Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
grau war, ihm das Wasser nicht wegnahm.
Schließlich hatte er genug.
Kühn … Draufgänger … Das war auch wichtig, obwohl er sich nicht mehr entsinnen konnte, weshalb.
Er glitt zur Seite. Das Wasser hatte seine Knochen zum Schmelzen gebracht. Er hatte nicht gewusst, dass Wasser
das konnte. Whiskey schon, wenn man genug davon trank, aber Wasser? Wer hätte das gedacht?
Dann glitt er weiter in die süße Dunkelheit, schmolz und glitt und glitt, fort in die Sicherheit der Nacht.
Kapitel 4
Sie hat den Köder geschluckt«, berichtete der Wächter aus dem Fünften Kreis, wobei es ihm kaum gelang, seine Aufregung im Zaum zu halten.
Krelis lehnte sich in seinem Sessel zurück und ließ die Hände unter die Schreibtischoberfläche sinken, um ihr Zittern zu verbergen, das er einfach nicht unterdrücken konnte. Dorotheas Zwangszauber musste gewirkt haben, was sein Vertrauen in die anderen Zauber stärkte, die sie für ihn gewoben hatte – nicht, dass er an den Fähigkeiten der Hohepriesterin gezweifelt hätte.
»Hat das Miststück jemanden gekauft, der uns von Nutzen sein könnte, während sie auf Raej war?«, fragte Krelis und beobachtete den jungen Mann, der vor ihm stand. Er erinnerte ihn daran, wie er selbst vor nicht allzu vielen Jahrhunderten gewesen war.
Die Miene des Wächters blieb nur einen kurzen Moment verständnislos. Dann versteifte er sich und hielt den Blick auf die Rückwand des Raumes gerichtet. »Ich bitte um Verzeihung, Lord Krelis. Ich habe nicht daran gedacht, mir eine Liste der Sklaven zu besorgen, die sie gekauft hat.«
»Noch hat Lord Maryk daran gedacht, es dir aufzutragen«, entgegnete Krelis ruhig.
Der Wächter wand sich ein wenig, da ihm klar war, dass diese Frage eine Falle beinhaltete.
Krelis wusste, was es bedeutete, zwischen Treue und dem eigenen Überlebenswillen hin- und hergerissen zu sein. Als Junge hatte er Olvan geliebt, der nicht nur ein milder, jedoch bestimmter Vater, sondern auch ein respektierter Lehrer und Gelehrter gewesen war. Als Jüngling hatte er verzweifelt den
Makel abschütteln wollen, den der verängstigte, verwelkte Mann ausströmte, zu dem sein Vater nach jenem Tag am Baum geworden war. Krelis hatte sich nicht erst sagen lassen müssen, dass die einflussreichen Königinnen umso misstrauischer sein würden, wenn seine Zeit erst einmal gekommen war, an ihren Höfen zu dienen, je länger zwischen Vater und Sohn eine Verbindung bestand.
Gezwungen, sich zwischen Treue und dem Willen zu überleben zu entscheiden, hatte er es vorgezogen zu überleben. Treue ließ sich, wie er im Laufe der Zeit herausfand, ohne weiteres kaufen.
Mit dieser Erinnerung wartete er, für was sich der Wächter entscheiden würde – Treue gegenüber Maryk, der nicht nur ein Adeliger, sondern auch ein erfahrener stellvertretender Kommandeur war, oder Überleben, indem er sich ganz dem neuen Hauptmann der Wache verschrieb.
Schließlich sagte der Wächter leise: »Nein, Sir, Lord Maryk hat mir nicht aufgetragen, die Liste zu beschaffen.«
»Egal«, erwiderte Krelis mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Lord Maryk hatte wichtigere Pflichten, an die er denken musste.«
»Sehr wohl, Sir. Soll ich nach Raej zurückkehren und die Liste beschaffen?«
»Ja. Wenn du wieder zurück bist, wird Lord Maryk mit den Sklaven hier sein. Wir werden alle von ihnen behalten, die für die Hohepriesterin von Interesse sein könnten, und die Übrigen zurück nach Raej schicken, um sie am letzten Tag des Sklavenmarktes zu verkaufen.«
Der Wächter salutierte erleichtert und verließ das Zimmer.
Krelis rieb sich mit den Händen über das Gesicht. Maryk sollte bei Einbruch der Nacht zurück sein. Dann würde er selbst vielleicht ein wenig Schlaf finden können.
Kapitel 5
Sein Magen knurrte, als stünde er kurz davor, sich selbst zu verdauen.
Jared achtete nicht darauf.
Seine Muskeln schmerzten und schrien förmlich danach, gestreckt zu werden.
Auch hierauf achtete er nicht.
Heftiger Harndrang ließ ihn die Beine über die Kante des schmalen Bettes schwingen. Mühsam richtete er sich auf, bis er saß, und versuchte sich benommen daran zu erinnern, was als Nächstes kam.
Jared rieb sich die vom Schlaf verklebten Augen und blickte trübe den Jungen mit den dunklen Augen und dem dunklen Haar an, der im Schneidersitz neben dem Bett saß.
»Davin?«, stieß Jared heiser hervor, obgleich er wusste, dass es unmöglich war, noch bevor der Junge eine misstrauische Miene aufsetzte. Sein jüngster Bruder
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