte Vanessa. »Und wir verstehen, welchen Schaden diese Sache angerichtet hat. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um ihn zu reparieren.«
    Diane schaute wieder auf die Uhr.
    »Das Ganze ist sicher sehr unangenehm«, sagte Laura, »aber –«
    »Unangenehm? Laura, ich bin müde, und mein Tag ist noch lange nicht vorbei. Clymene O’Riley ist gestern aus dem Gefängnis entflohen, und US-Marshals verhören mich deswegen, weil ich ihr letzter Besucher war. Jemand ist in meine Wohnung eingebrochen und hat sie dort letzte Nacht auf meinem Wohnzimmerboden umgebracht. Wenigstens hatten sie den Anstand, mich vorher durch Schlafmittel außer Gefecht zu setzen, damit ich nicht während dieses Blutbads aufwache. Während ich mich in einem dieser knappen Hemdchen, die kaum den nackten Hintern bedecken, im Untersuchungszimmer des Krankenhauses aufhielt, hat jemand versucht, mich umzubringen. Ich weiß nicht, ob das etwas mit Clymene oder den ägyptischen Altertümern zu tun hatte. Riddmann hätte mich danach wegen des Mordes an Clymene verhaftet, wenn ihn Garnett nicht glücklicherweise daran gehindert hätte.«
    Diane atmete einmal tief durch. Sie war noch nie zuvor mit Laura oder Vanessa über Kreuz gewesen. Trotzdem tat ihr dieser Ausbruch wirklich gut.
    »Gerade habe ich herausgefunden«, fuhr sie fort, »dass man nicht nur mir, sondern wahrscheinlich auch dem FBI-Profiler, der zu dieser Zeit bei mir war, Schlafmittel eingeflößt hat. Wahrscheinlich geschah dies im Museumsrestaurant, da er am Steuer einschlief und einen Unfall hatte, als er nach dem Abendessen von hier nach Hause