Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
Schwarzgrau, dem zweitdunkelsten Juwel.
Der Einzige, der im Reich Terreille Schwarzgrau trug, war Lucivar Yaslana, ein eyrischer Mischling und Kriegerprinz. Daemon Sadis Halbbruder.
Jared hatte genug Geschichten über Yaslana gehört. Sie ließen den Sadisten wie einen liebenswürdigen Mann wirken. Er wollte sich lieber gar nicht vorstellen, was jenem schwarzgrauen Zauber hinzugefügt worden war, doch er war sich sicher, dass es durch rote und graue Schilde bersten konnte – und ihre Geister zermahlen.
Ein Angstschrei und ein gequältes Wimmern riefen ihn in die Gegenwart zurück.
Die kleine Cathryn stand gekrümmt da und hielt sich den Kopf. Tomas ebenfalls. Thera und die Graue Lady eilten auf die Kinder zu.
Unbezähmbare Wut überkam ihn, die nur von der wachsenden Angst gedämpft wurde, als sich die Macht, die sich um die Lichtung gelegt hatte, immer weiter zusammenzog und auf ihre Geister niederdrückte. Bisher fühlte er noch nichts außer einem gewissen Druck von außen. Die Schwächsten unter ihnen würden als Erste umkommen. Und die Schwächsten waren die Kinder und die beiden gebrochenen Erwachsenen – Garth und Thera.
Beim Feuer der Hölle, der Regen musste ihm den Verstand weggespült haben! Der Kriegerprinz hatte die Graue Lady bestimmt eingeweiht! Er hatte keine Zeit, zu ihr hinüberzulaufen oder sich Sorgen darüber zu machen, weil er gegen eine Vorschrift verstieß. Er richtete einen roten Kommunikationsfaden auf sie. *Lady...*
Nichts.
Sie hielt Tomas fest umarmt. Wahrscheinlich schützte sie den Geist des Jungen mithilfe ihrer Kraft.
Was jedoch kein Grund war, ihm nicht zu antworten!
Jared versuchte es erneut. Beim Feuer der Hölle und der Mutter der Nacht, möge die Dunkelheit Erbarmen haben! Sie trug doch Grau. Natürlich konnte sie Rot hören!
Ihm war nur allzu schmerzlich bewusst, dass er wertvolle Sekunden verlor, doch er versuchte einen saphirblauen Faden. Als er keine Antwort erhielt, benutzte er einen grünen Kommunikationsfaden und fügte seiner Botschaft ein Quäntchen Wut hinzu. *Lady.*
Die Graue Lady wirbelte zu ihm herum.
*Wie entschärfen wir die Schutzzauber?*, wollte Jared wissen.
Ihre Angst schlug ihm entgegen. *Er hat gemeint, du würdest den Schlüssel kennen. Ich dachte, er hätte es dir gesagt.*
Eine Sekunde lang war Jareds Geist wie leer gefegt. *Warum im Namen der Hölle sollte er glauben, dass ich es weiß?*
*Keine Ahnung.*
Zusammen mit den Worten erreichte ihn ein Hauch ihrer Erinnerung. Dein Krieger wird den Schlüssel kennen.
Dein Krieger. Die Worte setzten eine Verbindung voraus, die sich ein Sklave niemals erträumt hätte, eine ehrenhafte Dienstverbindung zwischen einem Mann und seiner Königin.
Dieser geächtete Bastard sollte in den Eingeweiden der Hölle schmoren, verflucht noch mal! Sollte das hier eine Art Prüfung sein?
Es war gleichgültig. Wenn sie überleben sollten, musste
er aufhören, wie ein Sklave zu denken, und anfangen, wie ein Krieger zu handeln.
Jared drehte sich wieder zu den Pfeilern um. Garth hatte etwas an ihnen gespürt – oder verstanden -, und es war nahe liegend, dass der Schlüssel ganz einfach zu erlangen sein musste, wenn die Geächteten sich nicht jedes Mal in Gefahr begeben wollten, sobald sie die Lichtung betraten. Er musste sich also hier befinden!
Verflucht, dachte er, als er die Unruhe des wilden Fremden in seinem Innern spürte. Verflucht, hilf mir!
Der Fremde in ihm schoss mit aller Gewalt aus seinem Versteck hervor. Am liebsten hätte er aufgeheult, als seine unbezähmbare Wildheit ihn erfüllte, ihn durchflutete, während messerscharfe Instinkte ihm die Fähigkeit zu denken raubten. Kurz darauf ließ das Gefühl nach. Sein Körper fühlte sich wund an, und sein Verstand war glasklar.
Trotz des Regens und der Kälte schwitzte Jared heftig, während er eine große Kugel Hexenlicht erschuf.
Auf die beiden Seiten der Pfeiler, die einander zugewandt waren, hatte jemand dreizehn uralte Machtsymbole tief in den Stein gemeißelt: sechs auf den linken Pfeiler, sieben auf den rechten.
Wie sollte er die richtigen drei auswählen?
Jared hielt kurz inne, dann schüttelte er den Kopf. Natürlich waren es drei.
Er fand das Zeichen für Männlichkeit auf dem linken Stein. Zögerlich verharrten seine Finger darüber, wandten sich dann jedoch dem Dreieck zu, das sich darunter befand. Mithilfe der Kunst fuhr er die tiefen Linien des Dreiecks mit einem Finger nach und füllte sie mit Hexenlicht.
An einem Hof unterhielt
Weitere Kostenlose Bücher