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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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und Angst, dass es beinahe die weibliche Signatur darin überdeckte. Durch die offene Tür drang genügend Licht, um
zu erkennen, dass es sich um ein Schlafgemach handelte, doch das Bett befand sich zu tief im Schatten, als dass er die Person darauf hätte erkennen können.
    Dorothea hob die Hand. Die Kerzen auf den Nachttischen flammten auf und tauchten das Zimmer in ein weiches Licht. Während sie selbst in der Nähe der Tür blieb, wies sie Krelis an, an das Fußende des Bettes zu treten.
    Eine junge, nackte hayllische Hexe lag mitten auf dem Bett, die ausgestreckten, gespreizten Arme und Beine an die Pfosten gefesselt. Während Krelis auf sie hinabstarrte, kämpfte sie gegen die Lederriemen an ihren Knöcheln an und versuchte verzweifelt, die Beine zu schließen. Da sie noch dazu geknebelt war, drangen nichts als gedämpfte Laute voller Qual an sein Ohr.
    Die offenkundige, wenn auch unfreiwillige Einladung der Frau, sie zu besteigen, lenkte Krelis im ersten Moment ab. Dann erst erkannte er sie. An ihren Namen konnte er sich nicht erinnern, bloß daran, dass er sie vor mehreren Jahren ein paarmal gesehen hatte, als einer seiner Cousins zweiten Grades mütterlicherseits ihr den Hof gemacht hatte. Das Werben war schnell im Sande verlaufen, und sein Cousin hatte anschließend nur verlauten lassen, dass sie nicht so gut zueinander passten, wie er ursprünglich gedacht hatte.
    Doch eines Nachts, bei zwei Flaschen Brandy, hatte sein Cousin jedoch andere Dinge über sie gemurmelt. Krelis hatte nicht besonders gut aufgepasst, weil die Frau nicht mehr länger etwas mit ihm oder seiner Familie zu tun hatte.
    Jetzt wünschte er, er hätte sich anders verhalten; genauso, wie er sich wünschte, sich erinnern zu können, warum er selbst während der kurzen Werbung seines Cousins immer Distanz zu ihr bewahrt hatte.
    »Kennst du sie?«, fragte Dorothea mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme.
    Schweißtropfen perlten an Krelis’ Schläfen hinab. »Ich bin ihr schon begegnet, Priesterin, aber wir wurden einander nie förmlich vorgestellt.« Das entsprach der Wahrheit, der Dunkelheit sei Dank.

    Dorothea nickte, als sei sie mit seiner Antwort zufrieden. »Sie ist eine unwichtige Königin aus einer der Hundert Familien. Ihre Neigung, zweifelhafte Meinungen kundzutun, hat ihrer Familie schon einige peinliche Unannehmlichkeiten beschert. Der letzte unglückselige Vorfall zwang ihre Angehörigen zu dem Schluss, dass ihre Jungfrauennacht das Einzige sein würde, was sie zur Ruhe kommen lassen wird.«
    Krelis’ Hände ballten sich zu Fäusten. Jetzt entsann er sich! Eine vorlaute kleine Schlampe, die die Hohepriesterin pausenlos kritisierte und davon sprach, dass ein Territorium nicht von einer Hexe beherrscht werden sollte, die nicht den Rang einer Königin innehatte. Sie redete die ganze Zeit über, als könne sie, die als Juwel lediglich Rose trug, genug Juwelenkraft aus den Hundert Familien und dem Rest Haylls mobilisieren, um sich Dorothea entgegenzustellen.
    Nicht einmal die Hundert Familien waren unverwundbar, falls Haylls Hohepriesterin eines Tages auf den Gedanken verfallen sollte, treuloses Verhalten zu bestrafen. Und da die Familien am meisten durch Dorotheas Herrschaft gewonnen hatten, weshalb sollten sie ihr überhaupt die Stirn bieten?
    »Ich möchte, dass du dich um ihre Jungfrauennacht kümmerst«, sagte Dorothea.
    Panik machte sich in Krelis’ Eingeweiden breit. »Ich?« Seine Stimme schnappte über. »Aber …«
    »Ja, Lord Krelis?«, fragte Dorothea, ebenso geduldig wie boshaft.
    Krelis leckte sich die trockenen Lippen. »Priesterin, ich habe noch nie …«
    Ihre Belustigung steigerte sein Gefühl der Panik noch. »Du machst regelmäßig von den Huren der besseren Häuser des Roten Mondes in Draega Gebrauch, von daher möchte ich bezweifeln, dass du noch nie …« Sie ließ die Worte im Raum hängen. Beinahe konnte er sehen, wie sie eine Schlinge um seinen Hals bildeten. Ihm hätte klar sein müssen, dass Dorothea sich darüber sehr genau unterrichten lassen würde, vor allem, wenn es die Männer betraf, die ihr am
nächsten standen und deren Loyalität ganz besonders im Auge behalten werden musste.
    »Wäre nicht ein Gefährte besser?«, stammelte Krelis. »Sie sind zu derlei Dingen ausgebildet.«
    »Ich möchte, dass du das hier übernimmst, Krelis. Mir zum Gefallen.« Sie musterte ihn einen Moment lang. »Du brauchst dir keine Sorgen machen, dass sie einen dicken Bauch bekommen könnte. Es ist nicht ihre

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