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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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empfand keinerlei Mitleid mit dem Verurteilten, der den niedergeschlagenen Sklavenaufstand angeführt hatte. In einem Territorium wie Pruul war Mitleid ein Luxus, den sich kein Sklave leisten konnte.
    Er hatte sich geweigert, an dem Aufstand teilzunehmen. Die Rädelsführer waren tapfere Männer, doch sie hatten nicht die Kraft, das Rückgrat oder den Mut, das zu tun, was getan werden musste. Sie genossen es nicht, Blut fließen zu sehen.
    Er hatte nicht mitgemacht. Zuultah, die Königin von Pruul, hatte ihn dennoch bestraft.
    Die schweren Ketten um Hals und Handgelenke hatten ihm bereits die Haut wund gescheuert und auf seinem Rücken brannten Peitschenstriemen. Er breitete die dunklen Membranen seiner Flügel aus, um den pochenden Schmerz in seinem Rücken zu lindern.
    Ein Wächter stieß ihn sofort mit einem Knüppel, zog sich jedoch nervös zurück, als er ein leises, wütendes Fauchen erntete.
    Im Gegensatz zu den übrigen Sklaven, die ihr Elend und ihre Angst nicht für sich behalten konnten, blieben Lucivars goldene Augen ausdruckslos. Er verströmte keinerlei mentale Signatur, kein Gemisch aus Gefühlen, an dem die Wächter sich ergötzen konnten, während sie den wimmernden Mann in das alte Einmannboot setzten. Das Boot war nicht länger seetüchtig, sondern wies gähnende Löcher
im morschen Holz auf; Löcher, die in diesem Falle nur zu seinem Wert beitrugen.
    Obwohl der Verurteilte klein und halb verhungert war, mussten sechs Wächter Hand anlegen, um ihn in das Boot zu manövrieren. Fünf Wächter hielten ihn an Kopf, Armen und Beinen, der letzte Wächter beschmierte die Genitalien des Mannes mit Schweineschmalz, bevor er eine hölzerne Abdeckung am Boot anbrachte, die genau darüber passte und Löcher für Kopf und Hände freiließ. Sobald die Hände des Mannes an Eisenringen festgebunden waren, die sich an der Außenseite des Bootes befanden, wurde die Abdeckung verschlossen, sodass niemand außer den Wächtern sie entfernen konnte.
    Einer von ihnen betrachtete den Gefangenen und schüttelte in gespieltem Entsetzen den Kopf. »Er sollte eine letzte Mahlzeit haben, bevor er in See sticht«, meinte er zu den anderen.
    Ein Wächter nach dem anderen schob dem Mann behutsam Nahrung in den Mund, bevor sie die übrigen Sklaven zu den Ställen trieben, in denen sie untergebracht waren.
    »Heute Nacht ist für eure Unterhaltung gesorgt, Jungs«, schrie ein Wächter lachend. »Denkt das nächste Mal daran, wenn ihr euch dazu entscheidet, Lady Zuultah den Dienst aufzukündigen.«
    Lucivar warf einen Blick über die Schulter und sah dann weg.
    Der Essensgeruch hatte Ratten angelockt, die durch die Löcher ins Bootsinnere schlüpften.
    Der Mann im Boot schrie.
    Graue Wolkenfetzen jagten über den Nachthimmel und Nebelschleier verhüllten das Mondlicht. Der Mann im Boot bewegte sich nicht. Seine Knie hatte er an der Abdeckung wund geschlagen, als er versuchte, die Ratten zu vertreiben. Das ständige Schreien hatte seine Stimmbänder ruiniert.

    Lucivar kniete hinter dem Boot, seine Bewegungen waren vorsichtig, um das Geräusch der Ketten zu dämpfen.
    »Ich habe es ihnen nicht verraten, Yasi«, sagte der Mann heiser. »Sie haben alles versucht, um mich dazu zu bringen, aber ich habe es nicht getan. So viel Ehrgefühl ist mir noch geblieben.«
    Lucivar hielt dem Mann einen Becher an die Lippen. »Trink.« Das tiefe Murmeln seiner Stimme war wie ein Teil der Nacht.
    »Nein«, stöhnte der Mann. »Nein.« Er begann zu weinen und seiner zugrunde gerichteten Kehle entrang sich ein heiseres Wimmern.
    »Ssscht. Trink, es wird dir helfen.« Während Lucivar mit der einen Hand den Kopf des Mannes stützte, schob er ihm mit der anderen behutsam den Becherrand zwischen die geschwollenen Lippen. Nach zwei Schlucken stellte Lucivar den Becher beiseite und strich dem Mann sanft über den Kopf. »Es wird dir helfen«, sang er leise.
    »Ich bin ein Blutkrieger.« Als Lucivar dem Mann den Becher erneut hinhielt, nahm dieser einen weiteren Schluck. Sobald seine Stimme kräftiger wurde, begann er undeutlich zu sprechen. »Du bist ein Kriegerprinz. Warum tun sie uns das an, Yasi?«
    »Weil sie keine Ehre besitzen. Weil sie nicht mehr wissen, was es bedeutet, von Blut zu sein. Der Einfluss der Hohepriesterin von Hayll ist eine Pest, die sich seit Jahrhunderten über das Reich ausbreitet und allmählich jedes Herrschaftsgebiet erreicht.«
    »Vielleicht haben die Landen Recht und die Blutleute sind böse.«
    Lucivar fuhr fort, dem Mann

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