Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
zierliche Frau mit frech geschnittenen, kurzen dunklen Haaren und einem herzförmigen Gesicht. Sie erinnerte Diane an Clara Bow.
»In der Tat«, sagte Diane. »Einer meiner Lieblingspianisten.«
»Ich wollte Ihnen nur noch einmal sagen, wie sehr ich die Vorstandssitzung gestern genossen habe«, sagte Kenneth.
»Sie haben sie genossen? Sie hatten wohl in letzter Zeit nicht viel Unterhaltung.«
Er kicherte. »Ach, das können Sie ja gar nicht wissen. Bevor Sie kamen, sagte Barclay zu Vanessa: ›So etwas passiert, wenn es keine Aufsicht gibt. Sie müssen das unbedingt ändern. Der Vorstand muss mehr Macht bekommen. Ich werde Ihnen zeigen, wie man so etwas macht.‹ Dabei schlug er immer wieder mit der Hand auf den Tisch, als ob er Fliegen erschlagen wollte.« Kenneth lachte. »Und dann hat er uns gezeigt, wie man so etwas macht. Ich hatte mir schon gedacht, dass Sie ihm den Schneid abkaufen würden. Und das haben Sie ja dann auch getan.«
»Mir scheint, dass Sie mit ihm auch schon einmal aneinandergeraten sind«, sagte Diane.
»Das kann man wohl sagen. Als ich gerade mein Geschäft gegründet hatte, habe ich bei seiner Bank um ein Darlehen nachgesucht. Er hat mich wie den letzten Dreck behandelt, hat mich nicht einmal angesehen, als er meinen Antrag ablehnte. Danach hat er mir einen Vortrag gehalten, dass es da draußen schon genug größere Computerunternehmen gebe und wie ich glauben könne, mit meiner Garagenfirma mit diesen in Konkurrenz treten zu können«, sagte er.
Kenneths Computerunternehmen war inzwischen recht erfolgreich. Trotzdem schien er Barclay diese Abfuhr immer noch nicht verziehen zu haben.
»Sie haben es ihm dann ja gezeigt«, sagte Diane.
Kenneth machte eine abschätzige Handbewegung. »Er hat seitdem so viele Darlehen abgelehnt, dass ich bezweifle, dass er sich überhaupt noch an mich erinnert. Das Ganze ist schon einige Zeit her. Ich wollte Ihnen nur sagen, wie sehr ich diese Sitzung genossen habe.«
»Warum habt ihr ihn überhaupt in den Vorstand gewählt?«, fragte Diane.
»Ich war das nicht. Sie kennen ja Vanessa, Laura und Madge. Er stammt eben wie sie aus einer alten Rosewooder Familie. Laura glaubt, er sei nur ein etwas verdrießlicher onkelhafter Bursche, der es im Grunde gut meine. Tatsächlich geht er mit seinesgleichen auch ganz anders um. Vanessa dachte, wir könnten einen Banker gut gebrauchen. Ich glaube allerdings nicht, dass ihnen sein Auftritt gestern gefallen hat.«
»Mir hat er jedenfalls nicht gefallen«, sagte Diane. Sie wünschte Kenneth und seiner Frau noch einen schönen Abend und verließ sie in der Hoffnung, nicht noch jemand anderem über den Weg zu laufen. Als sie gerade aus dem Restaurant trat, lief sie Vanessa und Laura in die Arme, die ebenfalls dort gegessen hatten. Normalerweise hätte sie sich darüber gefreut. Heute war das anders. Sie erstarrte, als diese sie begrüßten.
Kapitel 27
D iane«, sagte Vanessa, »Laura und ich haben seit der Vorstandssitzung versucht, Sie zu erreichen. Und jetzt gibt es da noch diese neuen Zeitungsartikel. Jemand ist in Ihre Wohnung eingebrochen? Geht es Ihnen gut? Können wir kurz miteinander reden?«
Vanessa und Laura sahen aus, als ob sie das gleiche Konzert wie die Meyersons besuchen wollten. Beide trugen elegante Abendkleider.
»Aber nicht, dass ihr zu spät zu eurer Veranstaltung kommt«, sagte Diane.
»Wir haben noch etwas Zeit«, sagte Vanessa.
Beide starrten auf Dianes Stirn.
»Du bist verletzt«, sagte Laura.
»Nicht so schlimm«, wiegelte Diane ab. Sie schaute auf die Uhr. »Ich muss wirklich …«
»Diane, bitte«, unterbrach sie Vanessa. »Können Sie nicht etwas Zeit für uns erübrigen?«
Diane zuckte die Achseln. »Aber nicht sehr lang.«
Sie führte sie hinüber zur Säugetierabteilung und schloss die Tür auf. Sie rief ihre Sicherheitsleute an und bat sie, die Tagesbeleuchtung im Museum noch etwas brennen zu lassen. Danach wählte sie Andies Nummer. Diese saß immer noch an ihrem Schreibtisch.
»Befragt Jacobs immer noch Kendel?«, erkundigte sich Diane.
»Ja. Ich habe sie in Ihren Konferenzraum gesetzt.«
»Okay, ich wollte mich nur vergewissern. Rufen Sie mich auf meinem Handy an, wenn Sie mich brauchen«, sagte sie.
Diane führte ihre Begleiterinnen zu einer Sitzgruppe im Pleistozän-Saal. Sie setzten sich direkt neben das Modell des Riesenfaultiers.
»Jemand befragt Kendel?«, sagte Laura. »Geht es dabei um die ägyptischen Artefakte?«
»Ja. Ein FBI-Agent von der
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