Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
paar Sätze über Pferde geschrieben, doch Daemon hatte die Bedeutung des Briefes verstanden, der an ihn und nicht an Jaenelle gerichtet gewesen war. Sein Verhalten während der Zeit, als Jaenelle ihre Zauber erschuf, um Kaeleer zu retten, hatte die freundschaftlichen Bande zerstört, die sich zwischen ihm und den anderen Männern aus Jaenelles Erstem Kreis gebildet hatten. Seitdem hatten sie sich ihm gegenüber höflich, aber kühl verhalten. Kharys Nachricht war das erste Anzeichen, dass der Wille bestand, diese Freundschaften wieder zu erneuern.
Daemon schlug das Buch zu und fand in dem Regal zwei weitere Bände derselben Autorin, in denen es um Tracker und Schatten ging. Nach diesen Büchern griff er ebenfalls. Selbst wenn die Handlung sich nicht als ausreichend spannend herausstellen sollte, war das Verständnis der Autorin für die Beziehungen zwischen Menschen und verwandten Wesen auf jeden Fall unterhaltsam.
Als er sich bückte, um sich ein weiteres Buch anzusehen, hörte er, wie zwei Frauen, die leise und in eindringlichem Tonfall miteinander sprachen, auf die andere Seite des Regals zutraten.
»Es ist wahr, sage ich dir«, meinte die eine Frau.
»Ich glaube es einfach nicht«, erwiderte die andere Frau, die eigenartig trotzig klang. »Und es ist unverantwortlich, einen Mann ohne Beweise der Untreue zu bezichtigen.«
»Man hat ihn in aller Öffentlichkeit mit der verfluchten Schlampe gesehen, mit der er ins Bett geht. Was für Beweise willst du sonst noch haben?«
»Ich habe gehört, es handele sich um seine Cousine.«
»Nur weil sie das eine ist, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht auch das andere ist.«
Zögern. »Nein, aber ich bin mir dennoch sicher, dass es sich hierbei um ein schreckliches Missverständnis handelt. Man hat ihn nur letzten Winter ansehen müssen, um zu sehen, dass er seine Königin liebt. Er würde sie nicht jetzt plötzlich verraten.«
»Abwarten«, sagte die erste Frau düster.
Ihre Begleiterin seufzte. »Wolltest du ein Buch aus dieser Abteilung?«
»Nein, ich wollte bloß von dem Ladenbesitzer wegkommen, um dir zu Ende erzählen zu können, was ich gehört habe. Es ist zu ärgerlich, wie dieser Händler pausenlos versucht, uns zum Schweigen zu bringen. Geradezu merkwürdig. Normalerweise kaufe ich nicht in diesem Laden ein, und ich glaube auch nicht, dass ich noch mal herkommen werde.«
»Dann lass uns gehen. Ich habe meine Auswahl schon getroffen.«
Als Daemon die Anwesenheit der beiden Frauen nicht länger in dem Laden spüren konnte, erhob er sich und brachte seine Bücher zum Ladentisch. Während er darauf wartete, dass der Ladenbesitzer aus einem anderen Teil des Geschäfts herüberkam, dachte er über das Gespräch nach, das er soeben belauscht hatte.
Armer Bastard. Der Untreue beschuldigt zu werden, konnte das Leben eines Mannes ruinieren. Die Ehe war die wertvollste Form der Partnerschaft - mehr eine Herzensangelegenheit als der sonst übliche Vertrag, der sich hauptsächlich auf den Körper und die sexuellen Fähigkeiten eines Menschen bezog. Wenn ein Mann der Untreue überführt wurde, konnte es ihn seine Ehe ebenso kosten sowie seine Kinder. Ein paar verletzende Worte konnten alles zerstören, woran ihm gelegen war.
»Prinz.« Der Verkäufer näherte sich zitternd und mit aschfahlem Gesicht dem Ladentisch.
»Was ist los?«, erkundigte sich Daemon. »Bist du krank?«
»Nein.« Der Mann schluckte heftig. »Wäre das alles?«
Da der Mann keinerlei Hilfe wollte, zumindest nicht von ihm , wartete Daemon, bis der Preis der Bücher errechnet und auf seinem Konto vermerkt war. Dann setzte er seine Initialen unter den Betrag, ließ die Bücher verschwinden und verließ das Geschäft.
Auf dem Weg zu Banards Laden verwandelte sich sein Erstaunen in Ärger, als männliche Bekannte, denen er auf der Straße begegnete, seine Blicke vermieden oder nicht zurückgrüßten, und Frauen ihn feindselig anstarrten, bevor sie auffällig wegsahen, sodass klar war, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollten. Als er Banards Geschäft betrat, wandten sich die drei Leute, die sich bereits dort befanden, darunter eine Priesterin, die an Lady Zharas Hof diente, von den Vitrinen ab und verließen wortlos den Laden.
»Was im Namen der Hölle ist heute bloß mit allen los?«, knurrte Daemon und ging zu dem gläsernen Schaukasten, der als Ladentisch diente.
»Du bist wegen der Ringe hier?«, fragte Banard.
»Ja, ich bin wegen der Ringe hier.«
Banard wölbte beide Hände
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