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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Boden und blickte dann zu Jaenelle empor. *Warum ruft Surreal deine Schuhe herbei?*
    »Das hat sie nicht«, sagte Jaenelle leise und ließ die Stiefel fallen. »Ich habe es getan.«
    *Du hast deine Schuhe herbeigerufen?*
    Jaenelle zuckte mit den Schultern. Leise Trauer ließ die Farbe aus ihrem Gesicht entweichen, sodass sie wieder krank und schwach aussah.
    *Du hast deine Schuhe herbeigerufen!* Ladvarian wedelte wie verrückt mit dem Schwanz, während er auf der Stelle tänzelte. *Früher hast du das niemals fertig gebracht!*
    Widerwillig musste Jaenelle lächeln. »Nein, früher nicht.«
    Dieses Eingeständnis verblüffte Surreal. Ladvarian hatte Recht! Jaenelle hatte es niemals geschafft, ihre eigenen Schuhe herbeizurufen. Es wurde oft mit mildem Spott darüber gesprochen, dass Jaenelle zwar eine ganze Bibliothek in Leder gebundener Bücher mühelos bewegen konnte, dass sie es aber nicht schaffte, einen Pantoffel für ihre Füße herbeizurufen.
    Ladvarian sprang in die Höhe und schwebte in der Luft, sodass sich sein Gesicht auf gleicher Höhe mit Jaenelles befand. *Die verwandten Wesen werden dir weiterhin während deiner Mondzeit die Schuhe holen, wenn du dich nicht der Kunst bedienen kannst, aber die restliche Zeit kannst du deine Schuhe selbst herbeirufen*, sagte er glückselig.
    Lächelnd nahm Jaenelle das pelzige Gesicht des Scelties in die Hände. »Ja, ganz genau.«
    *Und du wirst nicht mehr die falschen Schuhe anziehen müssen, weil wir nicht die richtigen geholt haben.*
    Tja, dachte Surreal, das erklärte auch, weshalb Jaenelles Schuhe nicht immer zum Rest ihrer Kleidung gepasst hatten.
    »Ich habe nie gesagt, dass ihr die falschen Schuhe geholt habt«, sagte Jaenelle zärtlich.
    *Du hast es uns nicht gesagt, weil du uns liebst.*
    Jaenelle lehnte die Stirn an die des Hundes. »Ja, ich liebe euch.«
    Surreal schluckte schwer, um der Rührung Herr zu werden, die ihr auf einmal die Kehle zuschnürte. Mist, Mist, Mist. Hatte sie denn gar nichts von der unerschütterlichen Treue und dem Glauben der verwandten Wesen an Jaenelle gelernt? Sie hatte Mitleid empfunden und Jaenelle die Freude daran verdorben, sich erfolgreich der Kunst bedient zu haben. Ladvarian war einfach nur begeistert - und hatte gleich erkannt, dass Jaenelle nicht dabei war, eine Fähigkeit wieder zu erlangen, die sie verloren hatte, sondern dass sie völlig neue Wege betreten hatte.
    *Das muss ich Kaelas erzählen!* Ladvarian sprang aus dem Zimmer.
    »Heute Abend wissen alle verwandten Wesen, die Teil des Dunklen Hofes waren, dass du deine Schuhe herbeirufen kannst«, sagte Surreal trocken.
    Jaenelle grinste. »Meinst du wirklich, dass es so lange dauern wird?« Dann verblasste das Grinsen. »Ich dachte, du würdest in Amdarh bleiben.«
    »Ich bin zurückgekommen, um mit dir zu sprechen.« Sie holte tief Luft - und hoffte, nicht wieder jenen kalten, wilden Zorn in Jaenelles Augen aufflackern zu sehen. »Was ist los mit dir und Daemon?«
    »Nichts, woran du etwas ändern könntest.«
    Surreal streckte die Hand aus und strich mit den Fingerspitzen über Jaenelles Ärmel. »Rede mit mir. Mutter der Nacht, Jaenelle, dem Mann bricht das Herz, weil du ihn aus deinem Leben verbannst!«
    Jaenelle wandte sich ab. »Ich mache das um seinetwillen.« Ihre Stimme war ein gequältes Flüstern. »Damit er nicht gezwungen ist, bei einer Frau zu bleiben, die er nicht länger will, bloß weil alle anderen von ihm erwarten, ihr treu zu bleiben.«

    » Gezwungen ist … Ja, sicher!«, fuhr Surreal sie an. » Er will dich. Er braucht dich. «
    »Er wollte und brauchte, was ich einst war«, fauchte Jaenelle zurück. »Aber was ich jetzt bin?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Liebst du ihn noch?«
    »Was ich empfinde, ist egal.«
    »Es ist nicht egal! Du liebst ihn. Er liebt dich. Warum drängst du ihn dann aus deinem Leben?«
    »Sieh mich doch an!«, rief Jaenelle und deutete sich mit dem Finger auf die Brust. »Ich bin geheilt, Surreal. Vollständig geheilt. Aber er kann sich nicht dazu überwinden, mich zu berühren, erträgt es nicht einmal, meine Hand zu halten. Warum sollte er an eine Frau gefesselt sein, die ihm Abscheu bereitet, während er s-so verflucht schön ist, dass es wehtut, ihn auch nur anzusehen und sich daran zu erinnern, wie es war, als er mich noch w-wollte …«
    Entsetzt stand Surreal da und starrte Jaenelle an. Dann schüttelte sie den Kopf. Zwar bezweifelte sie nicht, dass Jaenelle glaubte, was sie sagte, doch das stimmte nicht mit dem

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