Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Zimmerschlüssel in ihre Tasche, hakte sich bei Jaenelle unter, um sie zu stützen, ohne dass es allzu sehr auffiel, und die beiden Frauen begaben sich in Richtung ihrer Suite.
»Er wollte uns nicht hier haben«, sagte Jaenelle leise.
»Oh, dich hier zu haben, fand er wunderbar«, entgegnete Surreal. Mich hingegen hat er angesehen, als wäre ich nichts weiter als Schmutz auf seinen Schuhen. Warum nur?
Die Suite, die sich im Erdgeschoss befand, hatte ihr eigenes beheiztes Schwimmbecken. Abgesehen davon gab es ein Wohnzimmer und zwei Schlafzimmer jeweils mit eigenem Badezimmer. Zumindest war der kleine Mistkerl klug genug gewesen, ihnen eine der besten Suiten zu geben.
»Warum ruhst du dich nicht ein wenig aus, während ich die Termine vereinbare?«, schlug Surreal auf dem Weg zur Tür vor.
»Kümmerst du dich um alles, Surreal?«
Sie drehte sich um, da sie glaubte, Jaenelle habe sie nicht gehört. Da sah sie den Blick in den Augen von Hexe . Jaenelle sprach nicht von irgendwelchen Terminen!
Surreal lächelte. »Darauf kannst du dich verlassen.«
Sie schnappte sich den ersten offiziell aussehenden Menschen, der ihr über den Weg lief, stieß die andere Hexe in eine schmale Nische und hielt der Frau die Spitze ihres Lieblingsdolches ans Kinn, bevor ihr Opfer wusste, wie ihm geschah.
»Hör gut zu, Süße«, sagte Surreal leise. »Meine Cousine hat Monate damit zugebracht, von schrecklichen Verletzungen zu genesen. Da es ihr nun wieder gut genug geht, habe ich sie für die Behandlungen hergebracht, auf die ihr hier spezialisiert seid. Kannst du mir so weit folgen?«
»J-ja«, stammelte die Hexe.
»Wunderbar. Hier ist also mein Vorschlag: Welches Problem ihr auch immer mit mir haben mögt, vergesst es, solange
sie hier ist, und gebt ihr alles, was ihr zu bieten habt. Denn wenn ihr auch nur das Geringste tut, um ihr diesen ersten Ausflug zu verderben, werde ich ihrem Vater, ihrem Bruder und ihrem Geliebten Bescheid geben, dass ihr Jaenelle sehr, sehr traurig gemacht habt. Wenn die drei damit fertig sind, ihr Missfallen kundzutun, wage ich ernsthaft zu bezweifeln, dass von diesem Ort noch etwas übrig ist, das größer ist als ein Kieselstein. Ist das klar?«
Die Frau nickte.
»Gut. Ich werde ein paar Termine vereinbaren und dir ein wenig Zeit geben, meine Botschaft weiterzugeben.« Surreal ließ den Dolch verschwinden und trat in den Gang zurück. »Ach ja, und, Süße? Jaenelles männliche Verwandte sind nicht die Einzigen, die gefährlich sind.«
»Meine Zehennägel werden rot sein?«
»Es wird dir gefallen. Der Lack wird gut zu der saphirfarbenen Jacke und der Hose passen, die ich in einem der Läden auf dem Weg zu unserem Zimmer entdeckt habe. Da gehen wir als Nächstes hin, damit sie Zeit haben, bis heute Nachmittag die nötigen Änderungen vorzunehmen.«
»Aber … rote Zehennägel? Wer soll die denn zu Gesicht bekommen?«
Daemon, wenn er sich seinen Weg deine Beine hinunterknabbert.
Doch es bestand kein Grund, das in diesem Augenblick zu erwähnen.
»Schlamm? Sie werden mir Schlamm ins Gesicht schmieren?«
»Es wird dir gefallen.«
»Wenn ich mit den Kätzchen Beutejagd gespielt habe und wir voller Schlamm nach Hause kamen, haben alle immer nur die Stirn gerunzelt.«
Surreal stieß ein leises Stöhnen aus. Nur Jaenelle bezeichnete Jaal und Kaelas, einen ausgewachsenen Tiger und eine arcerianische Katze von dreihundertfünfzig Kilo, als »die
Kätzchen« - und spielte freiwillig Spiele mit ihnen, die ihren Jagdtrieb wecken sollten.
»Was ist also an diesem Schlamm so anders?«, wollte Jaenelle verdrießlich wissen.
Auf dem Tisch ausgestreckt, drehte Surreal den Kopf zur Seite und öffnete ein Auge. »Es ist teurer Schlamm.«
Geflüster erhob sich und verstummte, eine Ebbe und Flut aus Getuschel, während sie den ganzen Tag über zu ihren verschiedenen Terminen gingen. Sie taten so, als fiele ihnen nicht auf, wie Gespräche abbrachen, sobald sie ein Zimmer betraten, taten so, als sähen sie die unbehaglichen Blicke nicht. Es war nicht der entspannende Spaß, den Surreal sich erhofft hatte, doch es erfüllte seinen Zweck. Am späten Nachmittag war Jaenelles Haar geschnitten und frisiert, ihre Nägel - und zwar alle - waren lackiert, und sie hatten in den verschiedenen Geschäften genug Kleidung für die nächsten paar Wochen gefunden.
Nun begutachtete Surreal ein paar Schultertücher, während sie darauf wartete, dass Jaenelle aus der Ankleide zurückkehrte. Zwei davon würden
Weitere Kostenlose Bücher