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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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blaue Flecken davontragen würde.
    In seinem Gesicht zeichnete sich Wut ab, doch er erinnerte sie mehr an einen tyrannischen Schulhofschläger als an einen gefährlichen eyrischen Krieger. Allerdings konnte auch ein kleiner Tyrann gefährlich werden, wenn er sich selbst davon überzeugen musste, dass er stark war.
    Er setzte zum Reden an, hielt dann jedoch inne. Offensichtlich hatte er entschieden, sich nicht in häusliche Streitigkeiten einzumischen, die seine eigenen Pläne nicht durchkreuzten.
    Mithilfe der Kunst rief er einen dicken Briefumschlag herbei und reichte ihn Marian. »Ein Bote wartet darauf. Er braucht ihn, bevor das Gericht aufmacht, also trödele nicht herum.«
    »Wenn es so wichtig ist, wieso lieferst du es nicht selbst ab?«, wollte Marian wissen.

    Seine Finger krallten sich in ihren Arm. »Gib mir keine vorlauten Antworten, Mädchen. Tu einfach, was man dir sagt.« Mit der anderen Hand deutete er in Richtung eines kleinen Wäldchens im Tal unter ihnen. »Dort wird er auf dich warten. Flieg hinunter und nimm dann den Weg durch den Wald.«
    »Und wenn ich den Boten nicht finde?«
    »Er wird dich finden.« Er ließ sie los und versetzte ihr dabei so einen heftigen Stoß, dass sie ein paar Schritte taumelte, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte. »Nun mach schon.«
    Sie ließ den Umschlag verschwinden und bewegte sich noch weiter von ihrem Vater fort, bevor sie die Flügel ausbreitete und sich in die Lüfte schwang. Sobald sie mit den Flügeln schlug, um sich in den blassen Morgenhimmel zu erheben, vergaß sie ihren Vater. Ebenso verbannte sie sämtliche Gedanken an den Ärger, der zu Hause auf sie warten würde, sondern konzentrierte sich auf die Freude, die es ihr bereitete, über das Land hinwegzufliegen. Sie liebte das Fliegen - das wunderbare Gefühl der Freiheit, das damit verbunden war. Wenn sie sich in der Luft befand, gelang es ihr beinahe zu glauben, dass ihre Träume eines Tages Wirklichkeit werden würden. Ein eigenes Zuhause mit einem Garten, der groß genug war, um Gemüse, Blumen, Kräuter und andere Pflanzen anzubauen, die sie an Heilerinnen für deren spezielle Tränke verkaufen könnte. Ihr eigenes Heim, ein Ort, an dem ihre Fertigkeiten nicht als etwas Minderwertiges abgetan würden, und sie nicht auf Zehenspitzen um einen Mann mit Wutausbrüchen und Stimmungsschwankungen herumschleichen müsste.
    Es war nichts weiter als ein Traum. Ihre purpurnen Juwelen verliehen ihr nicht genug Macht oder den nötigen Status, um sie vor stärkeren Männern zu beschützen, wenn sie auf sich gestellt wäre. Sie war von Natur aus nicht dazu veranlagt, mit den Grausamkeiten und gemeinen Intrigen fertig zu werden, denen man an den Höfen und in den Haushalten der Adeligen ausgesetzt war. Also hatte es keinen Zweck, sich einzubilden, sie könnte dort eine Stelle annehmen. Wenn ihre
Mutter sie hinauswarf, würde sie irgendwo gerade einmal für Kost und Logis arbeiten. Oder, noch schlimmer, sie könnte gezwungen sein, um eine Anstellung in einem der großen Horste zu betteln, in denen die Krieger hausten, die an den Höfen der eyrischen Königinnen dienten. Sie hatte ein paar der Frauen gesehen, die in jenen Horsten kochten und die Wäsche wuschen - und von denen außerdem erwartet wurde, dass sie auch andere Bedürfnisse der Krieger befriedigten. An einem jener Orte würde sie gewiss nicht lange überleben. Deshalb lief es jedes Mal darauf hinaus, dass sie akzeptieren musste, die unbezahlte Hilfskraft ihrer Mutter zu sein und zu bleiben.
    Doch sie sehnte sich dennoch nach etwas Besserem.
    Sie blinzelte die Tränen zurück, wobei sie sich sagte, dass sie vom Wind herrührten, und blickte nach oben … In der Ferne erhob sich der Schwarze Berg.
    Der Schwarze Askavi. Der Bergfried. In letzter Zeit gingen Gerüchte um, dass es dort jetzt eine Königin gab - eine mächtige, schreckliche Königin mit schwarzen Juwelen. Doch niemand hatte sie je zu Gesicht bekommen. Niemand konnte sich ganz sicher sein.
    Sie hielt inne und bewegte langsam die Flügel, um auf der Stelle zu schweben, da sie den Blick nicht von dem Berg wenden konnte. Es gelang ihr nicht, das Gefühl abzuschütteln, dass etwas von ihrer Anwesenheit wusste, sie beobachtete. Von jenem Berg aus.
    Mit klopfendem Herzen schüttelte sie den Kopf und zwang sich, nicht länger den Bergfried anzustarren. Stattdessen legte sie die Flügel an und schoss blitzschnell auf das Wäldchen in dem Tal zu. Sie war eine bedeutungslose Hexe. Es bestand

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