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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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normalerweise menschlichen Hexen antaten, war, dass es in diesem Fall keine körperliche Vergewaltigung gegeben hatte. Vielleicht waren ihre Versuche, den Geist des Einhorns zu brechen, deshalb nicht geglückt, bevor Jaenelle die Macht von Schwarz auf die Insel losgelassen hatte. Es war ihnen nicht möglich gewesen, ihre wirksamste Waffe einzusetzen.
    »Gut so«, sagte Lucivar, indem er den letzten Strick fortschleuderte. »Komm schon, Süße. Auf die Beine. Nur ruhig.«
    Schritt für Schritt lockte er sie auf die nächste Lichtung. Ihre Angst wuchs mit jedem Meter, den sie sich von der Vertiefung im Erdboden entfernte. Er musste sie unbedingt ins Lager bringen, bevor ihre Furcht zu Ende führte, was jene Schurken begonnen hatten. Eine Horizontlinie des rosafarbenen Windes war nahe genug, um aufzuspringen, und er würde die Stute diese kurze Strecke lang gewiss leiten und beschützen können. Doch wie sollte er sie dazu überreden, ihm so weit zu vertrauen?
    »Mistral wird sehr froh sein, dich zu sehen«, meinte er beiläufig.
    *Mistral?* Sie drehte den Kopf in seine Richtung, und er musste ihrem Horn ausweichen, um nicht aufgespießt zu werden. *Es geht ihm gut?*
    »Er ist im Lager bei der Lady. Wenn wir den Rosenwind nehmen, stoßen wir vor der Dämmerung zu ihnen.«

    Schmerz und Trauer beherrschten ihre Gedanken. *Die Verstorbenen müssen ins Land gesungen werden, sobald der Abend dämmert.*
    Lucivar unterdrückte ein Zittern. Auf einmal wollte er unbedingt zurück. »Sollen wir gehen, Lady?«
    Alle waren körperlich erschöpft und tief betrübt ins Lager zurückgekehrt.
    Alle außer Lucivar.
    Saetan trank von dem Stärkungsmittel, das Karla ihm gebraut hatte, und versuchte sich keine Sorgen zu machen. Lucivar konnte auf sich selbst aufpassen. Er war ein starker, gesunder, bestens ausgebildeter Krieger, der seine Grenzen kannte – besonders, nachdem er sich am heutigen Tag derart verausgabt hatte. Er würde nichts Törichtes tun; es zum Beispiel alleine mit einer Bande von Männern des Blutes mit Juwelen aufnehmen, nur weil er über den Tod der verwandten Wesen erbost war.
    Und morgen würde im Westen die Sonne aufgehen.
    »Es geht ihm gut«, sagte Jaenelle kaum hörbar, als sie sich neben ihm auf einem der Baumstämme niederließ, welche die jungen Männer herbeigeschleppt hatten, damit man bequem um das Feuer sitzen konnte. Sie wickelte sich fester in die mit einem Wärmezauber belegte Decke und lächelte wehmütig. »Der Ring ist eigentlich dazu da, dass ich seine Gefühlsausbrüche überwachen kann. Es war mir nicht aufgefallen, dass mir bei der Erschaffung ein Fehler unterlaufen sein muss, bis Karla, Morghann und Grezande sich beschwerten, ich würde mit schlechtem Beispiel vorangehen, weil alle Jungs nun einen Ring wollen, der auf diese Weise funktioniert.« Ihre Stimme bekam einen klagenden Unterton. »Ich dachte immer, es handele sich um außergewöhnliche Intuition, wenn er jedes Mal genau dann auftauchte, sobald ich schlecht gelaunt war. Er jedenfalls hat nie etwas darüber verlauten lassen, dass es dafür einen ganz anderen Grund gab.«
    »Er ist kein Dummkopf, Hexenkind«, entgegnete Saetan
und nippte an dem Getränk, um sein Lächeln vor ihr zu verbergen.
    »Darüber lässt sich streiten. Aber warum musste er unbedingt den anderen davon erzählen?«
    Er verstand, weshalb die Königinnen verärgert waren. Der Grundstock eines jeden offiziellen Hofs waren zwölf Männer und eine Königin. Mithilfe des Rings der Ehre war eine Königin in der Lage, das Leben eines Mannes zu überwachen. Doch da die Königinnen die Privatsphäre der Männer respektierten, die ihnen dienten, und da keine Frau, die noch ganz bei Verstand war, das Gefühlsleben von derart vielen Männern verfolgen wollte, stellten die Königinnen den Ring normalerweise so ein, dass nur Dinge wie Angst, Wut und Schmerz zu ihnen durchdrangen – die Art Gefühle, die anzeigten, dass der Ringträger Hilfe benötigte.
    Jeder Mann hatte jedoch nur eine einzige Königin im Auge zu behalten!
    Er musste unbedingt mit Lucivar über die selbst auferlegten Grenzen sprechen, was diese Art der Überwachung betraf. Es würde ihn interessieren, wo sein Sohn die Trennlinie zog.
    »Wo wir gerade von dem Plagegeist sprechen, der angeblich kein Dummkopf ist«, sagte Jaenelle, indem sie auf zwei Gestalten deutete, die langsam auf das Lager zukamen.
    Mistral wieherte laut. *Mondschatten! Mondschatten!*
    Er galoppierte los. Zumindest versuchte er es.
    Als

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