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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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sie wirklich anders als die anderen sein? Egal, was sie sagen mochte, schon bald würde sie mit den Fingern schnippen und von den Männern erwarten, dass sie nach ihrer Pfeife tanzten.
    So war es mittlerweile unter den Angehörigen des Blutes – ein Spiel zwischen Raubtier und Beute, das in einer sich unentwegt verändernden Machtlandschaft gespielt wurde: Wer trug die dunkelsten Juwelen? Wer hatte das größte gesellschaftliche Ansehen? Wer kontrollierte die stärksten Männer? Wer war am meisten in der Kunst bewandert? Wer war am gefährlichsten?
    Raubtier und Beute.
    Krelis zog sich die Kleider aus und kletterte auf das Bett.
    Die Schwächeren wurden zur Beute. So einfach war das.
    Seine Versagensangst ließ ihn nicht los, bis sie in heiß pulsierende Wut umschlug. Da er diese Wut nicht gegen die Hexe richten konnte, die ihm Angst einjagte, ließ er sie auf diejenige los, die Angst vor ihm hatte.
    Und er fand heraus, warum es Männern so viel Vergnügen bereitete, Hexen zu zerbrechen.

Kapitel 7

    Ich bin an der Reihe, auf dem Wagen zu sitzen«, sagte Tomas zornig und weigerte sich, nachzugeben, als Eryk sich vor ihm aufbaute.
    »Du bist bloß ein Halbblut«, sagte der ältere Junge und versetzte Tomas einen Stoß. »Du bist nichts weiter als ein dummer Sklave, der zu tun hat, was man ihm aufträgt.«
    »Du auch!« Tomas zahlte den Stoß mit Zinsen zurück.
    »Bin ich nicht!« Ein weiterer Schubs.
    Leise fluchend schob sich Jared das regennasse Haar aus den Augen, als er sich umdrehte und in der Hoffnung durch den Schlamm stapfte, die Jungen zu erreichen, bevor sie einander die Nasen blutig schlugen – oder Schlimmeres geschah, da Eryk stark genug war, um ein gelbes Juwel zu tragen, wohingegen Tomas völlig schutzlos war. Beim Feuer der Hölle, hatten sie nicht schon genug Probleme, ohne sich auch noch um kindische Streitereien kümmern zu müssen?
    Das aufgebrachte Gemurmel in seinem Rücken zeigte ihm, dass Brock und Randolf ebenfalls kehrtgemacht hatten. Gut. Es gab nichts Besseres, als ein paar verärgerte Männer, um einen wütenden Jungen zur Ruhe zu bringen.
    Aus dem Augenwinkel bekam Jared mit, wie Blaed und Thayne zu den Pferden eilten, die den Hausiererwagen zogen. Sie wollten verhindern, dass die Tiere im Laufe der kleinen Rangelei scheuten.
    »Du hast keinerlei Rang inne!«, rief Eryk. »Du bist ein Niemand. Meine Familie ist adelig. Meine Familie ist wichtig. Du bist bloß ein Bastard, den ein Landenluder auf die Welt brachte, weil ein Krieger sie bestiegen hat. Im Wagen zu sitzen, hast du gar nicht verdient. Du bist es nicht
wert, unsere Nahrung zu essen. Du bist es nicht wert, zu leben!«
    Jared empfand diese verbalen Schläge, als hätten sie ihm gegolten. Er war so darauf bedacht, zu den beiden Jungen zu gelangen und dem kleinen Mistkerl die Leviten zu lesen, dass er die Graue Lady nicht bemerkte, bis ihre Hand Eryks Kopf mit solcher Wucht traf, dass der Junge ins Taumeln geriet. Die Zorneswellen, die sie verströmte, trafen die anderen so heftig, dass sie erstarrten.
    »Wie kannst du es wagen?«, schrie sie den Jungen an, der ängstlich zusammenzuckte. »Er hat ein Recht auf seinen Anteil der Vorräte. Und er hat das Recht, höflich behandelt zu werden. Und er hat sehr wohl ein Recht darauf zu leben, du egoistischer kleiner Mistkerl!«
    Mit einem Wutschrei, der jedem Mann einen angstvollen Schauder durch Mark und Bein jagte, stürzte sie auf Eryk zu.
    Jared warf sich ihr entgegen.
    Ihre Körper prallten geräuschvoll aneinander. Während er sich bemühte, in dem rutschigen Schlamm nicht den Halt zu verlieren, kämpfte sie darum, sich loszureißen und die Quelle ihrer Wut zu erreichen. Sie rutschten in einem schlingernden Tanz umher. Jared packte sie so fest an den Oberarmen, dass seine Finger blaue Flecken hinterlassen würden, doch das dämpfte weder ihre Gegenwehr noch ihre giftigen Flüche.
    Als sie sich nach rechts warf und sich beinahe von seinem Griff losriss, rutschte sie mit dem Fuß aus und verdrehte sich den Knöchel. Jenseits des Zornes konnte er Schmerzen in ihren Augen erkennen, dann fühlte er, wie sich etwas an ihrer Körperhaltung veränderte, während sie versuchte, nicht auf die Schmerzen zu achten.
    Beim Feuer der Hölle, was war nur mit ihm los, dass er auf einer schlammigen Straße im strömenden Regen herumrutschte und sich einer Königin mit grauem Juwel entgegenstellte? Er schuldete dem Jungen nichts. Was kümmerte es ihn, ob sie den kleinen Mistkerl in Stücke riss? Sie

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