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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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abging. Im Grunde sah es mehr nach einem Wildwechsel aus. Die verwandten Wesen mussten die Lichtung als Landeplatz benutzt und den Wechsel auf dem Weg von einem Teil der Insel zum nächsten geschaffen haben.
    Er bewegte sich mit äußerster Vorsicht, da er nicht wusste, was passieren würde, wenn er stürzte und eines der Netze in der Nähe des Wildwechsels berührte. Es war schwer zu sagen, wie weit er gelaufen war, doch sein schwaches Bein schmerzte, als er die Höhlen erreichte, und ihn der Machtfaden ins Innere führte.
    Hexenlicht leuchtete in den Nischen der Höhlenwände. War das ihm zuliebe so, oder benötigten die Spinnen das
Licht ebenfalls? Als er eine Kammer nach der anderen durchschritt, schwankte der Boden unter ihm, und die Luft wurde golden und trübe. Er blieb stehen, weil er sich nicht länger sicher war, ob er sich noch in der Wirklichkeit befand oder in einem Traum gefangen war.
    *Hier*, rief eine sanfte Stimme. *Hier.*
    Licht erfüllte die nächste Kammer. Da er den Blick nach unten gerichtet hielt, um zu sehen, wo er hintrat, fiel ihm beim Betreten der Kammer als Erstes der dunkle Fleck auf, der den Großteil des Höhlenbodens bedeckte.
    Und das Blut singt zum Blut …
    Jaenelles Macht und ihr Schmerz stiegen von dem Blut empor, das in das Gestein gesickert war. Er rang nach Luft. Dann sank er in die Knie. Mit der Hand berührte er den Fleck.
    Gefühle durchfluteten ihn, doch glücklicherweise keinerlei Bilder. Dennoch erspürte er Ladvarian. Die Füße des Scelties standen auf dem blutgetränkten Stein, während der Hund sich auf den Kampf vorbereitete, einem Körper dabei zu helfen, von einer Rückkoppelung der Macht zu genesen.
    Er wusste selbst nicht, wie lange er dort kniete, und Gefühle wie Liebe, Mut und sture Entschlossenheit über ihn hinwegrauschten. Kein Mensch hätte tun können, was die verwandten Wesen getan hatten. Kein Mensch hätte glauben können, wie sie geglaubt hatten. Hatte er Ladvarian, Kaelas und den anderen verwandten Wesen je für das Geschenk ihres Mutes und ihrer Liebe gedankt? Er wusste es nicht mehr.
    Er zog seine Hand von dem Blutfleck zurück und hatte sich wieder so weit unter Kontrolle, dass er sich die Tränen aus dem Gesicht wischen und sich in der Kammer umsehen konnte.
    Das Verworrene Netz, das einen Teil der Kammer bedeckte, raubte ihm schier den Atem. Die gewaltige goldene Spinne, die in der Nähe des Netzes an der Wand hing, jagte ihm Angst und Schrecken ein.
    *Dies ist das Herz von Kaeleer*, sagte die arachnianische Königin.

    Er nahm all seinen Mut zusammen, erhob sich und trat auf das Netz zu.
    Der lebende Mythos. Fleisch gewordene Träume. Hexe.
    Hunderte Fäden bildeten dieses Netz. Die Wünsche und Sehnsüchte all der Weberinnen. Lebenslange Sehnsüchte. Generationen von Wünschen. Alle miteinander verwoben, um eine außergewöhnliche Frau zu erschaffen, welche die Herzen aller Völker in Kaeleer berührte, egal, ob Menschen oder verwandte Wesen, und die ihnen eine Möglichkeit und einen Grund gab, miteinander in Verbindung zu treten.
    *Du möchtest etwas fragen, das Jaenelle betrifft*, sagte die Spinne.
    Er sprach leise, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich möchte nicht respektlos klingen, aber wenn ihr wirklich in der Lage gewesen wärt, das Netz neu zu erschaffen, das jenen Traum formte und zu Fleisch werden ließ, warum kam sie dann verändert zu uns zurück?«
    *Sie ist nicht verändert*, erwiderte die Spinne. *Sie ist immer noch das Herz von Kaeleer.*
    »Aber sie hat sich verändert. Wenn sie immer noch dieselbe wäre, wäre sie in der Lage, ein schwarzes Juwel zu tragen.«
    *Kaeleer braucht seine Königin nicht mehr. Ihre Aufgabe ist erfüllt. Aber Kaeleer braucht immer noch sein Herz.*
    Saetan schloss die Augen. Er war sich nicht einmal sicher, weshalb er die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen konnte. Jaenelle war am Leben, und sie schien glücklich zu sein. Warum konnte er dann nicht von diesem Rätsel lassen?
    »Beantworte mir eine einzige Frage, und ich werde nie wieder fragen. Ist das hier dasselbe Netz? Kannst du mir ohne den letzten Zweifel sagen, dass das hier dasselbe Netz ist, das den Traum ursprünglich Gestalt annehmen ließ?«
    Die Spinne antwortete nicht.
    Saetan öffnete die Augen und starrte die arachnianische Königin an. »Ist es dasselbe Netz?«
    *Es ist nicht ganz dasselbe Netz*, räumte die Spinne widerwillig ein. Sie ging durch die Luft, bis sie an einer Stelle
über dem Netz angelangt war, an

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