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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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das männliche Dreieck aus Gefährte, Haushofmeister und Hauptmann der Wache die engste Beziehung zur Königin. Die drei waren Begleiter, Ratgeber und Beschützer.
    Da keines der anderen Symbole auf dem linken Pfeiler ihn ansprach, wandte Jared sich dem rechten zu. Mit dem Finger fuhr er den Umriss des Zeichens für Weiblichkeit nach.

    Das männliche Dreieck war der Kern eines Hofes, aber die Königin, die Frau, war dessen Herz.
    Er sank auf die Knie und fuhr das letzte Symbol nach, das in den Pfosten geritzt war, das Zeichen, das von den Angehörigen des Blutes am meisten verehrt wurde: das Zeichen für die Dunkelheit.
    Die Angehörigen des Blutes verehrten die Dunkelheit, weil sie Ende und Anfang bedeutete; sie war die Schöpferkraft des Landes, der fruchtbare Schoß, in dem die Samen des Lebens heranwuchsen; sie war der mentale Fluss, aus dem die Angehörigen des Blutes hervorgingen und in den sie wieder eintauchten; sie war der Abgrund, in den das Selbst hinabstieg, um an seine eigenen Kräfte zu gelangen; sie war der leere Raum, in dem sich die spinnennetzartigen mentalen Bahnen befanden, die man die Winde nannte. Sie war all diese Dinge und mehr.
    Als sich die letzte Linie mit Hexenlicht füllte, konnte Jared den Machtstoß spüren, der in die Steinpfeiler schoss. Das Hexenlicht in den Symbolen leuchtete so hell auf, dass er blinzeln musste. Es blitzte einmal auf und erlosch dann allmählich, da das kleine bisschen Macht, dessen er sich bedient hatte, um es zu erschaffen, bereits aufgebraucht war.
    Gleich nach dem Blitz bildete sich ein blasses Dreieck zwischen den drei Symbolen, das jedoch ebenfalls wieder erlosch.
    Die Schutzzauber verloren sofort an Kraft. Der mentale Gewittersturm verzog sich rasch. Da der Illusionszauber nun wieder aktiviert war, verwandelte sich eine von Kletterpflanzen umrankte Holzlatte wieder zurück in dichtes, undurchdringliches Dickicht.
    Jared blieb weiter auf den Knien. Er war zu müde und zu durcheinander, um aufzustehen. Mit gesenktem Kopf ließ er sich auf die Fersen zurücksinken, die Hände leicht auf die Oberschenkel gestützt. Diese Erschöpfung rührte nicht daher, dass er zu viel seiner mentalen Kräfte angezapft hatte. Er benutzte weit mehr als das im Alltag. Sie stammte
noch nicht einmal von der stechenden Angst, die er verspürt hatte.
    Die paar Augenblicke, als der wilde Fremde ihn erfüllt hatte, war er so lebendig, so vollständig gewesen. Jetzt fühlte er sich wieder leer und hohl, und das schmerzte ihn. Doch er war sich nicht sicher, ob er bereit war, sich ganz auf jenen Teil seines Selbst einzulassen, sich dieser Art von Verantwortung zu stellen, und bis er nicht so weit war...
    Starke Hände packten ihn und zogen ihn auf die Beine. Blaed lächelte feierlich. Brock sah Jared voller Respekt an.
    »Bringen wir dich hinein«, sagte Brock.
    »Die Pferde.« Jareds Stimme klang belegt.
    »Ich werde Thayne und Randolf mit den Pferden helfen.«
    »Ich kann …«
    »Du hast genug getan«, versetzte Brock scharf.
    »Allerdings«, pflichtete Blaed ihm leise bei.
    Jared gab nach, allein schon, weil er im Moment viel mehr auf die Unterstützung der anderen beiden angewiesen war, als er zugeben wollte.
    Als sie auf das einstöckige Gebäude zugingen, kam Garth ihnen entgegengeeilt und wäre beinahe mit Jared zusammengestoßen. Der Hüne musterte Jareds Gesicht einen Augenblick lang und stieß dann eine Art zufriedenes Grunzen aus, bevor er wieder von dannen trottete.
    Thayne lächelte scheu und hob die Hand zu einem flüchtigen Gruß.
    Randolf stand bei dem Pferch und beobachtete Garth. Seine Miene verriet nichts über seine Gedanken.
    Jared war im Grunde zu müde für Randolfs Launen, doch er konnte die Feindseligkeit des Mannes gegenüber dem gebrochenen Krieger nicht einfach übergehen.
    »Wir sollten Garth mehr Aufmerksamkeit schenken«, sagte Jared leise auf dem Weg zum Haus.
    Brock stieß ein abfälliges Schnauben aus.
    »Garth ist im Grunde gar nicht so übel« fuhr Jared unbeirrt fort. »Es hätte jedem von uns passieren können.«

    Dann räusperte er sich und sah Brock direkt an: »Er wusste vor uns allen von den Schutzzaubern.«
    Kaltes Schweigen folgte Jareds Worten.
    »Er war der Letzte«, beharrte Jared. »Nichts ist passiert, solange er sich noch auf dem Weg befand. Ich tippe mal darauf, dass etwas an den Zaubern dafür sorgt, dass sämtliche Geächtete Zeit haben, die Lichtung zu betreten. Der Letzte muss den Illusionszauber reaktivieren, sonst werden die

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