Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
den Traum im Fleisch … sss … zu halten. Ihr habt getan, was … sss … getan werden musste*, sagte Lorn.
»Aber wir haben sie verändert.«
*Ihr habt nichts … sss … verändert, Saetan. Sie ist … sss … wer sie … sss … schon immer war.*
Er schüttelte den Kopf. »Wenn das wahr wäre, würde Jaenelle immer noch Schwarz tragen. Das hat sie verloren.«
*Sie hat nichts … sss … verloren.*
»Wie kannst du das sagen? Es ist sehr wohl ein Verlust!« Saetan fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. »Wenn mein schwarzes Juwel zerbrechen würde, und mir nur noch die Macht von Rot zur Verfügung stünde, würde ich mich damit arrangieren. Ich würde ein wenig umlernen müssen, aber ich würde mich damit abfinden, wie ein Mensch, der eine Gliedmaße verliert, sich an den Verlust gewöhnt und lernt, ohne das fehlende Körperteil zu leben. Doch ich würde immer daran denken müssen, was ich einst hatte.«
*So ist … sss … es bei dir. Aber nicht bei Jaenelle.*
»Die noch mehr zu verlieren hatte!«
*Wer trauert um den Verlust … sss … Höllenfürst?*, fuhr Lorn ihn an. *Du oder Jaenelle?*
Betroffen trat Saetan einen Schritt zurück. Es kostete ihn Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren. »Willst du damit sagen, ich sei egoistisch, weil ich möchte, dass sie alles ist, was sie einmal war? Dass Daemon und Lucivar und der Hexensabbat egoistisch sind, weil wir bedauern, das sie etwas verloren hat, um uns und Kaeleer zu retten?«
Es wurde kalt in dem Saal. *Die verwandten Wesen … sss … verstehen es … sss … Aber sie … sss … sehen manche Dinge deutlicher als … sss … die Menschen es … sss … tun.*
Sie starrten einander an, wobei auf beiden Seiten Ärger und Enttäuschung brodelten.
Dann seufzte Lorn. *Sieh nach oben … sss … Saetan.*
Widerwillig gehorchte er.
Die Fackeln erhellten den unteren Teil des Saales, aber wo das Licht schwächer wurde, konnte er die Farben der Dämmerung erkennen: Rosa und leuchtendes Blau, die in Saphir, Rot und dunkles Lavendel übergingen, das schließlich einem nächtlichen Schwarz Platz machen musste.
*Schatten der Dämmerung*, sagte Lorn sanft. Er schloss die Augen, ein deutliches Zeichen, dass er ihr Treffen für beendet hielt.
Saetan ging zu der Flügeltür zurück. Er fühlte sich unsicherer als beim Betreten des Saales. Als er die Tür erreicht hatte, sagte Lorn: *Sieh mit deinem Herzen … sss … Saetan. Du kennst die Antworten bereits … sss.*
Aber er kannte sie nicht. Er kannte sie nicht! Und es war klar, dass Lorn ihm nichts weiter sagen würde.
Die verwandten Wesen verstanden es? Vielleicht hatten sie etwas gesehen, das ihm entgangen war.
Es war gefährlich, aber es gab einen anderen Ort, an dem er nach Antworten suchen konnte, eine andere … Person … die er fragen konnte.
Ohne darüber nachzudenken, was passieren könnte, wenn etwas schief gehen sollte, verließ er den Bergfried und schwang sich auf den schwarzen Wind, um zu der Insel zu reisen, die von den Traumweberinnen beherrscht wurde.
»Tja«, sagte Surreal gut gelaunt, »sieh an, wer aus dem Todesschlaf erwacht ist! Nicht, dass du noch zu den Lebenden gehören würdest, aber so genau wollen wir es nicht nehmen, nicht wahr?« Sie blickte auf den Krieger am Boden hinunter und fletschte die Zähne, während sie ein falsches Lächeln aufsetzte. »Jedenfalls hat dein Gehirn wieder seine Tätigkeit aufgenommen - zumindest in dem Maße, in dem es das sonst auch immer getan hat.«
»Miststück«, zischte der Krieger.
»Dir kann man aber auch nichts vormachen!«
Als der Krieger sich mühsam aufsetzte, wanderte sein Blick seinen nackten Körper entlang. »Du verfluchtes Miststück! Du hast mir meinen Schwanz abgeschnitten!«
»Und deine Hoden gleich mit. Mal ganz abgesehen von deinen Armen und Beinen. Also entspann dich, Süßer. So schnell gehst du nirgendwo hin.«
Mithilfe der Kunst hob Surreal einen Stuhl empor und stellte ihn in der Nähe des Kriegers ab.
»Und bloß damit es zu keinen weiteren Missverständnissen kommt: Grün ist mein Geburtsjuwel.« Sie berührte das Juwel, das ihr an einer Goldkette um den Hals hing. »Aber ich trage Grau.«
Sein Juwel leuchtete auf, als er versuchte, sie mit einem Machtblitz zu treffen. Sie sandte einen stärkeren Blitz in seine Richtung - und hörte, wie einige seiner Rippen brachen.
Nun lag er still da und atmete flach. Als Dämonentoter musste er nicht wirklich atmen, aber sie ging davon aus, dass es eine Weile dauerte,
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