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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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entlassen werden wollte.«
    »Das wollte er nicht wirklich. Er brauchte lediglich etwas, das sein Interesse wieder entzündete.«
    Der Höllenfürst beobachtete, wie Dujae sich gestikulierend im Kreis der Mädchen bewegte, sie mit lauter Stimme ermutigte und mit gerunzelter Stirn Karlas Zeichnung musterte, um dann etwas zu sagen, das sie zum Lachen brachte. Jetzt bargen Dujaes Augen keine Verzweiflung mehr, keine Spur des Schmerzes, der ihn dazu veranlasst hatte, den Höllenfürsten aufzusuchen.
    »Wir sind keine Marionettenspieler, Hexenkind«, murmelte Saetan. »Wir sind sehr mächtig, aber wir müssen vorsichtig sein, wenn wir an Fäden ziehen und andere Leute tanzen lassen.«
    »Das hängt ganz davon ab, warum man an den Fäden zieht, meinst du nicht?« Sie sah ihn mit ihren uralten Saphiraugen an und lächelte. »Außerdem haben wir uns lediglich über eine dumme Ausrede hinweggesetzt. Wenn seine Zeit wirklich gekommen wäre, wäre er dennoch gegangen.«
    Sie kehrte an ihren Platz auf dem Boden zurück, Karla zu ihrer Rechten, Gabrielle zu ihrer Linken.
    Er ging wieder in sein Arbeitszimmer und erwärmte sich ein Glas Yarbarah.
    Marionettenspieler. Drahtzieher. Hekatah und ihre Intrigen. Jaenelle und ihre Einsicht in die Herzen anderer. Es war ein so zarter, schmaler Grat, auf dem sie wanderten, und im Grunde war es nur die Absicht, welche die beiden voneinander trennte.
    Er griff nach dem neuesten Brief des Dunklen Rats. Zwischen den knappen Zeilen verbarg sich etwas Beunruhigendes, doch es war zu vage, als dass er den Finger hätte darauf
legen können. Viel länger würde er sie nicht hinhalten können. Höchstens noch ein paar Wochen. Und dann?
    Ein so zarter, schmaler Grat.
    Und dann?
    5 Kaeleer
    J aenelle griff nach einem kleinen Fläschchen und ließ drei amethystfarbene Körnchen in die große Glasschüssel auf dem Arbeitstisch gleiten. »Warum kommen die Mitglieder des Dunklen Rats hierher?«
    Saetan beäugte die dickliche, Blasen werfende Flüssigkeit im unteren Drittel der Schüssel und hoffte von ganzem Herzen, dass es sich dabei nicht um einen neuen Stärkungstrank handelte. »Da der Rat mir die gesetzliche Vormundschaft über dich übertragen hat, wollen sie sich davon überzeugen, wie wir hier so leben.«
    »Wenn es Ratsmitglieder sind, tragen sie ebenfalls Juwelen. Sie sollten also wissen, wie wir hier leben.« Jaenelle hob ein Fläschchen mit rotem Pulver hoch und hielt es gegen das Licht.
    Mit verschränkten Armen lehnte Saetan sich gegen die Wand. Er wollte und konnte ihr nicht von der letzten ›Bitte‹ des Rats erzählen. Die unnachgiebige Beharrlichkeit des Tribunals hatte es leicht gemacht, zwischen den Zeilen zu lesen. Sie kamen nicht nur, um ihn und sein Mündel zu besuchen, sondern um ein Urteil über ihn zu fällen.
    »Ich werde aber kein Kleid tragen müssen, oder?«, gab Jaenelle mürrisch von sich, während sie den kleinen Finger in das Behältnis mit dem roten Pulver tauchte. Sie schöpfte mithilfe des Fingernagels etwas Pulver aus dem Gefäß und ließ den roten Staub anschließend in die Schüssel rieseln.
    Er biss sich auf die Zunge, um sich eine Lüge zu verkneifen. »Nein. Sie sagten, sie wollten einen normalen Nachmittag erleben.«

    Jaenelle warf ihm über die Schulter hinweg einen Blick zu. »Hatten wir überhaupt schon einmal einen normalen Nachmittag? «
    »Nein«, erwiderte Saetan düster. »Es gibt Nachmittage, die für uns typisch sind, aber ich möchte bezweifeln, dass irgendjemand sie als normal bezeichnen würde.«
    Ihr silbernes, samtweiches Lachen erfüllte den Raum. »Armer Papa! Na ja, da ich mich nicht fein herausputzen und albern lächeln muss, werde ich mein Bestes geben, zumindest nicht die zarten Gefühle unserer Besucher zu verletzen.« Sie reichte ihm ein Fläschchen mit schwarzem Pulver. »Gib eine Prise davon in die Schüssel und tritt einen Schritt zurück.«
    Er hatte schon einmal ein besseres Gefühl in der Magengegend gehabt. »Was passiert dann?«
    Jaenelle verschränkte die Finger. »Also wenn ich mich in den Mengenangaben der Zutaten nicht getäuscht haben sollte, wird die Mischung einen eindrucksvollen Zauber hervorbringen. «
    Saetan ließ den Blick von seiner nervös lächelnden Tochter zu der Glasschüssel und schließlich zu dem Fläschchen in seiner Hand gleiten. »Und wenn du dich bei den Mengenangaben getäuscht haben solltest?«
    »Dann fliegt der Tisch in die Luft.«
    Als der Höllenfürst eine Stunde später ein heißes Bad nahm, um

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