Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
eine wäre ihm als Herausforderung ausgelegt worden, das andere als mangelnde Bewunderung. Der eine wie der andere Fehler konnten einen Mann seine Freiheit oder sein Leben kosten.
Stattdessen betrachtete er den jungen Krieger mit dem zerzausten Haar, der zusammen mit der Hohepriesterin von Hayll auf der Chaiselongue lag.
Es war kein Lustsklave, entschied Krelis und musterte den vom Küssen geröteten Schmollmund des jungen Kriegers. Er musste ein junger Gespiele sein, vielleicht sogar ein adeliger Jüngling aus einer der Hundert Familien, dem die Ehre zuteil geworden war, an Dorotheas Hof zu dienen. Im Grunde machte es keinen Unterschied, ob er nun ein Lustsklave oder ein Gespiele war, abgesehen davon, dass Gespielen einen gewissen gesellschaftlichen Status hatten und körperlich nicht allzu sehr misshandelt werden konnten. Außerdem wurden sie immer noch als Männer angesehen. Lustsklaven hingegen galten lediglich als Haustiere, denen man noch die Hoden gelassen hatte.
Zumindest manche von ihnen.
Dorothea gab dem jungen Krieger einen letzten feuchten Kuss, bevor sie sich gemächlich erhob. »Hat sie den Köder geschluckt?«, fragte sie, während sie sich das Gewand zuknöpfte und den Stoff über ihren festen kleinen Brüsten glatt strich.
Krelis holte tief Luft, um sich zu beruhigen. »Ja, Priesterin …«
Sie brachte ihn mit einer bestimmten, gleichzeitig aber verhaltenen Handbewegung zum Schweigen.
Krelis’ Miene verhärtete sich, als der junge Krieger ihn frech angrinste. Er konnte nachvollziehen, weshalb der Jüngling das Bedürfnis verspürte, sich als überlegen aufzuspielen, selbst wenn dieses Gefühl nicht von Dauer sein konnte. Doch ein Hauptmann der Wache galt als der höchste Krieger bei Hofe, und jegliches Untergraben seiner Autorität konnte zu Handlungen führen, die seine Lady gefährdeten. Das gelbe Juwel des Jünglings reichte an sein saphirblaues nicht heran, und ihr unterschiedlicher Rang in der Juwelenhierarchie war Grund genug, Dorotheas neuem Spielzeug eine Lektion in Sachen Disziplin zu erteilen. Was den Unterschied in ihrer gesellschaftlichen Stellung betraf … Wenn der junge Krieger tatsächlich ein Adeliger aus einer der Hundert Familien sein sollte und nicht von einem Seitenzweig abstammte, würde Krelis eventuell in Streitereien geraten, die letzten Endes zu seiner Entlassung – oder Schlimmerem – führen könnten.
Er hätte wissen sollen, dass Dorothea die stillschweigende Konfrontation zwischen zwei Männern, die ihr dienten, nicht übersehen oder ignorieren würde.
Dorothea warf dem Jüngling über die Schulter ein boshaftes Lächeln zu und schnurrte: »Es wird nicht lange dauern, Liebling. Warum spielst du nicht ein bisschen an dir herum? Ich will, dass du heiß bist, wenn ich zurückkomme.«
Es bereitete Krelis keine Genugtuung, die Pein in den Augen des Jünglings zu sehen. Beide Männer wussten, dass es eine Strafe war, wenn Dorothea Derartiges vor einem anderen Mann sagte, und es war erniedrigender als jegliche körperliche Züchtigung, die Krelis vielleicht vorgenommen hätte. Sie beide wussten, dass ein Krieger bei Hofe mehr zählte als ein hübscher Jüngling, der ohne weiteres zu ersetzen war. Und beiden war klar, was passieren konnte, wenn der Gespiele bei Dorotheas Rückkehr nicht einsatzbereit war.
Krelis wollte sich abwenden, doch Dorothea rührte sich nicht. Sie starrte den jungen Krieger unverwandt an, bis Tränen in seinen Augen glänzten und seine Muskeln zu zittern
begannen. Er musste hart schlucken. Dann öffnete er seine Hose und ließ seine Hand hineingleiten.
Zufrieden führte Dorothea Krelis aus ihrem Wohnzimmer und schlenderte zu einem anderen Flügel des SaDiablo Anwesens.
»Das Miststück hat den Köder also geschluckt«, sagte Dorothea.
»Ja, Priesterin.«
»Aber?«
Krelis’ Mund wurde mit einem Mal trocken. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn. »Sie ist verschwunden. Sie hat Karten für die Fahrt zur westlichsten Station gekauft, die sich mit einer Kutsche aus Raej erreichen lässt. Doch die Kutsche traf dort mit etlichen Stunden Verspätung ein, und im Inneren befand sich niemand außer den Fahrern. Keiner von beiden konnte die verlorenen Stunden erklären oder wusste zu sagen, was mit der Grauen Lady und den Sklaven geschehen ist, die sie auf dem Markt gekauft hat.«
»So, so«, sagte Dorothea. »Hat sie das Tamanaragebirge überquert?«
»Nein, Priesterin.«
»Bist du dir sicher?«
Sicher war er sich nicht, aber das würde
Weitere Kostenlose Bücher