Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
und hoffte, dass ihr Lächeln nicht so gezwungen wirkte, wie es war. »Bitten Sie sie nur, mich dort zu treffen.«
Diane hasste diese Art von Befragungen. Karalyn war jung und arbeitete seit einigen Monaten im Museumsrestaurant, um sich etwas Geld für ihr Studium an der Bartram-Universität zu verdienen. Diane konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihren Gästen Schlafmittel ins Getränk schüttete. Diane eilte durch das Restaurant, ohne nach links und rechts zu schauen. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass ihr jemand zuwinkte, tat aber so, als ob sie das nicht bemerkt hätte.
Sie betrat das Büro, einen kleinen Raum mit einem Schreibtisch, auf dem ganze Stöße von Papieren lagen. Sie setzte sich auf einen Stuhl und wartete.
»Entschuldigung, dass es so lange gedauert hat … Jemand ist nicht zur Arbeit erschienen, und ich musste für ihn einspringen«, sagte Karalyn noch ganz außer Atem, als sie den Raum betrat.
»Fehlt jemand?«, fragte Diane und deutete auf einen Stuhl. Karalyn nahm Platz.
»Ein Kellner ist nicht erschienen, und der Manager kann ihn nicht erreichen. Das passiert in unserem Metier leider recht häufig. Einige Leute machen sich nicht einmal die Mühe, telefonisch abzusagen.« Sie runzelte die Stirn und strich ihren langen Rock glatt.
»Können Sie sich daran erinnern, dass ich gestern hier mit einem Herrn zu Abend gegessen habe?«
»Klar«, nickte Karalyn.
»Haben Sie die Getränke eingeschenkt, die Sie uns gebracht haben?«
»Warum … Nein, tatsächlich hat das Bobby Banks gemacht«, sagte Karalyn. »Der Kellner, der heute nicht erschienen ist. Hat mit den Getränken etwas nicht gestimmt?«
»Warum hat er eingeschenkt und nicht Sie?«, fragte Diane.
Karalyns Stirnrunzeln vertiefte sich. »Er hat es mir angeboten«, sagte sie. »Es war so viel Betrieb. Ich dachte, er wolle mir einen Gefallen tun.« Sie machte eine kleine Pause. »Das war wohl nicht der Grund, oder?«
Diane schüttelte den Kopf. »Nein, eher nicht. Haben Sie seine Adresse?«
»Klar.« Karalyn sprang auf und ging zu einem Karteikasten hinüber.
»Ist Ihnen oder jemand anderem gestern an Bobby etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«, fragte Diane, während Karalyn nach der Adresse suchte.
»Nein. Er war so wie immer. Witzig und freundlich. Wir mögen ihn alle. Er ist ein guter Kollege und versucht auch nicht, das Trinkgeld von anderen abzugreifen. Manchmal ist er vielleicht etwas seltsam. Er kann ein richtiger Kindskopf sein. Also, das ist jetzt wirklich komisch«, sagte Karalyn plötzlich.
»Was denn?«, fragte Diane.
»Seine Adresse: Rockwell Drive 1214«, antwortete sie.
»Der Rockwell Drive geht nur bis zur Nummer 800. Er würde also mitten im Wald wohnen«, sagte Diane.
»Das stimmt. Was geht hier vor?«, sagte sie und schaute Diane stirnrunzelnd an.
»Wie sieht er aus?«, fragte Diane.
»Blonde Haare. Blaugrüne Augen. Schlank. Eigentlich richtig süß … irgendwie ziemlich hübsch für einen Mann«, sagte Karalyn. »Nicht sehr groß. Ich würde ihn auf einen Meter fünfundsechzig schätzen. Mein Freund ist auch einen Meter fünfundsechzig groß, wissen Sie.«
»Haben Sie hier Spinde, wo Sie Ihre persönlichen Sachen aufbewahren?«, fragte Diane.
Karalyn nickte. »Das war eine seiner Eigentümlichkeiten«, sagte sie. »Er war übertrieben reinlich.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Diane.
»Er hat ständig alles abgewischt. Auch seinen Spind.« Sie dachte einen Moment nach. »Er hat seine Fingerabdrücke entfernt, nicht wahr?«
Karalyn hatte dieses Glitzern in den Augen, das Diane schon oft bei Leuten gesehen hatte, die sich plötzlich mitten in einer geheimnisvollen Geschichte befanden.
»Gut möglich«, sagte Diane.
»Können Sie mir sagen, was er gemacht hat?«, fragte sie aufgeregt.
»Ich weiß nicht, ob er irgendetwas angestellt hat«, sagte Diane. »Ich muss nur mit ihm sprechen.« Sie verabschiedete sich von Karalyn und ging durch das Restaurant in Richtung Ausgang.
»Diane.«
Sie erkannte die Stimme. Es war Kenneth Meyerson vom Vorstand. Sie schaute zu dem Tisch hinüber, an dem er mit seiner Frau saß, und lächelte.
»Können Sie sich einen Moment zu uns setzen?«, fragte er.
Diane zögerte einen Augenblick. »Aber nur eine Minute. Wie geht es Ihnen und Evelyn?«
»Großartig. Wir gehen gleich zu einem Konzert auf dem Uni-Campus. Haben Sie schon einmal von August Kellenmeyer gehört?«, fragte Kenneth.
»Oh Ken, natürlich hat sie das«, sagte seine Frau.
Evelyn war eine
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