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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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hatte. Das Ergebnis wäre ein Alptraum für jegliches Volk gewesen, das bei einem Bau gerade Linien und Winkel zu schätzen wusste. Doch für einen Eyrier war es einfach ideal.
    Und dieser spezielle Horst gehörte nun ihm.
    Lächelnd schloss er die goldenen Augen und legte den Kopf in den Nacken, um die Sonne auf seinem Gesicht zu spüren. Nachdem er langsam die dunklen Flügel geöffnet hatte, genoss er das Gefühl der Sonnenstrahlen und der kühlen Luft auf seinen Schwingen und der hellbraunen Haut.
    In all den siebzehnhundert Jahren, die er auf der Welt war, hatte er niemals ein Zuhause besessen, bis es vor drei Jahren zu einem Wiedersehen mit seinem Vater gekommen war - dem Mann, dem man aufgrund der Intrigen von Dorothea, der Hohepriesterin von Hayll, seine beiden jüngsten Söhne entrissen hatte. Ein Mann, der niemals den Verrat vergessen oder vergeben hatte, der bei ihnen allen tiefe Narben hinterlassen hatte.

    Lucivar hatte gerne in seiner Zimmerflucht auf Burg SaDiablo gewohnt, aber die Burg war nun einmal das Haus seines Vaters. Dieser Ort hier gehörte ihm. Einzig und allein ihm.
    *Yas?*
    Nun ja, vielleicht nicht ganz.
    Lucivar schlürfte seinen Kaffee und beobachtete den jungen Wolf, der auf ihn zugetrottet kam. Das Jungtier war alt genug gewesen, um das Rudel zu verlassen, das in den nördlichen Wäldern des Anwesens von Lucivars Vaters lebte, doch er hatte nicht in das Territorium zurückgewollt, das die meisten verwandten Wölfe ihre Heimat nannten. Tassle war in der Nähe von Menschen aufgewachsen und wollte mehr über sie erfahren. Allerdings gab es immer noch nicht viele Orte, an denen die wild lebenden verwandten Wesen gefahrlos in den Territorien der Menschen existieren konnten - und es gab immer noch nicht viele Menschen außerhalb von Jaenelle Angellines Hof, denen es kein Unbehagen bereitete, mit einem Tier zu leben, das über dieselbe Macht wie ein menschlicher Angehöriger des Blutes verfügte. Da Lucivar mittlerweile über genügend Ländereien verfügte, in denen ein Wolf umherstreifen konnte, fiel es ihm nicht schwer, sein Zuhause mit dem Tier zu teilen.
    Tassle , dachte Lucivar und hob die Kaffeetasse an die Lippen, um sein Lächeln zu verbergen. Wie kam man darauf, einen Wolf und Krieger Tassle zu nennen? »Guten Morgen. Gibt es etwas Interessantes zu riechen?«
    *Ja, Yas, du trägst deine Kuhhaut nicht.*
    »Es heißt Leder.« Natürlich wusste Tassle das ganz genau. Aber so wie die Menschen hatten auch verwandte Wesen Vorurteile. Wenn sich ein Gegenstand auf eine Art und Weise beschreiben ließ, die auf das Tier verwies, von dem er stammte, ignorierten sie das entsprechende Menschenwort. Sie betrachteten die Welt von ihrem eigenen, pelzigen Blickwinkel aus, was Lucivar nicht weiter störte, da es keine zwei Menschen gab, und schon gar nicht zwei Spezies, welche die Welt auf genau dieselbe Weise wahrnahmen. »Ich brauche im Moment keine Kleidung. Es ist ein schöner Morgen, wir
sind alleine hier oben, und niemand aus dem Dorf wird mich zu Gesicht bekommen.«
    *Aber, Yas...*
    In diesem Augenblick spürte er es selbst. Jemand kam die Steinstufen vom Landebereich empor und hatte den Umgrenzungsschild durchbrochen, den er um den Horst gelegt hatte. Der Schild war nicht dazu da, Leute abzuhalten, sondern sollte ihn nur warnen, sobald sich jemand dem Haus näherte.
    Als er sich in Richtung der Treppe wandte, eilte Helene, die Haushälterin seines Vaters, die letzten paar Stufen herauf. Sie blieb abrupt stehen, als sie die Steinplatten erreichte und ihn erblickte.
    »Guten Morgen, Prinz Yaslana«, sagte sie höflich.
    »Helene«, erwiderte er mit der gleichen Höflichkeit, auch wenn diese etwas erzwungen wirkte - zumal ein Dutzend Dienstmädchen, die auf der Burg arbeiteten, die Treppe heraufkamen und ihn rasch beifällig musterten, bevor sie zum Horst weitergingen.
    Tja , dachte Lucivar grummelnd, dieser Schar hatte er definitiv den Morgen versüßt. »Was bringt euch zu mir, Helene?«
    »Da nun sämtliche Handwerker mit den Renovierungsarbeiten fertig sind, die der Höllenfürst für nötig befand, um Prinz Andulvars alten Horst wieder bewohnbar zu machen, sind wir hergekommen, um dein neues Zuhause gründlich zu putzen.«
    »Das habe ich schon getan.«
    Sie gab ein Geräusch von sich, das keinen Zweifel daran ließ, was sie von seinen eigenen Bemühungen hielt. Aber so waren Haushexen nun einmal. Solange etwas nicht blitzblank glänzte oder schimmerte, war es nicht sauber. Da machte es

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