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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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über der Vitrine. Als er die Hände hob, lagen zwei mit Samt bezogene Ringschatullen auf dem Glas.
    Daemon vergaß alles um sich her, als er nach dem Ring griff, der Jaenelles Ehering sein sollte, wie er hoffte. Er war einfach und elegant und wies einen Saphir auf, der von zwei Rubinen eingefasst war.
    »Perfekt«, murmelte Daemon und legte ihn in die Schatulle zurück, bevor er den anderen Ring betrachtete. Ein schmuckloser Goldring. Keine Gravuren im Gold oder sonstige aufwändige Verzierungen. Solcher Dinge bedurfte er nicht, ja, er wollte sie nicht. Alles, absolut alles, was er wollte, war das, wofür dieser Ring stand, sobald Jaenelle ihn über seinen Finger streifen würde.
    Er schloss beide Schatullen, ließ sie verschwinden und lächelte Banard an.
    Banard erwiderte das Lächeln nicht. »In Amdarh gehen beunruhigende Gerüchte um.«

    Daemon entging der warnende Unterton nicht, und er neigte den Kopf. »Ich glaube, ich habe heute Morgen ein bisschen Wind davon bekommen. Hältst du die Sache für wahr?«
    »Nein.«
    Banards feste Entschlossenheit überraschte Daemon, doch bevor er eine Frage stellen konnte, fügte der Juwelier hinzu: »Du hättest mich nicht beauftragt, diese Ringe anzufertigen, wenn die Gerüchte wahr wären.«
    Einen langen Augenblick starrte er Banard nur an, ohne den Sinn der Worte zu begreifen. Dann strömte kalte Wut durch ihn. Süß und tödlich.
    »Danke, dass du es mir gesagt hast«, meinte Daemon trügerisch sanft.
    Auf dem Rückweg zum Stadthaus prägte er sich jeden ein, der ihn mied, wie auch jeden, der sich Mühe gab, ihn deutlich sichtbar zu grüßen. Er sah alles … und er sah nichts, da die ganze Stadt hinter einem weichen Nebel verborgen war, der eine schreckliche Gewissheit mit sich brachte.

    Arm in Arm schlenderten Surreal und Jaenelle auf die Rezeption am anderen Ende des zweistöckigen Atriums zu, das eine friedliche und exquisite Atmosphäre verbreitete - und ein klares Signal war, dass das Verwöhnen der Damenwelt hier ernst genommen wurde.
    »Mutter der Nacht«, sagte Jaenelle, die sich mit großen Augen umsah. »Benötigt dein Paradies denn tatsächlich so viel Platz?«
    »Du wirst dich noch umsehen, was es hier alles für paradiesische Freuden gibt«, erwiderte Surreal und verkniff sich ein Grinsen, als Jaenelle aufstöhnte. Das Gebäude war zwar viel größer, doch es erinnerte sie trotzdem an Dejes Haus des Roten Mondes in Chaillot in Terreille. Da es noch dazu Gästezimmer gab, fragte sie sich, ob es hier auch Freuden gab, die nicht so öffentlich beworben wurden. Nicht, dass sie im Moment Sex im Sinn gehabt hätte. Jedenfalls
nicht für sich. »Machen wir es uns in unserer Suite gemütlich, dann werde ich die Termine für unsere Behandlungen ausmachen.«
    »Vielleicht nur …«
    »Nein.«
    »Aber …«
    »Es wird dir gefallen. Vertrau mir.«
    Jaenelle starrte Surreal argwöhnisch an. »Du glaubst ja auch, dass es normal ist, sich die Zehennägel zu lackieren.«
    »Ja und?«
    Seufzend löste sich Jaenelle von Surreal und wandte sich in dem Augenblick von dem Empfangstisch ab, als ein gut gekleideter Mann aus der entgegengesetzten Richtung an die Rezeption zurückkehrte.
    »Guten Morgen, meine Damen«, sagte er mit einem herzlichen Lächeln.
    Surreal erwiderte das Lächeln und nannte ihm ihren Namen - woraufhin Feindseligkeit über sein Gesicht huschte, bevor es ihm gelang, seine Gefühle hinter einer nichts sagenden Maske zu verbergen.
    »Es tut mir Leid, Lady Surreal, aber wir haben keine freien Zimmer mehr.«
    Es tut dir kein bisschen Leid, du rückgratloser kleiner Mistkerl. »Ich habe reserviert, und meine Reservierung wurde mir bestätigt. Sieh im Gästebuch nach.«
    »Das wird nicht nötig sein. Ich versichere dir …«
    »Mach dir nichts draus, Surreal«, sagte Jaenelle leise und wandte sich wieder dem Empfangstisch - und dem Mann - zu. »Sollte jemandem ein Irrtum unterlaufen sein, können wir im Stadthaus der Familie wohnen. Es gibt noch andere Läden in Amdarh, und ich bin mir sicher, dass dieses Etablissement hier nicht der einzige Ort ist, an dem es Leute gibt, die einem die Haare schneiden können.«
    Surreal wusste nicht recht, was sie faszinierender finden sollte: die Art, wie Jaenelle dem kleinen Mistkerl eiskalt den Boden unter den Füßen entzog, oder wie der kleine Mistkerl alles daran setzte, seinen Irrtum wieder gutzumachen, sobald
er die Frau mit den goldenen Haaren erkannt hatte, die vor ihm stand.
    Eine Minute später steckte Surreal den

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