Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
deine Juwelen dunkler als die meinen, und an dem Tag bist du voll von Hass gewesen. Ich habe dich nicht dort lassen können, andererseits bin ich aber auch nicht in der Lage gewesen, dich zu kontrollieren.«
»Du hättest den Ring des Gehorsams benutzen können.«
Lia erblasste. »Meinst du …« Sie musste hart schlucken. »Meinst du wirklich, ich hätte diesen …«
Entweder fiel ihr kein Wort ein, das obszön genug war, oder sie konnte sich nicht überwinden, es auszusprechen.
Nein, dachte Jared, als er sich vorsichtig auf der Bettkante niederließ. Sie hätte den Ring des Gehorsams nicht benutzen können.
»Ich habe gewusst, dass ich dich nicht kontrollieren konnte«, sagte Lia. »Und ich konnte es mir nicht leisten, gegen dich zu kämpfen. Ich dachte, du würdest die Flucht ergreifen, sobald du körperlich wieder gesund wärest. Dann hast du dich ganz in dich selbst zurückgezogen, und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich habe immer noch damit gerechnet, dass du fliehen würdest. Ich dachte, sobald du erkennen würdest, dass dich nichts zurückhält, würdest du fliehen.«
Doch etwas hatte ihn zurückgehalten.
Jared rieb sich das Genick und starrte auf seine Füße hinab.
Hatte sie wirklich damit gerechnet, dass er gleich zu Beginn der Reise verschwinden würde? War sie davon ausgegangen, einen Mann weniger ernähren zu müssen? Oder …
Er hob den Blick. Sie beobachtete ihn so eingehend, als versuche sie, die Wirkung ihrer Worte abzuschätzen.
»Ich trage keinen Ring«, sagte Jared, der sie ebenso eingehend musterte, da ihm eingefallen war, wie gut sie schauspielern konnte, wenn sie es für nötig hielt.
»Du trägst keinen Ring«, stimmte Lia ihm zu. Sie blickte weg.
»Du hast keinerlei Anspruch auf mich.«
»Nein.«
»Wenn ich einfach aus diesem Zimmer spaziere, was wirst du dann tun?«
»Mich mit den anderen in Ranonwald treffen und sie nach Dena Nehele bringen.«
»Warum?«
Als sie ihn wieder ansah, erblickte er eine Königin mit Schatten in den Augen.
»Ich habe sie von Raej geholt. Ich halte ihr Leben in meinen Händen, weil ich diese Wahl getroffen habe. Bis wir also die Grenzen von Dena Nehele überschritten haben, sind es meine Leute, Lord Jared.«
Und er nicht? O nein, damit ließ er sie nicht durchkommen.
Lächelnd trat Jared auf sie zu und streckte ihr die Hände entgegen. »Zeit, ins Bett zu gehen. Wir müssen heute Nacht gut schlafen, wenn wir in der Dämmerung nach Ranonwald aufbrechen wollen.«
Sie wirkte argwöhnisch, legte jedoch ihre Hände in die seinen.
»Weißt du«, meinte er freundlich, als er ihr auf die Beine half, »ich darf auf keinen Fall vergessen, was für eine gute Lügnerin du bist, wenn du mit dem Rücken zur Wand stehst.«
»Was?«, sagte Lia matt.
Er hielt ihre Hände fest umschlossen. »Ich habe mich die ganze Reise über verrückt gemacht, weil ich den Ring nicht
spüren und von daher nicht bestätigen konnte, dass er tatsächlich existiert. Hättest du mir vor zwei Tagen erzählt, dass du dir die ganze Sache nur ausgedacht hast, hätte ich dir geglaubt.«
»Und warum glaubst du mir jetzt nicht?«, fragte Lia mit jämmerlicher Stimme.
Jared schenkte ihr ein schiefes Grinsen. »Weil wir vergangene Nacht Hilfe hatten. Ein Kriegerprinz, den ich kenne, hat es übernommen, dich zu heilen. Bevor er wieder ging, hat er mir bestätigt, dass ich den Unsichtbaren Ring trage. Und zwar den silbernen Ring.«
Lia versuchte, sich von ihm loszumachen. »Warum glaubst du ausgerechnet ihm?«
»Er hatte keinen Grund, mich anzulügen. Du hingegen hast die Sache nicht erwähnt, bis ich dir damit gedroht habe, dich zurück nach Dena Nehele zu schleifen. Was würdest du an meiner Stelle denken?«
»Dass du ein Narr bist.«
Jared schlang ihr einen Arm um die Taille und führte sie zum Bett. »Ich halte dich nicht für eine Närrin. Du hast nur den falschen Zeitpunkt gewählt.«
Sie murmelte etwas vor sich hin, das alles andere als liebenswürdig klang.
»Komm schon, Lady Missmut. Zieh dir dein Nachthemd an, dann erzähle ich dir eine Gutenachtgeschichte. Es sei denn natürlich, du bist wie ich und ziehst es vor, nackt zu schlafen.«
Ihr schoss die Farbe ins Gesicht.
»Vielleicht könntest du woanders …«
»Auf keinen Fall.«
»Oh! Ich … ich ziehe mich im Badezimmer um.«
»Tu das.« Er wartete, bis sie die Badezimmertür erreicht hatte. »Ach, Lia. Nur für den Fall, dass du auf den Gedanken kommen solltest, dich ohne mich aus dem Staub zu machen:
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