Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
schon. Wir suchen die beiden besser.«
»Ich ziehe es vor, die Spielchen des Sadisten aus einiger Entfernung zu beobachten.«
Doch als Lucivar sich durch die Menschenmenge schlängelte, um in den Ballsaal zu gelangen, fluchte sie kaum hörbar und folgte ihm.
Lektra zog ihren Cousin Tavey in eine kleine Nische, von der aus sie den Ballsaal im Auge behalten, in der man sich jedoch dennoch relativ ungestört unterhalten konnte. Es war kaum
zu ertragen, Daemon dabei zuzusehen, wie er um Jaenelle herumscharwenzelte. Wenn er weiter mitten in der Öffentlichkeit den feurigen Liebhaber mimte, würden all ihre Anstrengungen, ihn von ihr zu befreien, zunichte gemacht. Sie musste also etwas Neues unternehmen. Es war schade, dass sie keine Zeit hatte, einen Mann zu finden, der die Lüge glaubhafter machen würde, aber sie musste einfach hoffen, dass der Schock der Anschuldigung dazu führen würde, dass Daemon reagierte, ohne nachzudenken.
»Ich will, dass du Folgendes für mich tust«, sagte sie. Taveys Augen weiteten sich, während sie ihm ihren Plan auseinander setzte.
»Aber er ist ein Kriegerprinz«, sagte Tavey so laut, dass sie ihn rügen musste.
»Genau. Laut Protokoll muss er gehen, wenn man ihn fortschickt.«
»Aber müsste nicht sie ihn fortschicken?«
»Das wird sie niemals tun. Also wirst du es tun müssen.«
»Aber ich kenne sie noch nicht einmal!«
»Psst!« Lektra ließ den Blick durch den Saal schweifen, um sicherzugehen, dass niemand auf sie aufmerksam geworden war. »Das ist egal. Er weiß das schließlich nicht.« Sie hielt inne und setzte eine klägliche Miene auf. »Tavey, wenn du das nicht für mich tust, wird mein Liebster niemals frei sein, und wenn er sie letzten Endes tatsächlich heiraten muss, werde ich so unglücklich sein, dass ich … dass ich ganz gewiss keinen Sinn mehr im Leben sehen werde.«
»Sag so etwas nicht, Lektra. Bitte.« Tavey drückte ihre Hände. »Ich werde es tun, das verspreche ich.«
Sie schniefte geziert und schenkte ihm dann ein tapferes Lächeln. »Das werde ich dir nie vergessen. Und sobald Daemon und ich verheiratet sind, bin ich mir sicher, dass er den Einfluss seiner Familie darauf verwenden wird, dir eine Stelle an einem Hof deiner Wahl zu verschaffen.«
»Ich hätte nichts gegen einen Monat mit Sadis so genannter Cousine.«
»Du willst die Hure? Die kannst du haben. Ich habe ohnehin
vor, sie eine Weile verschwinden zu lassen, damit sie keinerlei Ablenkung darstellt. Es spricht nichts dagegen, warum sie sich nicht um dein körperliches Wohl kümmern sollte, während sie sich auf dem Land aufhält.«
»Stimmt etwas nicht?«, fragte Daemon, der mit Jaenelle am Rand des Ballsaales entlangschritt.
»Ich versuche trotzig auszusehen«, erwiderte sie. »Sehe ich nicht trotzig aus?«
»Du siehst aus, als hättest du Magendrücken.«
»Daemon!« Sie musste sich das Lachen verkneifen.
Seine Lippen zuckten ebenfalls. Das Fest bereitete ihm mehr Vergnügen, als er ursprünglich angenommen hatte. Nicht die Feier an sich natürlich, aber es war auf jeden Fall unterhaltsam, zusammen mit Jaenelle ihre kleine Vorstellung zu geben. Es war ihm nicht schwer gefallen, die kalte, gelangweilte Miene aufzusetzen, die ihm an den terreilleanischen Höfen so gute Dienste erwiesen hatte. Das einzige Problem war, dass die Maske ihm gelegentlich entglitt. Sie beide fielen manchmal aus den Rollen, die sie spielten: misstrauische Frau und unzufriedener Mann. Das erste Mal seit Monaten wieder mit ihr zu tanzen, war einfach ein viel zu wunderbares Gefühl, um es sich durch ihre kleine Scharade nehmen zu lassen.
Doch er hatte eingewilligt, das Spiel bis zu Ende mitzuspielen. Also würde er es auch tun.
»Steht unser öffentlicher Streit immer noch auf dem Programm?«, fragte er und schlang ihr einen Arm um die Taille, sobald sie einen freien Platz gefunden hatten, von dem aus sie die Tänzer beobachten konnten.
»Ja, denn ich bin böse auf dich.« Jaenelle blickte ihn mit gerunzelter Stirn an. »Warum bin ich noch einmal böse auf dich?«
»Damit wir uns heute Nacht nach dem vorgetäuschten Streit stürmisch versöhnen können«, raunte er in ihr Ohr. Mithilfe der Kunst verwandelte er die sexuelle Glut, die aus ihm hervorströmte, obwohl er sich im Zaum hielt: Mentale Verführungsfäden
wanden sich behutsam um ihren Körper, während Phantomhände die Innenseite ihrer Schenkel streichelten.
»Mutter der Nacht«, keuchte sie.
Auf einmal lehnte sie sich Halt suchend an
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