Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Tanzlehrer?«
»Unter anderem.«
Das bestätigte seinen ersten Eindruck. »Wer hat ihn im Kämpfen unterrichtet?«
»Ich habe ihm dabei geholfen, das zu perfektionieren, was er bereits gelernt hatte.«
Rainier war also nicht nur von Natur aus ein Raubtier, sondern auch eine ausgebildete Kampfmaschine.
»Daemon … Jaenelle und Rainier sind nur Freunde.«
»Ich weiß. Er ist es nicht. Aber etwas hier im Saal …« Er schüttelte den Kopf. »Ich werde mir einen ruhigen Ort suchen, um ein paar Minuten allein zu sein. Ich brauche ein paar Minuten.«
Lucivar trat beiseite und ließ ihn an sich vorbei. Nach kurzer Suche fand Daemon einen kleinen, unscheinbaren Salon in der Nähe des Ballsaales. Allem Anschein nach wurden hier normalerweise Gäste empfangen, die nicht zu den oberen Zehntausend gehörten. Folglich lag das Zimmer jetzt ruhig und verlassen da. Genau das, was er brauchte, um seine eiskalte Wut abzuschütteln.
Lektra packte Tavey am Arm. »Na, los! Er ist alleine.«
»Du willst, dass ich alleine mit ihm spreche?«
»Du kannst es schließlich nicht tun, wenn sie sich in seiner Nähe aufhält, und sie hat sich den ganzen Abend über an ihn geklammert. Das hier ist vielleicht die einzige Gelegenheit.« Und nachdem sie Daemon mit dem anderen Kriegerprinzen hatte tanzen sehen, würde sie gewiss den Verstand verlieren, wenn sie ihn nicht bald für sich haben konnte.
Tavey sah verängstigt aus, aber er hatte es noch nie fertig gebracht, ihr etwas abzuschlagen. Also verließ er den Ballsaal, um seine kleine, vorbereitete Rede zu halten.
Bevor sich der Abend seinem Ende zuneigte, würde ihr wunderschöner Liebster frei sein und endlich mit der einzigen Frau im ganzen Reich zusammen sein können, die ihn wahrlich verdient hatte.
Als Daemon hörte, wie die Salontür aufging, ließ er die Hände in die Hosentaschen gleiten, um seinen Ehering zu verstecken.
Die letzten Minuten hatte er damit verbracht, den Ring zu betrachten und sich von seinem Anblick trösten zu lassen. Er hatte sein inneres Gleichgewicht beinahe wiedergewonnen, doch er befand sich immer noch nicht weit genug vom Blutrausch entfernt. Er musste unbedingt Jaenelle finden und ihr sagen, dass er es nicht schaffen würde, ihren öffentlichen Streit zu inszenieren. Im Moment konnte er es sich nicht leisten, dass irgendetwas an seinen Nerven zehrte.
Als er sich zu der Tür umdrehte, erhaschte er einen Blick auf sein Spiegelbild in dem Spiegel über dem Kamin. Seine goldenen Augen waren immer noch glasig - das erste Anzeichen, dass die eiskalte Wut ihn zu übermannen drohte.
»Du verschwindest besser«, knurrte er leise, als ein Krieger mit gelbem Juwel in das Zimmer schlüpfte und die Tür hinter sich schloss. »Es wäre wirklich besser, wenn du sofort wieder gehst.«
»Ich …« Der Kriegerprinz musste hart schlucken. »Ich bitte dich lediglich, das Richtige zu tun.«
»Und was ist das Richtige?« Er glitt auf die Tür zu, was den Kriegerprinzen zwang, weiter in das Zimmer zu treten, um zu vermeiden, ihm zu nahe zu kommen.
»Wir … wir lieben einander. Wir wollen zusammen sein.«
»Wer ist wir ?«
»Jaenelle. Ich. Wir lieben einander. Aber sie wollte dir nichts sagen, weil …«
»Weil?«, fragte Daemon gefährlich ruhig.
»Sie hat Angst vor dir«, stieß der Krieger hervor. »Sie will nicht mehr mit jemandem wie dir zusammen sein.«
»Jemandem wie mir.« Die Worte trafen ihn mitten ins Herz und hinterließen den Schatten eines Zweifels. Dann strich er mit dem linken Daumen über seinen Ehering.
Wenn Jaenelle sich in jemand anderen verliebt hätte, wäre es gut möglich, dass sie es ihm erst sagen würde, wenn sie sich in der Lage fühlte, ihm die Stirn zu bieten. Doch sie hätte ihn niemals geheiratet, denn dafür kannte sie das
Wesen der Kriegerprinzen viel zu gut. Besser als irgendwer sonst.
»Du magst vielleicht in sie verliebt sein«, sagte Daemon, »aber …«
»Wir sind ein Liebespaar.«
Sein Verstand verabschiedete sich, er verlor die Selbstbeherrschung und damit jegliche Illusion zivilisierten Verhaltens. Während er zu Schwarz hinabstieg, in die kalte, herrliche Tiefe von Schwarz, wurde jeder Gedanke, jedes Gefühl von der tödlichen Wut eines Kriegerprinzen beherrscht.
Binnen Sekunden bedeckte eine Eisschicht den Spiegel über dem Kamin und bildete eine Kruste auf dem Teppich. Während er und der Krieger einander anstarrten, erschuf er einen Schutzschild, den er jederzeit einsetzen konnte. Dann tauchte er aus dem
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