Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
Aufmerksamkeit steigerte sich noch. »Und jetzt?«
»Jetzt?« Der Fleischer zuckte mit den Schultern. »Was könnte ich ihnen jetzt anderes erzählen? Habe keinen Wagen und auch keine Hexe gesehen. Zwei Lords sind vorbeigekommen, um Vorräte zu kaufen. Wer kann schon sagen, aus welchem Territorium sie stammten? Ich hatte mit meinem Laden zu tun, nicht wahr? Ich habe nicht gesehen, aus welcher Richtung sie gekommen sind … oder welche Richtung sie eingeschlagen haben, als sie wieder fortgeritten sind.«
»Danke«, sagte Jared leise.
Der Fleischer hielt inne und kratzte sich am Kinn. »Selbst in einem abgelegenen Dorf wie diesem bekommen wir das eine oder andere mit, weißt du?«
Jared nickte.
»Wenn man kein bestimmtes Ziel hat, munkelt man, sei es das Beste, sich Richtung Westen zu halten. Das Tamanaragebirge ist immer noch ein gutes Stück entfernt, und es gibt dort unzählige Geächtete – gemeingefährliche Bastarde, die einem, eh man sich versieht, den Bauch aufschlitzen -, aber wenn man an denen vorbeikommt …«
»Ich habe mir auch sagen lassen, dass es dort Geächtete gibt«, sagte Jared, als er die Tür aufmachte. »Wird wohl besser sein, nach Süden zu reisen.«
»Tja, gut möglich«, sagte der Fleischer mit einem Lächeln.
Draußen saß Blaed bereits auf seinem Pferd und wartete auf ihn.
Sie ritten im Schritt aus dem Dorf.
Blaed streichelte liebevoll den Ring mit dem Opal an seiner rechten Hand. »Ich weiß, dass ich ihn wegstecken sollte, aber, beim Feuer der Hölle, es fühlt sich gut an, ihn wieder zu tragen!«
Jared drehte sich im Sattel. »Wenn du diese Juwelen wegsteckst, bevor wir Dena Nehele erreicht haben, entmanne ich dich höchstpersönlich. Das schwöre ich dir.«
Entgeistert starrte Blaed ihn an. Dann senkte er den Kopf und schürzte die Lippen. »Da sie uns wie einen Kreis bei Hofe und nicht wie gekauftes Fleisch behandelt, sollten wir uns auch wie ein Kreis bei Hofe verhalten. Willst du das damit sagen?«
»Das ist verdammt noch mal genau das, was ich sagen will.«
Blaed betrachtete das glühende rote Juwel, das von der Kette um Jareds Hals hing. »Von mir aus gerne.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Wirst du bei allen auf die Juwelen bestehen?«
»Bei allen, die welche tragen können.«
Der Kriegerprinz nickte nachdenklich. »Sollte kein Problem sein. Zumindest sollte es die Schwierigkeiten, die wir bereits haben, nicht noch schlimmer machen.«
Jared spürte ein Prickeln zwischen den Schulterblättern. »Was für Schwierigkeiten sollen das sein?«
Blaed stieß ein Schnauben aus. Er klang belustigt.
Kriegerprinzen lebten nach ihren eigenen Gesetzen, dachte Jared, als er bemerkte, wie sich etwas in Blaeds haselnussbraunen Augen veränderte. Sie waren ein anderer Schlag Mann, egal, welche Juwelen sie tragen mochten. Es waren Männer, die genauso schnell in den Blutrausch gerieten, wie andere Männer sich einen bequemen Mantel überzogen. Männer, die ihr Leben lang auf Messers Schneide tanzten. Kriegerprinzen steckten immer voll gewaltsamer Leidenschaft – und leidenschaftlicher Gewalt.
»Ja, ich bin gefährlich«, flüsterte Blaed, als habe er Jareds Gedanken gehört. »Ich bin jünger als du und verfüge über weniger Erfahrung, aber du darfst nie vergessen, was ich bin. Du hast einen gewissen Eindruck davon bekommen, was es heißt, ein Kriegerprinz zu sein, als du in jener Nacht brünstig geworden bist. Weißt du, warum du uns andere nicht getötet hast? Sie hat dich im Gleichgewicht gehalten, hat dich gestützt. Wenn Lia nicht die Art Königin wäre, die sie ist, wärst du umgeben von Leichen aus der Brunst hervorgegangen. Das ist es, was sich in meinem Innern befindet, die ganze Zeit über. Verschlossen, das ist wahr, abgesehen von den Zeiten, wenn es zu heftig wird, um es zu kontrollieren, und ich mich dem Bett überlassen und der Brunst nachgeben muss. Meine einzige Hoffnung, kein gemeingefährlicher Mörder, kein Schlächter zu werden, wenn ich mich zwischen den Schenkeln einer Frau versenke, besteht darin, einer Königin zu dienen, die mich im Gleichgewicht halten und mich stützen kann. Dann ist es nicht so schlimm. Ja, solange man mich nicht provoziert, ist es ganz gut zu bezähmen, wenn man von einer starken Königin Unterstützung erhält. Jedenfalls hat mir das mein Vater erzählt.«
Jared fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Und wenn man nicht … wenn es keine Erleichterung gibt, keine sexuelle Erlösung?«
Blaed musste nicht
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