Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Dienstboten
und fühlte sich zu ruhelos, um im Haus zu bleiben. Ziellos wanderte er umher, bis die Läden öffneten. Dann machte er sich zu der Buchhandlung auf, wo er ein oder zwei Stunden totschlagen konnte, indem er das Angebot durchstöberte. Da Jaenelle sich nicht länger für Liebesgeschichten interessierte, ließ sich vielleicht etwas anderes finden, das sie faszinierte - und etwas für ihn selbst, das ihn beschäftigt hielt, während er auf eine Nachricht von Surreal wartete.
Nachdem sie gestern zur Burg aufgebrochen war, hatte er Marcus zu sich gerufen und die Energie und Geduld des Geschäftsmanns erschöpft, indem er jede mögliche Transaktion mit ihm durchgegangen war, die in den nächsten Wochen auf sie zukommen könnte. Sollte es Surreal gelingen herauszufinden, was mit Jaenelle los war, wenn es ihr tatsächlich glücken sollte, das Problem aus der Welt zu schaffen, sodass Jaenelle wieder an seiner Gegenwart gelegen war, sollte nichts seine Zeit mit seiner Lady beeinträchtigen.
Doch er musste sich unbedingt beschäftigen, bis er von Surreal hörte - oder von Jaenelle. Vielleicht sollte er Lucivar zum Abendessen einladen. Oder dem Bergfried einen Besuch abstatten und ein paar Stunden bei seinem Vater verbringen. Er wäre beinahe an seiner Angst, Jaenelle zu verlieren, erstickt, hatte jedoch niemandem außer Surreal auch nur das Geringste anvertraut. Jetzt … Vielleicht sollte er die Meinung eines anderen Mannes einholen? Aber Lucivar wäre gewiss zu direkt und unverblümt und würde seinen Zorn noch weiter wecken, was nun wirklich nicht nötig war. Saetan hingegen war vielleicht in der Lage, ihm Jaenelles emotionalen Rückzug zu erklären … oder ihm sogar zu versichern, dass es sich um eine Phase des Heilungsprozesses handelte, die vorübergehen würde. Vielleicht … vielleicht würde es sogar helfen, mit Saetan über den Alptraum zu sprechen, der ihn immer wieder heimsuchte. Obgleich es in letzter Zeit vor allem erotische Träume waren, die ihn beschäftigten und ihm beim Aufwachen körperliches Unbehagen verursachten.
Er verdrängte diese Gedanken und betrat den Buchladen.
Als er dem Inhaber zulächelte, fragte er sich, weshalb sich die Augen des Mannes bei seinem Anblick verengten, und das gewöhnliche Begrüßungslächeln gezwungen wirkte.
»Prinz Sadi.« Der Ladenbesitzer klang, als habe er Glas verschluckt. »Du möchtest die Bücher abholen, die ich für dich beiseite gelegt habe?«
»Ja, und noch ein paar andere«, erwiderte Daemon und wandte sich von dem Ladentisch ab, um die Regale zu durchstöbern. Die Liebesromane würde er Marian schenken. Sie und Jaenelle tauschten oft Bücher aus, von daher wusste er, dass sie ihr gefallen würden.
»Na schön.«
Der Widerwille in der Stimme des Verkäufers ließ Daemon innehalten. Er drehte sich wieder um und musterte den Mann.
Er will mich nicht hier haben, dachte Daemon. Die unerwartete Reaktion auf seine Anwesenheit versetzte ihm einen Stich.
Er fühlte einen Hauch eiskalter Wut und zog sich in einen Teil des Ladens zurück, wo die Regale die Sicht auf den Ladenbesitzer versperrten. Um der Vergangenheit und vielleicht auch der Zukunft willen war es besser, auf diese Weise Abstand zu halten, bis sein Verlangen sich wieder gelegt hatte, dem Ladenbesitzer die Haut abzuziehen. Schließlich konnte der Mann wegen etwas seine Fassung verloren haben, das nicht das Geringste mit ihm zu tun hatte.
Er schlug sich den Ladenbesitzer vorläufig aus dem Kopf und ließ den Blick über die Regale mit den Romanen schweifen, wobei er die Liebesgeschichten und Abenteuerromane überging und schließlich bei einer Abteilung innehielt, die interessant aussah.
Daemon zog ein Buch aus dem Regal und las die erste Seite. Er musste ein Lachen unterdrücken. Als er auf der vierten Seite angelangt war, lehnte er bereits in bequemer Haltung an den Regalen und grinste in sich hinein. Bei der Heldin handelte es sich um eine Angehörige des Blutes namens Tracker, von Beruf Musikantin, deren Begleiter ein Sceltiekrieger
namens Schatten war, der Purpur trug. Das Dorf, in dem sie lebten, trug deutliche Züge von Maghre, und der Krieger, der über das Dorf herrschte und sie bei der Lösung eines Geheimnisses um Hilfe bat …
Wusste Khardeen von diesen Geschichten? Er würde Khary am Abend eine kurze Nachricht schicken. Es wäre eine gute Antwort auf die Botschaft, die er letzte Woche von dem Krieger erhalten hatte, der über Maghre herrschte. Khary hatte im Grunde nur ein
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