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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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von dem Schreibtisch abstieß.
    »Sperr die verdammte Tür auf, damit ich zu Jaenelle kann, um zu entscheiden, ob ich wütend auf mich sein soll, weil ich Unrecht hatte, oder aber wütend auf dich, weil du Recht hattest.«
    Sie entfernte das graue Schloss an der Tür, beobachtete, wie er hinausging - und gestattete sich eine zaghafte Hoffnung.
     
    Als Lucivar Jaenelles Blick sah, in dem gleichermaßen Vorsicht und Freude lagen, sobald er ihr die eyrische Übungsstange reichte, versetzte es ihm einen Stich in der Herzgegend.
    Bist du dir sicher, dass du ihr nicht die Flügel stutzt, anstatt ihr lieber zu helfen, wieder fliegen zu lernen?
    Hatte Marian mit ihren Worten Recht gehabt? Hatten sie Jaenelle in einen Käfig gesteckt, weil sie solche Angst hatten, sie etwas tun zu lassen, das ihrem unendlich zerbrechlichen Körper schaden könnte? Sie hatten es aus den besten Beweggründen
getan, und ganz gewiss aus Liebe, aber ein Käfig blieb dennoch ein Käfig.
    »Gemeinsame Aufwärmübungen«, sagte er und stellte sich vor Jaenelle auf. »Geh es locker an. Überanstrenge dich nicht. Wir hören auf, sobald du dich müde fühlst.«
    Spiegelbildlich folgte er ihren langsamen Bewegungen, wobei er sie immerzu beobachtete und ihre Verfassung abschätzte. Sie konnte sich an die Bewegungsabläufe erinnern, doch es gelang ihr nicht, auch nur einen einzigen zu Ende auszuführen. Nicht vollständig. Ruckartige Bewegungen, wo einst flüssige Geschmeidigkeit geherrscht hatte. Sie fing zu keuchen an, als sie das erste Drittel der Aufwärmübungen absolviert hatte. Nach der Hälfte zitterten ihre Arme und Beine vor Anstrengung, eine Bewegung nach der anderen durchzuführen.
    Dann traf ein Ende ihrer Stange auf dem Boden auf, und sie benutzte die Waffe, um sich daran abzustützen und nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ohne ihn anzusehen, ging sie mit langsamen Schritten zum Sofa und ließ sich an einem Ende in die Kissen sinken.
    »Tja«, sagte sie. »Du hattest also Recht.«
    Er griff nach ihrer Stange und ließ sie zusammen mit der seinen verschwinden. Dann ging er vor Jaenelle in die Hocke. »Nein.« Er wartete, bis sie ihn ansah. »Weißt du noch, wie du ins Verzerrte Reich gegangen bist, um einen Pfad für Daemon zu markieren, dem er folgen konnte? Dein Körper war schon geschwächt, weil du die Landen geheilt hattest, die von den Jhinkas angegriffen worden waren. Als du zum Bergfried zurückgekehrt bist, nachdem du Daemon gefunden hattest, warst du völlig erledigt.«
    »Ich erinnere mich noch daran«, flüsterte sie, wobei sie auf ihre Hände hinabstarrte.
    »Sobald du wieder alleine stehen konntest, haben wir uns darangemacht, deine Muskulatur und Stärke wieder aufzubauen.«
    »Worauf willst du hinaus?« Sie sah müde und niedergeschlagen aus.
    Er legte leicht eine Hand auf die ihre. »Damals bist du beim
ersten Mal nicht einmal halb so weit gekommen wie heute. Worauf ich hinauswill, ist Folgendes: Es tut mir Leid, Katze. Ich wollte so sehr, dass du zu uns zurückkehrst, dass es mehr geschadet als genutzt hat. Anstatt dir zu helfen, wieder fliegen zu lernen, habe ich dir die Flügel gestutzt.«
    »Dann wirst du wieder mit mir üben?«
    Er lächelte. »Wir schaffen das schon. Morgen komme ich wieder.«
    Sie zog eine Grimasse. »Morgen kann ich nicht. Surreal und ich fahren nach Amdarh, und besuchen einen paradiesischen Ort, wie sie es ausgedrückt hat.«
    »Ihr werdet im Stadthaus wohnen?«
    Jaenelle schüttelte den Kopf. »Surreal meint, es sei leichter, sich verwöhnen zu lassen, wenn wir in diesem … Paradies … wohnen. Außerdem hält sich Daemon gerade im Stadthaus auf.«
    Na und? Er stellte die Frage nicht, da in ihrem Tonfall etwas Eigenartiges mitschwang. Etwas … Nervöses. Und Daemon war in den vergangenen Wochen ebenfalls gereizt gewesen - und sehr auf sein Revier bedacht, was dazu führte, dass die männlichen Dienstboten auf der Burg es kaum wagten, seine Aufmerksamkeit zu erregen. »Dann gib mir Bescheid, sobald du wieder da bist.«
    Er blieb lange genug auf der Burg, um Surreal zu versichern, dass er anfangen würde, mit Jaenelle zu üben, sobald die beiden Frauen zurückgekehrt waren, von wo auch immer. Dann schwang er sich auf die Winde und reiste nach Ebon Rih. Doch bevor er nach Hause flog, machte er einen Abstecher zum Bergfried, um sich ein wenig mit seinem Vater zu unterhalten.

8
    Kurz nach dem Frühstück verließ Daemon das Stadthaus. Er war verwundert über die beunruhigten Blicke der

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