Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
davon Daemon an. »Anscheinend war alles teurer, als der Hof der Grauen Lady angenommen hatte, von den Begleitern auf dem Sklavenmarkt bis hin zu den Sklaven. Das konntest du nicht wissen. Du konntest nicht ahnen, dass sie mehr Geld ausgeben würde, als sie sich eigentlich leisten konnte, um einen Menschen mehr aus Raej schaffen zu können.«
»Vielleicht nicht«, stimmte Daemon ihm zu. »Aber, beim Feuer der Hölle, wenn ich den Verdacht gehegt hätte, dass es derart knapp war, hätte ich ihr genug Geld für die zusätzlichen Ausgaben zukommen lassen, als ich ihr die Botschaft schickte.«
»Du …« Jareds Stimme überschlug sich. Hastig trank er etwas Wein. » Du hast die Botschaft geschickt? Aber du warst auf Raej. Woher konntest du das wissen?«
Daemon lächelte nachsichtig. »Sagen wir einfach, nach
dem Angriff auf die Graue Lady im letzten Frühjahr habe ich mich gefragt, was sie vielleicht an den Kutschstationen erwarten könnte, die sie aller Wahrscheinlichkeit nach benutzen würde. Also traf ich Vorkehrungen, um darüber informiert zu werden. Leider kam meine Quelle zu spät an, um den Männern zu helfen, die dort in die Falle gelaufen sind. Aber sie hat die Warnung gesandt – und ich gehe einmal davon aus, dass bei Sonnenuntergang weniger Männer am Leben waren als noch bei Sonnenaufgang.« Er hielt inne. »Möchtest du etwas Kaffee?«
Jared schob seinen Teller beiseite und nickte. Er spielte mit dem Besteck und sah Daemon dabei zu, wie dieser eine weitere Zigarette rauchte, während sie auf den Kaffee warteten. »Du hast sie gesagt.« Jareds Hand ballte sich zur Faust. »Du hast eine Hexe geschickt, um eine Falle auszukundschaften, obwohl du wusstest, dass es gefährlich werden könnte?«
»Ja.«
»Sie hätte verletzt werden können. Wie konnte sie so leichtsinnig sein, so …«
»Grausam?«, sagte Daemon eine Spur zu sanft. Seine Miene änderte sich kaum merklich, als Jared ihm eine Antwort schuldig blieb.
Jared erkannte diese kalte Maske wieder. Er zuckte zusammen, als Daemons tiefe Stimme jegliche Wärme verlor. Dieser gelangweilte Tonfall war genauso gefährlich wie ein scharfes Messer.
»Hast du je von Surreal gehört?«, fragte Daemon, der sich eine weitere schwarze Zigarette ansteckte.
Jared schluckte. O ja, er hatte von der teuersten Hure im ganzen Reich Terreille gehört. Als er mit siebzehn Jahren versucht hatte, den Mut aufzubringen, Reyna um Erlaubnis zu bitten, ein Haus des Roten Mondes zu besuchen, hatte er etliche schweißgebadete Nächte damit verbracht, sich vorzustellen, wie Surreal nach Ranonwald käme und ihn aus irgendeinem Grund so interessant fände, dass sie auf ihren gewöhnlichen Preis verzichtete.
»Sie ist eine Hure«, sagte Jared gepresst. Hatte Daemon jemals …? »Was hätte sie tun sollen? Eine ganze Truppe Wächter ablenken?«
»Ich bin mir sicher, dass sie das gekonnt hätte, wenn sie es gewollt hätte«, sagte Daemon mit einer abweisenden Gleichgültigkeit, die Jared die Zähne zusammenbeißen ließ.
Da erklang ein Glockenschlag. Einen Augenblick später schwebte ein Tablett neben dem Tisch. Das schmutzige Geschirr verschwand. Daemon stellte die Kaffeekanne, die Tassen, die Sahne und den Zucker auf den Tisch und ließ das Tablett verschwinden. Er goss den Kaffee ein und stieß ein leises, beifälliges Geräusch aus, nachdem er den ersten Schluck getrunken hatte.
»Abgesehen davon«, fuhr Daemon fort, während Jared sich Zucker in seine Tasse löffelte, »ist sie jedoch auch eine erstklassige Kopfgeldjägerin. Sehr graziös und tückisch, wenn sie eine Klinge in Händen hält.« Seine Augen verengten sich. »Welpe, hast du auch nur die leiseste Ahnung, wie viel Zucker du dir eben in den Kaffee gekippt hast?«
Da sein Hirn bei dem Wort »Kopfgeldjägerin« ausgesetzt hatte, und er tatsächlich keine Ahnung hatte, schüttete Jared den gehäuften Löffel Zucker zurück in die Zuckerdose. Er rührte vorsichtig um, wobei er versuchte, den zentimeterdicken Zuckersatz am Boden der Tasse unberührt zu lassen. Dann hob er die Tasse an die Lippen und zögerte.
Daemon hüstelte höflich. Mehrfach.
Jared trank einen Schluck. Erschauderte. Setzte die Tasse wieder ab.
Daemons Schultern bebten. Er presste sich eine Faust gegen den Mund.
»Guter Kaffee«, murmelte Jared. Beim Feuer der Hölle, seine Zähne juckten!
Daemon stürzte auf das Badezimmer zu.
Während Jared dem gedämpften Gelächter hinter der geschlossenen Tür lauschte, erwog er einen Augenblick, die
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