Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
Vom Netzwerk:
Mistral einen Satz nach vorne machte, sprang Gabrielle von dem Baumstamm, auf dem sie gesessen hatte, und griff mit ihrer Hand in die Luft, als packe sie etwas. Dann zog sie ihren Arm ruckartig zurück.
    Mistral hing mit rudernden Beinen in der Luft.
    Obwohl sich Gabrielle der Kunst bediente, zitterte ihr Arm aufgrund des großen Gewichts, das sie schweben ließ. Bei ihrem Anblick kam Saetan zu dem Schluss, dass er sich möglichst bald mit Chaosti unterhalten sollte. Eine Hexe, die etwas Derartiges vollbringen konnte, nachdem sie einen anstrengenden
Tag als Heilerin verbracht hatte, war mit äußerster Vorsicht zu genießen.
    »Wenn du mit deinem verletzten Bein galoppierst, bekommst du es mit mir zu tun«, sagte Gabrielle.
    *Es ist Mondschatten!*
    »Von mir aus kann es sich um die Königin der Einhörner oder deine Gefährtin handeln«, antwortete Gabrielle aufgebracht. »Auf dem Bein wird nicht galoppiert!«
    »Sie ist sogar beides«, meinte Jaenelle mit einem trockenen Lächeln.
    »Beim Feuer der Hölle!« Gabrielle ließ Mistral zurück auf die Erde sinken, hielt ihn jedoch in ihrem Bann gefangen.
    »Gabrielle«, sagte Chaosti in dem schmeichelnden Tonfall, den Saetan insgeheim die männliche Hexenbesänftigungsstimme zu nennen pflegte. »Sie ist seine Gefährtin. Er hat sich Sorgen um sie gemacht. Ich würde auch nicht warten wollen, wenn es um dich ginge. Lass ihn los.«
    Gabrielle warf Chaosti einen zornigen Blick zu.
    »Er wird nicht galoppieren«, meinte Chaosti. »Nicht wahr, Mistral?«
    Das Einhorn hatte nicht vor, in diesem Moment auf Verbündete zu verzichten, selbst wenn sie nur zwei Beine hatten. *Ich werde nicht galoppieren.*
    Widerwillig ließ Gabrielle ihn ziehen.
    Mistral stapfte schwerfällig auf Mondschatten zu, wobei er den Kopf wie ein kleiner Junge sinken ließ, der noch nicht ganz außer Sichtweite der Person ist, die ihm soeben eine Strafpredigt gehalten hatte.
    »Sieh nur, was du angerichtet hast!«, versetzte Khary. »Er trägt sein Horn gesenkt.«
    »Ich wette, du trägst dein Horn auch gesenkt, wenn du so eine Ansprache bekommst«, sagte Karla mit einem anzüglichen Grinsen.
    Bevor Khary etwas erwidern konnte, stellte Jaenelle ihre Tasse ab und meinte: »Es ist so weit.«
    Alle wurden schweigsam, als sie inmitten der Bäume verschwand.

    »Weißt du, was hier geschehen soll?«, wollte Lucivar von Saetan wissen, nachdem er das Lager erreicht und sich neben seinen Vater gesetzt hatte.
    Saetan schüttelte den Kopf. Wie jeder andere im Lager war er nicht in der Lage, seinen Blick von der Stute zu wenden. »Mutter der Nacht, sie ist wunderschön!«
    »Abgesehen davon ist sie eine Königin und eine Schwarze Witwe«, stellte Lucivar trocken fest und sah zu, wie Mistral seine Lady begleitete. »Na ja, wenn jemand die Leviten gelesen bekommt, dann besser er als ich.«
    Der Höllenfürst lachte leise. »Übrigens hat deine kleine Schwester ein Hühnchen mit dir zu rupfen.« Als er keinerlei Antwort erhielt, sah er seinen Sohn an. »Lucivar?«
    Lucivars Mund stand offen, sein Blick war unverwandt auf die Bäume links von Saetan gerichtet – die Bäume, auf die Jaenelle vor ein paar Minuten zugegangen war.
    Er drehte sich um … und ihm stockte der Atem.
    Sie trug ein langes Kleid aus zarter schwarzer Spinnenseide. Spinnwebbahnen hingen von den eng geschnittenen Ärmeln herab. Knapp über ihren Brüsten ging das Kleid in ein durchsichtiges Netz über, das ihren Brustansatz und die Schultern umschmeichelte. Am Ende jedes einzelnen Fadens glitzerten schwarze Juwelensplitter voll dunklen Feuers.
    An beiden Händen prangten Ringe mit schwarzen Juwelen. Außerdem trug sie ein schwarzes Juwel um den Hals, das sich in der Mitte eines feinen Netzes aus goldenen und silbernen Fäden befand.
    Es war ein Kleid, das für Hexe angefertigt worden war: gleichzeitig erotisch, verspielt und furchterregend. Er konnte die Macht spüren, die in jedem einzelnen Faden des Gewands verborgen lag. Mit einem Mal wusste er, wer es erschaffen hatte: die Arachnianen. Die Traumweberinnen.
    Wortlos hob Jaenelle Kaetiens Horn empor und glitt damit auf freies Gelände zu. Die kurze Schleppe des Kleids zog sie wallend hinter sich her.
    Am liebsten hätte Saetan sie daran erinnert, dass es ihre Mondzeit war, dass sie im Moment keine Macht durch ihren
Körper leiten sollte. Doch ihm fiel wieder ein, dass sich hinter der menschlichen Maske von Hexe mitten auf ihrer Stirn ein winziges spiralförmiges Horn befand. Also sagte er

Weitere Kostenlose Bücher