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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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verschiedensten Dinge unterhalten. Diese Sachen eingeschlossen.«
    Jared rümpfte affektiert die Nase und fügte hinzu: »Einmal hat er es mir sogar demonstriert.«
    Um ein Haar hätte Lia den Saft über ihren Schoß vergossen.
    »Nicht so «, knurrte Jared. Er bildete mit der linken Hand einen Kreis und bewegte sie auf seinen rechten Zeigefinger zu. Als seine Hände nur noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt waren, bemerkte er, wie groß Lias Augen geworden waren – und ließ die Hände rasch sinken.
    Lia trank hastig etwas Saft. »Das ist alles?«
    »Im Großen und Ganzen.« Und wenn sie ihn dazu zwang, weitere Erklärungen abzugeben, würde er das Badewasser nicht mit einem Wärmezauber belegen. Dann fiel ihm ein, warum er es gar nicht nötig haben sollte, ihr irgendetwas zu erklären. »Hat deine Mama sich nie mit dir darüber unterhalten?«
    »Natürlich hat sie das«, gab Lia aufgebracht zurück. Dann fuhr sie fort, wobei sie ihn mit einem forschenden Blick bedachte: »Aber sie hat nie etwas getan, das auch nur im Geringsten danach aussah.«
    Dieses Gespräch würde ihn noch ins Grab bringen. Da war er sich ganz sicher. »Du bist dran«, sagte er mit einem
Anflug von Verzweiflung, um sie auf andere Gedanken zu bringen.
    Sie blickte auf das Spielbrett. »Nein.«
    »Doch.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Nein.«
    »Zieh trotzdem.«
    Sie versetzte einen Bauern.
    Er stürzte sich mit einem Krieger darauf.
    Ihr gequältes Aufkeuchen brach ihm das Herz.
    Er fing sie auf, als sie von dem Tisch forttaumelte. »Es tut mir leid«, sagte er und schlang die Arme um sie. »Lia, es tut mir leid.«
    »Ohne mich wäre er noch am Leben«, schluchzte Lia. »Wenn ich ihn nicht gekauft hätte, wäre er immer noch am Leben.«
    »Vielleicht«, sagte Jared. Er streichelte ihr sanft über den Rücken.
    »Ganz bestimmt.« Sie klammerte sich an seinem Hemd fest und drückte das Gesicht an seine Schulter. »Ganz bestimmt.«
    »Hör mir zu, Liebes.« Jared schüttelte sie leicht. »Hör mir zu. Vielleicht hast du gehört, wie die Frauen, welche die Graue Lady aus Raej geholt hat, über ihr Sklavendasein und die Brutalität gesprochen haben, die sie erleiden mussten. Aber du weißt nicht, was es für die Männer bedeutet. Das kannst du gar nicht wissen.«
    »Ich habe gehört …«
    »Nichts hast du gehört«, sagte Jared, die Stimme scharf genug, um ihren Stolz zu verletzen, sodass sie den Kopf hob und ihn anblickte. »Du hast gehört, was sie zuzugeben bereit gewesen sind, oder was sie aufgrund der Narben an ihren Körpern nicht verschweigen können. Aber sie werden dir gewiss nichts von den anderen Arten von Verletzungen oder den tiefen Narben erzählen, die man nicht sehen kann. Kein Mann würde einer jungen Königin von den perversen
Spielchen erzählen, die an jenen Höfen gespielt werden. Wir alle sind voller Narben, Lia. Man hat uns unserer Ehre und unseres Stolzes beraubt. Wir werden bestraft, wenn wir uns wie Männer des Blutes verhalten, und wir werden bestraft, wenn wir es nicht tun. Dorothea SaDiablo und die Königinnen, die nach ihrer Pfeife tanzen, vergehen sich nicht nur am Körper eines Mannes, sondern auch an seiner Seele. Sie nehmen sich das Gute in einem Mann und verdrehen es, bis es nicht wiederzuerkennen ist.«
    Jared hielt Lias Gesicht in seinen Händen. »So schlimm das alles für einen Mann mit Juwelen ist, es ist noch zehnmal schlimmer für einen Angehörigen des Blutes, dessen innere Barrieren sich von jeder Frau aufstemmen lassen, die Juwelen trägt und mit ihm spielen möchte. Und Halbblutmänner, die überhaupt keine Barrieren besitzen, haben nicht die geringste Chance. Wenn sie nicht von einem Adeligen gezeugt worden sind, erleben die meisten von ihnen noch nicht einmal das Erwachsenenalter. Sie werden benutzt, bis sich die ersten Anzeichen einstellen, dass sie zu Männern werden, und dann …« Jared brach ab. Holte tief Luft. »Tomas hätte vielleicht noch ein oder zwei Jahre zu leben gehabt. Aber wenn du ihn nicht gekauft hättest, hätte er niemals Güte kennen gelernt, hätte nie gewusst, was es heißt, einer Lady zu dienen, der er etwas bedeutete.«
    Erneut rannen Tränen Lias Gesicht hinab. »Er hat nicht gewusst, dass er gar kein Sklave mehr war«, brachte sie mit erstickter Stimme hervor.
    Jared wischte ihr die Tränen mit den Daumen fort. »Er hat gedient, Lady Ardelia. Er war zu gescheit, um nicht den Unterschied zu begreifen, ob du es nun tatsächlich in Worte gefasst haben magst oder nicht. Er

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