Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
Gäste?«, meinte Saetan mit emporgezogener Braue.
»Sehr wohl, Höllenfürst. Einen Augenblick.« Beale verbeugte sich und zog sich zurück, wobei er die Tür offen ließ.
Saetan war versucht, die Tür hinter ihm zu schließen, entschied
sich aber doch dagegen. Weshalb sollte er Beale erniedrigen, indem er ihn zwang, am Schlüsselloch zu lauschen?
»Kommen wir ungelegen?«, erkundigte sich Lord Friall, der einen bedeutungsvollen Blick auf Saetans zwanglosen Aufzug warf, während er sich weiterhin die Lippen mit dem parfümierten Taschentuch abtupfte.
Parfüm hilft nicht gegen das, was dich stört, Lord Friall, dachte Saetan kalt. Meine mentale Signatur durchdringt selbst die Burgmauern. Er blickte auf sein weißes Baumwollhemd hinab, das weit genug offen stand, um das schwarze Juwel zu zeigen, das er um den Hals trug. Abgesehen davon hatte er eine schwarze Baumwollhose an, die leicht zerknittert war, sowie einen Pullover. »Wie ich sehe, hattet ihr einen offizielleren Rahmen für euren Besuch erwartet. Doch da der Rat meines Wissens erfahren wollte, wie wir für gewöhnlich leben, müssen wir darauf verzichten.«
»Aber gewiss …«, setzte Friall an, wurde jedoch von Beale unterbrochen, der die Erfrischungen auf einem Tablett hereinbrachte.
Als Saetan einen Blick auf das Tablett warf, musste er feststellen, dass es – gemessen an Mrs. Beales üblichen Standards – nicht eben üppig wirkte. Es gab reichlich belegte Brote, aber keinerlei Kuchen oder sonstige Leckereien. »Es wäre Mrs. Beale wohl nicht möglich …«
Beale stellte das Tablett geräuschvoll auf einem Tisch ab.
»Nein«, meinte Saetan trocken, »das wäre es wohl nicht.« Er schenkte Kaffee ein und bot seinen Gästen Sandwiches an, während er sich bemühte, nicht auf das Funkeln in Lord Magstroms Augen zu achten. Anschließend ließ er sich in einer Ecke des Sofas nieder, von der aus er die Tür sehen konnte, warf Lord Friall ein Lächeln zu und fragte sich insgeheim, ob seine zusammengebissenen Zähne den Nachmittag ohne bleibende Schäden überstehen würden. »Du sagtest gerade? «
»Gewiss …«
Die Eingangstür wurde zugeschlagen.
Nachdem Saetan die mentale Signatur ertastet hatte, stieß er einen scharfen Pfiff aus und machte sich auf eine Katastrophe gefasst.
Einen Augenblick später steckte Karla den Kopf durch die Tür. »Küsschen«, sagte sie und gab sich redliche Mühe, möglichst unschuldig auszusehen.
Jedes Mal, wenn Karla ihre Unschuldsmiene aufsetzte, stieg panische Angst in Saetan hoch, da er mittlerweile mehrfach erlebt hatte, wie Zaubersprüche des Hexensabbats daneben gegangen waren. Doch mit ein wenig Glück brauchte er nie zu erfahren, was das Mädchen nun wieder angestellt hatte.
Karla deutete in Richtung Zimmerdecke. »Ich komme zu spät zu meiner Zeichenstunde.«
Der Höllenfürst stieß ein leises Stöhnen aus und massierte sich die Schläfen. Hatte er etwa vergessen, Dujae für heute abzusagen? »Bitte schicke Jaenelle herunter. Diese beiden Gentlemen möchten mit ihr sprechen.«
Karlas eisblauer Blick glitt über Magstrom und Friall hinweg. »Warum?« Sie wies mit dem Kinn auf Lord Magstrom. »Der Opa sieht harmlos aus, aber warum sollte sie ihre Zeit mit diesem Gecken vergeuden?«
Friall musste husten.
Lord Magstrom hob die Tasse an die Lippen, um sein Lächeln zu verbergen.
»Sofort!« Saetan war sich sicher, dass seine Zähne auf der Stelle zersplittern würden.
»Also gut. Küsschen«, erwiderte Karla und war im nächsten Moment verschwunden.
»Lady Karla ist eine Freundin deines Mündels?«, erkundigte Lord Malstrom sich sanft.
»Ja.« Saetans Lippen zuckten. »Sie und Jaenelles andere Freundinnen verbringen den Sommer bei uns – wenn ich es überleben sollte.«
Lord Magstrom blinzelte.
»Sie ist ein unverschämtes Gör«, stieß Friall hervor, wobei er sich die Lippen mit seinem Taschentuch betupfte. »Wohl kaum eine passende Gefährtin für dein Mündel.«
»Karla ist eine Königin und von Natur aus eine Schwarze Witwe«, entgegnete Saetan kühl. »Außerdem ist sie eine Heilerin. Sie ist eine etwas überschwängliche, aber eindrucksvolle junge Dame. Genau wie meine Tochter.«
Er sah, wie Lord Magstrom überrascht aufblickte. Hatte der Rat nicht im Register des Bergfrieds nachgesehen? Sobald Jaenelle zu ihnen zurückgekehrt war, hatten er und Geoffrey ihren Eintrag vorbereitet. Sie waren übereingekommen, weder das Territorium – oder das Reich – zu erwähnen, in dem sie geboren
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