Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
Noch glücklicher war sie gewesen, als die beiden sich nach dem Verlobungsjahr tatsächlich zur Ehe entschlossen hatten.
Alexandra blickte zu der Tribüne zurück, auf der Dorothea SaDiablo ihre entsetzliche Rede gehalten hatte. »Glaubst du ihr?«, fragte sie leise.
Philip führte Alexandra durch die Zuschauer, die so sehr unter Schock standen, dass sie nichts tun konnten, als zusammengedrängt dazustehen, bis sie den Mut aufbrachten, sich die verstümmelten Leichen anzusehen. »Ich weiß nicht. Selbst wenn auch nur die Hälfte von dem wahr ist, was sie sagt … wenn Sadi …« Es schnürte ihm die Kehle zu.
Bis zum heutigen Tage hatte Alexandra Alpträume von Daemon Sadi. Sadi hatte ihr gedroht, als Jaenelle das letzte Mal nach Briarwood gebracht worden war. Er hatte ihr einen Vorgeschmack auf das Grab gegeben. Philips Alpträume handelten gleichfalls von Sadi, was jedoch andere Gründe hatte. Während Daemon Sadi seinen dunklen Kräften freien Lauf gelassen hatte, um den Ring des Gehorsams zu zerbrechen, hatte er die Hälfte der Juwelen tragenden Blutleute in Beldon Mor getötet. Inmitten jenes gewaltsamen Wirbelsturms war Philips Kraft gebrochen worden, und er war auf das grüne Juwel zurückgefallen, das sein Geburtsjuwel war.
»Heute Abend können wir eine Kutsche nehmen«, schlug Philip vor. »Wenn wir auf den dunklen Winden reisen, sind wir morgen wieder zu Hause.«
»Noch nicht. Ich möchte, dass du mit Dorotheas Haushofmeister sprichst. Sieh zu, ob du eine Audienz für mich arrangieren kannst.«
»Du bist eine Königin!«, stieß er erzürnt hervor. »Du hast es nicht nötig, eine Priesterin um eine Audienz zu bitten, egal wer …«
»Philip!« Sie drückte seinen Arm leicht. »Ich bin dir dankbar
für deine Loyalität, aber im Moment sind wir Bittsteller. Ich kann mir fortan keinerlei Überheblichkeit mehr erlauben. Im Grunde bezweifle ich, dass Dorothea nicht mehr das Ungeheuer sein soll, das sie immer war. Allerdings bin ich fest davon überzeugt, dass der Höllenfürst eine weitaus größere Bedrohung darstellt.« Sie erschauderte. »Wir müssen nach Kaeleer reisen und Wilhelmina finden. Allerdings sollten wir vorher so viel Wissen über den Feind sammeln wie irgend möglich – ganz gleich, woher wir unser Wissen nehmen.«
»Na gut«, meinte Philip. »Was ist mit Vania und Nyselle? Werden sie uns begleiten?«
»Sie werden bleiben oder gehen, ganz wie es ihnen beliebt. Was ich tue, wird ihnen gewiss egal sein.« Sie seufzte. »Wer hätte auch nur vor einem Monat geahnt, dass ich eines Tages mit dem Gedanken spielen könnte, mich mit Dorothea zu verbünden? «
3 Terreille
Kartane SaDiablo schlenderte durch die gepflegte Gartenanlage, wobei er versuchte, nicht auf die forschenden oder mitleidigen Blicke der wenigen Leute zu achten, die sich noch hier draußen befanden.
Er hatte gewartet, bis Dorotheas Kutsche außer Sichtweite war, bevor er sich von der Tribüne abwandte. Die verstümmelten Leichname, die zur Schau gestellt worden waren, kümmerten ihn nicht. Beim Feuer der Hölle, Dorothea hatte Leuten regelmäßig Derartiges – oder Schlimmeres – angetan, wenn ihr der Sinn nach ein wenig Zerstreuung gestanden hatte! Daran schien sich jedoch niemand mehr zu erinnern. Andererseits war vielleicht keiner der Narren hier jemals Zeuge der entsetzlichen Launen der Hohepriesterin geworden.
Doch der Haushofmeister und der Hauptmann der Wache … hirnlose Schwächlinge! Ihnen hatten tatsächlich Tränen in den Augen gestanden, als sie ihr in den Wagen geholfen hatten!
Wie konnten sie annehmen, sie hätte all die Jahrhunderte im Bann eines Zaubers gestanden und hätte das Leiden ihrer Opfer nicht in vollen Zügen genossen?
Oh, selbstverständlich hatte sie aufrichtig und reumütig geklungen! Er glaubte ihr allerdings dennoch kein einziges Wort. Kein Mann, der Dorothea je im Bett zu Diensten hatte sein müssen, hätte ihr die Geschichte abgekauft. Daemon ganz bestimmt nicht.
Daemon. Der Sohn des Höllenfürsten. Das erklärte einiges, was seinen so genannten Cousin betraf. Hatte Dorothea all die Jahre davon gewusst, als Daemon an ihrem Hof fälschlich als Bastard aufgezogen worden war? Sie musste es gewusst haben, was wiederum bedeutete, dass der Höllenfürst der Hohepriesterin von Hayll gewiss nicht in Liebe verbunden war.
Und hier kam wieder Kartane mit seinen eigenen Interessen ins Spiel.
Die mysteriöse Krankheit, die vor fast dreizehn Jahren ausgebrochen war, verzehrte ihn allmählich. All
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