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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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die Wirkung eines sinnlichen Mannes zu erzielen, dem daran gelegen war, zu gefallen. Jared bot der Grauen Lady seine rechte Hand, die Innenfläche nach unten.
    Erst nach kurzem Zögern legte Grizelle leicht ihre Linke über seine Hand und gestattete ihm, sie aus dem Gebäude zu führen.
    Jared musste sich ein Grinsen verbeißen. Der Begleiter schlich nun wie ein grollendes, vergessenes Hündchen hinter ihnen her.
    Es war schon dunkel, als sie einen von einem Pony gezogenen Wagen mieteten, um das Gelände des Sklavenmarktes zu verlassen. Allerdings fuhren sie nicht auf direktem Weg zu dem offiziellen Landeplatz. Stattdessen nahmen sie eine Seitenstraße, die um den niedrigen, abgeflachten Hügel herumführte, bis sie die Kutscher mit ihren Gefährten erreichten, die auf den Winden reisen konnten.
    »Warte bei den anderen«, sagte Grizelle, als Jared ihr von dem Wagen half. Sie schenkte keinem der beiden Männer auch nur die geringste Beachtung, als sie losging, um eine Fahrkarte zu erwerben.
    Jared hielt sich an dem Wagen fest. Er hoffte inständig, der Begleiter würde nicht merken, wie dringend er diese Stütze brauchte, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Er war sich nicht sicher, ob seine Beine ihn bis zu der Kutsche tragen würden.

    »Ich weiß nicht, wo die anderen sind«, sagte er schließlich.
    »Hier entlang«, knurrte der Wächter.
    Als sie auf den Partner des Mannes zugingen, der auf die übrigen Sklaven aufgepasst hatte, warf Jared einen Blick über die Schulter und sah einen Botenjungen, der Grizelle ein Stück Papier überreichte. Der Junge rannte sofort davon, ohne auch nur auf das gewöhnliche Trinkgeld zu warten.
    Jared spürte ein warnendes Prickeln zwischen den Schulterblättern. Also blieb er stehen und beobachtete, wie sie die Botschaft las.
    So reglos. So still. So grau. Nichts an ihr schien sich verändert zu haben, sodass er selbst nicht verstand, weshalb er instinktiv seine erste innere Barriere öffnete und einen dünnen roten mentalen Faden aussandte. Selbst wenn ihre inneren Barrieren nicht ohnehin stärker als die seinen gewesen wären, war der Faden zu zart, um auch nur die oberflächlichsten Gedanken zu ertasten. Deshalb war es nicht sehr wahrscheinlich, dass er bemerkt werden würde. Doch der Faden wäre in der Lage, einen Hauch ihrer Gefühle zu erahnen und Jared auf diese Weise ihre Stimmung zu verraten.
    Auf die geballte Angst, die den Faden entlang auf ihn zugerast kam, war er nicht vorbereitet gewesen.
    Etwas war geschehen. Etwas hatte sich geändert. Während der Fahrt war diese Angst nicht da gewesen. Dessen war er sich sicher. Beim Feuer der Hölle, er hatte sie berührt, hatte neben ihr gesessen. Nicht einmal sie hätte derart starke Gefühle trotz des Körperkontakts zwischen ihnen verbergen können.
    Also lag es an der Botschaft. Die Bot …
    Noch während er beobachtete, wie Grizelle die Hände in den Ärmeln ihres Gewands verschwinden ließ und in das Gebäude ging, in dem die Fahrharten verkauft wurden, ließ seine schwindende Ausdauer schlagartig nach. Die Welt verschwamm um ihn her.
    Trotz der Hand an seinem Arm, die ihn führte, fiel es ihm
so schwer, weiterzugehen. Die Worte wurden wieder undeutlich, verschwammen miteinander und dehnten sich, bis sie zu einer Sprache aus albtraumhaften Lauten wurden. Gestalten tauchten vor ihm auf, aus dem Nichts. Jemand zerrte an seinem Arm. Er blieb stehen. Das Wortgemisch verströmte den Geruch von blutroter Angst und widerlichem Schweiß.
    Wasser.
    Weshalb war das nun das einzige Wort, das noch Sinn ergab?
    »Sie wird … Kutsche nach Westen?«
    Wahrscheinlich sprach da einer der Wächter, doch er konnte es nicht mit Sicherheit sagen, da die Stimme mal laut, mal leise an seine Ohren drang.
    »Nach … Westen des Territoriums … Tamanaragebirge.«
    »Das habe … mir gedacht … den Rest … gebracht.«
    Doch sie gingen weiter, gingen eine Ewigkeit, während die Begleiter leise fluchten und ihre messerscharfe Wut ihn verletzte.
    Wo waren seine inneren Barrieren? Wo …
    Jemand zog ihn am Arm.
    »Seeeetz diiiich.«
    Seine Beine gaben nach.
    Eine graue Stimme. Das Wort »Wasser«.
    Ein Becher an seinem Mund. Wasser rann ihm über die Lippen in den Mund. Er schluckte es nicht gleich, um das Nass genießen zu können. Dann wollte er nach dem Becher greifen und ihn hastig leeren, doch er wurde ihm entzogen.
    »Laaaangsaaaam.«
    Er gehorchte. Es war so wichtig zu gehorchen, so wichtig, dass diese Frauenstimme, die nicht

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