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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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eiskalter schwarzer Wut über sie hinweg und zog sie mit sich. Sie glaubte, gedämpfte Schreie voll Schmerz und Entsetzen zu hören, dann verebbten sämtliche Geräusche. Alles war weit entfernt …
    … bis sie fühlte, wie sich eine Hand auf die ihre legte, und eine Kraft sie durchfloss, die nicht ihr gehörte. Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, und starrte die goldhaarige Frau mit den saphirblauen Augen an, die neben ihr kniete. Sie starrte das schwarze Juwel an, das von einer Kette am Hals der Frau hing.
    »Du bist die Königin«, sagte Marian, obgleich sie kaum genug Luft holen konnte, um die Worte zu formen.
    »Ja, ich bin die Königin«, erwiderte die Frau.
    »Ich will nicht sterben.«
    »Dann tu es nicht.« Die Frau legte Marian die andere Hand auf die Stirn.
    Erneut umschloss die dunkle Macht sie, doch jetzt war sie warm und sanft, ein Kokon aus weichen Decken. Eine Kraft, die nicht von ihr kam, ließ ihr Herz weiterschlagen und trieb Atemluft in ihre Lungen.
    Bevor sie sich der Kraft ganz hingab, schoss ihr ein letzter Gedanke durch den Kopf: Ich habe die Königin des Schwarzen Askavi gesehen.
     
    Sobald Saetan durch das Tor trat, stellte er fest, dass Jaenelle sich nicht im Inneren des Bergfrieds von Terreille aufhielt. Einen Augenblick später durchflutete ihre mentale Signatur wieder die Gänge, und er wusste, dass sie zurückgekehrt war - woraufhin seine Stimmung noch ein wenig gereizter wurde.
    Es war egal, dass sie seine Königin war. Dass ihre Macht die seine bei weitem in den Schatten stellte, spielte ebenfalls keine Rolle. Wenn er ihr erst einmal die Leviten gelesen hatte, würde sich seine Lady eindeutig darüber im Klaren sein, was ihr Haushofmeister davon hielt, dass sie Terreille betrat, feindlichen Boden, und noch dazu ohne den geringsten Geleitschutz.
    Dann verließ er den Raum, in dem sich der Dunkle Altar befand, und erblickte sie. Sie kam auf ihn zu, die Hände um ein Bündel geschlungen, das in Decken gewickelt war …
    Er konnte das Blut riechen, und ihm entging der gefährliche wilde Blick in Jaenelles Augen nicht. Sein heißblütiger Zorn schlug in eiskalte Wut um, während er in den Blutrausch geriet.
    Jaenelle blieb vor ihm stehen. Sie sagte nichts, während er behutsam einen Teil der Decken zurückschlug und die junge eyrische Frau betrachtete: die zerrissene Kleidung und die Schnittwunden, aus denen immer noch Blut hervorquoll, obgleich er spüren konnte, dass Jaenelle dabei war, ein heilendes Netz um sie zu weben.
    »Warum?«, fragte er.
    Jaenelle blickte zur Seite. »Frag die da.«
    Im Gang erschienen fünf Leichen. Saetan erkundete sie mithilfe der Kunst. Was Jaenelle getan hatte, erfüllte ihn gleichzeitig mit Entsetzen und Anerkennung. Die Knochen der eyrischen Männer waren von Kopf bis Fuß zu winzigen Kieseln zermahlen worden, sodass die Leichen wie eigenartig formlose Säcke aussahen. Die Muskeln und inneren Organe waren zerfetzt, als hätten Klauen alles mit langsamen, genüsslichen Bewegungen in Stücke gerissen, ohne die Haut darüber zu verletzen. Er konnte sich gut vorstellen, dass genau das geschehen war. Und die paar Sekunden, die es gedauert haben mochte, waren die Schmerzen sicherlich unvorstellbar gewesen …
    Er warf einen Blick auf die eyrische Frau.
    … aber nicht genug, um die Rechnung zu begleichen.

    »Das hier ist es, was du in dem Verworrenen Netz gestern Abend gesehen hast?«, fragte er gefährlich leise.
    »Ich sah Leere, wo helle Freude hätte sein sollen. Ich sah Glück, das wie eine Pflanze verwelkte, die nicht den passenden Boden fand, um Wurzeln zu schlagen. Und ich sah die Terrasse, auf der ich bei Morgengrauen stand, doch sie war leer - eine Warnung, dass meine Gegenwart, oder Abwesenheit, über den Ausgang des Geschehens entscheiden würde.«
    »Ich verstehe.« Er blickte erneut auf die Leichen. »Jetzt begreife ich, welche Art von Expertise du von mir benötigst.«
    Jaenelle nickte. »Finde heraus, warum dies geschehen ist, Höllenfürst … und begleiche die Rechnung.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein, Lady.«
    Er trat beiseite und sah zu, wie sie in den Raum eilte, in dem sich der Dunkle Altar befand sowie das Tor, das sie und die Frau nach Kaeleer bringen würde.
    Er wartete ein paar Minuten und musterte die Leichen, die in unnatürlicher Haltung an den Mauern des Ganges lehnten. Dann erhob er die Hand. In dem schwarzen Juwel an seinem Ring blitzte die gespeicherte Energie auf, die sich darin verbarg. Die Leichen erhoben sich vom

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