Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
er gewiss nicht zugeben. »Wir werden sie finden, Priesterin. Das schwöre ich. Ich werde bald über ihren Aufenthaltsort unterrichtet sein.«
Einen Augenblick lang sagte Dorothea nichts. Dann meinte sie mit einem Hauch von Widerwillen: »Von deinem Schoßhund?«
»Ja, Priesterin.«
Schoßhundsklaven konnten von Nutzen sein, vor allem wenn es darum ging, andere Sklaven auszuspionieren. In seiner Eigenschaft als Hauptmann von Dorotheas Wache war es ihm gelungen, nach Raej zu reisen und die Sklaven vor der Eröffnung des Marktes zu inspizieren. Dort hatte er einen Menschen gefunden, der mehr als willig gewesen war, als Schoßhund zu fungieren, um Haylls Gunst zu erlangen.
Dorothea war von dem Plan nicht gerade begeistert gewesen,
doch sie hatte die Zauber gewoben, um die er sie gebeten hatte. Darunter hatten sich auch solche befunden, die sicherstellen würden, dass der Schoßhund unter den Sklaven sein würde, die die Graue Lady auf Raej ersteigerte.
Zwischen Hayll und dem Tamanaragebirge befand sich viel Land, aber jene Territorien standen längst in Haylls Schatten und würden ihr keinen Schutz bieten. Außerdem gab es etliche Diebesbanden, die liebend gerne Jagd auf eine Königin machen würden, wenn man ihnen nur genug Goldstücke und außerdem Straffreiheit versprach. Er benötigte lediglich das Zeichen von seinem Schoßhund, dann würde er das Graue Luder alsbald in seiner Gewalt haben.
Bleiernes Schweigen legte sich auf sie, während Dorothea ihn durch die Gänge führte. Schließlich sagte sie: »Hast du mein Geschenk immer noch?«
Der Gedanke an die weiße Feder jagte Krelis einen Schauder über den Rücken. »Ja, Priesterin.«
»Sie war schon immer ein gerissenes Luder«, flüsterte Dorothea. »Vielleicht hat sie einen Hinterhalt an einer Kutschstation vorhergesehen, weil der Angriff dort das letzte Mal stattfand. Hatte sie an einer der Stationen Geleitschutz postiert, der auf sie wartete?«
»Ja. Die Männer wurden aus dem Weg geräumt.«
»Gut. Das bedeutet, dass sie durchaus vorhatte, zu jener Station zurückzukehren. Was immer sie dazu bewegt hat, ihre Pläne zu ändern, kam unerwartet – was bedeutet, dass ihrem Hof wahrscheinlich gerade erst bewusst wird, dass etwas schief gelaufen ist.«
»Sie könnte den Geleitschutz lediglich als Köder zu der Station geschickt haben.«
»Sie hätte die Männer nicht einfach in den Tod geschickt. Derart pragmatisch ist Grizelle nicht veranlagt.«
Im Gegensatz zu dir? , dachte Krelis – der diesen Gedanken sogleich hastig wieder verdrängte. »Wenn sie Fahrkarten für eine andere Kutsche kaufen sollte …«
»Es gibt nicht allzu viele Pässe über das Tamanaragebirge. Sie muss erst eine Station in der Nähe eines Passes erreichen
und einen Teil der Strecke über Land reisen, egal, was sie tut.«
»Sie könnten auf den Winden reisen.«
Dorothea schüttelte den Kopf. »In der Hinsicht hat sie nicht nur mir, sondern auch sich selbst einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es gibt Hinderniszauber, der dafür sorgt, dass niemand auf den Winden in ihr Territorium reisen kann. Jeder, der von dieser Seite des Tamanaragebirges aus nach Dena Nehele gelangen möchte, muss einen der Pässe benutzen.«
Sie strich ihre schwarzen Locken glatt. »Finde heraus, woher die Sklaven stammen, die sie gekauft hat. Sollten welche aus bekannten Familien stammen, wird sie vielleicht deren Verwandte um Hilfe ersuchen.«
Krelis ließ erleichtert die Schultern sinken. Zumindest hatte er etwas richtig gemacht. »Ich habe bereits jemanden nach Raej gesandt, um die Liste zu beschaffen, Priesterin.«
Dorothea schenkte ihm ein anerkennendes Lächeln. »Sobald du sie in Händen hältst, wird es dir gewiss gelingen, deine bisherigen Fehleinschätzungen wieder wettzumachen.«
Krelis reagierte nicht auf die Drohung, die sich hinter den Worten verbarg.
Dorotheas Lächeln vertiefte sich, doch es war schwer zu sagen, ob dies Anerkennung oder Missbilligung bedeutete.
Schließlich blieben sie vor einer mit einem roten Schloss belegten Tür stehen.
»Da du ein wenig Zeit hast, während wir darauf warten, dass sich dein Schoßhund als nützlich erweist«, säuselte Dorothea, »möchte ich, dass du mir einen Gefallen tust.«
»Was auch immer du wünschst, Priesterin«, versicherte Krelis eilig.
Ein zufriedenes, boshaftes Glitzern trat in Dorotheas Augen, als sie die Tür öffnete und ihm bedeutete, das Zimmer vor ihr zu betreten.
Das abgedunkelte Zimmer stank so sehr nach Schweiß
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