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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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beobachtete, dass eine der Pflichten und Privilegien einer jüngeren Schwester ist, ihrem älteren Bruder ein richtiger Stachel im Fleische zu sein.«
    »Tja, da scheinst du ein Naturtalent zu sein«, knurrte Jared. »Allerdings solltest du nicht vergessen, dass man einen Stachel ganz leicht loswird, indem man ihn sich herauszieht und ihn fortschleudert.«
    Sie gingen ein paar Minuten schweigend nebeneinander her.
    »Was ist in dem Dorf schief gelaufen, Jared?«
    Jared sah in die kühlen Augen, die ihn so aufmerksam betrachteten. Dann wandte er den Blick ab. »Nichts ist schief gelaufen in dem Dorf. Wir sind losgezogen, um Vorräte zu besorgen. Wir sind zurückgekommen.«
    Thera steckte sich ein paar lose Strähnen zurück in ihren Zopf. »Lia war froh, dich zu sehen.«

    »Natürlich war sie das.«
    Thera nickte, als ergäbe etwas auf einmal Sinn. »Ich glaube nicht, dass Brock oder Randolf zurückgekommen wären.«
    Was völlig nebensächlich war. Lia hätte wissen müssen, dass er zurückkommen würde! Zur Hölle mit ihr!
    Als er nach einer Minute noch immer nichts erwiderte, fragte Thera: »Was meinst du wird passieren, wenn wir erst einmal in Dena Nehele angekommen sind?«
    Jared biss die Zähne aufeinander. Verdammt, verdammt, verdammt.
    »Lia hat mich mehrmals unter vier Augen gefragt, ob ich meine offizielle Ausbildung abgeschlossen hätte. Und jedes Mal, wenn ich ihr gesagt habe, dass ich noch nicht fertig sei, hat sie erwähnt, dass ihre Mutter eine Schwarze Witwe sei, die Saphir trägt und sich sehr über ein Lehrmädchen oder eine Gesellin mit grünen Juwelen freuen würde.«
    »Mutter der Nacht«, murmelte Jared.
    »Nur ein grausamer Mensch würde das zu einer Sklavin sagen – außer die Sklavin war von vornherein nicht dazu bestimmt, Sklavin zu sein. Meinst du nicht auch?«
    Jared biss sich auf die Zunge.
    Thera nickte, als habe er geantwortet. »Das habe ich mir auch gedacht. Weißt du, was ich noch glaube? Ich glaube, sie hatte einen Grund für die Auswahl, die sie auf Raej getroffen hat, dass sie einen jeden von uns gewählt hat, weil sie das Gefühl hatte, uns etwas bieten zu können. Abgesehen von dir.«
    Betroffen blieb Jared stehen. »Sie hat jedem etwas zu bieten, der genug Verstand hat, es zu erkennen.«
    »Das hat Blaed auch gesagt.«
    »Blaed ist ein Narr.«
    Thera wurde böse. »Ist er nicht!«
    »Das hast du selbst gesagt. Heute Morgen.«
    »Das war heute Mor-«
    Jared sog die Luft ein, als Theras Hände sich in seinen Arm gruben.

    »Hör doch«, sagte sie, den Kopf schräg gelegt.
    Rhythmisches Stampfen. Ein Stück zu ihrer Rechten. Außer Sichtweite.
    Wachsam erkundete er die Umgebung mental, zog sich jedoch sofort zurück, als er an eine schleimige mentale Signatur stieß. »Es ist Garth.«
    Thera ließ ihn los und ging auf das Geräusch zu.
    Fluchend packte Jared sie am Zipfel ihres Mantels. »Bleib hier.«
    Sie richtete eisig grüne Augen auf ihn. »Du kannst gerne mit mir kommen.«
    Jared hielt sie weiter am Mantel fest und murmelte: »Blaed und ich werden uns über Haltestricke verständigen müssen.«
    Thera gab ein Geräusch von sich, um das sie jeder wilde Hund beneidet hätte.
    Sie fanden Garth. Er hielt einen Stein in der Hand, mit dem er etwas zu zertrümmern versuchte, das er auf einen flachen Felsen gelegt hatte. Sein Gesicht war verzerrt, und er hatte die Zähen gefletscht. Er grunzte bei jedem Schlag, während er immer weiter hämmerte und hämmerte.
    »Garth«, rief Jared und näherte sich ihm vorsichtig. »Garth!«
    In Garths Augen lag mörderische Wut, als er Jared anstarrte.
    Nach kurzem Zögern trat Jared näher, weil er einen Blick auf etwas Glänzendes erhascht hatte. »Was machst du da?«
    Garths Mund bewegte sich, aber er brachte keinen Ton hervor. Mit einem gequälten Aufjaulen schleuderte er den Stein zu Boden und lief vor ihnen davon.
    Jared machte einen weiteren Schritt auf den Felsen zu.
    »Jared, sei vorsichtig«, sagte Thera.
    Glänzende Messingknöpfe, zertrümmert und unbrauchbar, von denen Teile abgebrochen waren.
    Knöpfe.
    Und noch etwas. Etwas in den Knöpfen, das er beinahe spüren konnte.

    »Jared …«
    Er konnte die Schärfe, den Nachdruck in Theras Stimme hören.
    Vorsichtig. Vorsichtig.
    Mit einem hauchdünnen mentalen Faden untersuchte er einen der Knöpfe.
    Es geschah zu schnell. Erst war da nur jener mentale Schmutz, doch im nächsten Augenblick kam ein Nebel aus den Knöpfen hervorgeschossen, der sich rasch in dicke, klebrige Stränge

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