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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Verteidigungszauber ausgelöst. Wenn ich auf seine Besorgnis geachtet hätte, wäre uns mehr Zeit geblieben, den Schlüssel zu finden, bevor der Gewittersturm über uns losbrach.«
    »Das weißt du nicht«, widersprach Blaed im Flüsterton.
    »Ich will damit ja auch nur sagen, dass Garth ein paar Dinge versteht. Vielleicht ist es ein Überbleibsel seiner Ausbildung. Beim Feuer der Hölle, ich weiß es auch nicht! Aber wir wären Narren, wenn wir ihm und seinen Stimmungen nicht mehr Aufmerksamkeit schenkten.«
    »Na gut«, meinte Brock. »Ich werde …«
    Da ging die Tür auf.
    Brock und Blaed, die Jared bisher gestützt hatten, ließen ihn auf der Stelle los.
    Jared ging alleine auf die Graue Lady zu.
    In dem Licht, das durch die offene Tür fiel, sahen ihre grauen Augen beinahe schwarz vor Erschöpfung aus. Ihre Stimme zitterte, als sie sich leise erkundigte, ob es ihm gut gehe. Sie sah unglaublich verletzlich aus, und er hegte den Verdacht, dass nur noch ihr Stolz sie auf den Beinen hielt.
    Ihre Zerbrechlichkeit weckte in ihm das Verlangen, sie zu stoßen, bis sie sich zur Wehr setzte und bewies, dass sie immer noch stark und mächtig war.
    »Danke, Krieger«, sagte sie ernst.
    »Ich lebe, um zu dienen, Lady«, erwiderte er, die Stimme voller Bitterkeit, um ein anderes Gefühl zu verbergen, das er sich selbst nicht eingestehen wollte.
    Tränen traten ihr in die Augen. Sie drehte sich um und zog sich, so schnell das verletzte Knie es ihr erlaubte, in das Zimmer zurück.

    Jared wankte zurück, als habe sie ihn geohrfeigt. Scham stieg in ihm empor, bis er befürchten musste, unter dem Gefühl zusammenzubrechen. Er versuchte, genug Zorn zu empfinden, um seine Schuldgefühle niederzukämpfen, doch es wollte ihm nicht gelingen.
    Jared schluckte hart und blickte hinter sich. Brock und Blaed waren diskret verschwunden, um die restlichen Arbeiten zu erledigen.
    »Jared?« Tomas stand im Türrahmen. »Kommst du rein oder willst du dort stehen bleiben und den Regen reinlassen, bis Thera so sauer wird, dass sie dir eins mit der Bratpfanne überzieht?«
    »Vielleicht würde das helfen«, murmelte Jared, als er dem Jungen ins Innere folgte und die Tür fest hinter sich schloss.
    Die Stimmung, die ohnehin schon durch Angst und Erschöpfung getrübt war, litt noch weiter unter der unnatürlichen Stille, die nur vom Geklapper des Bestecks und gemurmelten Bitten, etwas weiterzureichen, unterbrochen wurde. Sie würgten an dem Essen, das mit dem Leben einer jungen Hexe erkauft worden war, doch sie aßen es. Ihre Körper brauchten unbedingt Nahrung. Die Landen mochten die Angehörigen des Blutes um deren magische Kräfte beneiden, doch sie kannten den Preis nicht, der damit einherging. Sie wussten nicht, wie grausam jenes innere Feuer brennen konnte, besonders in denjenigen, die dunklere Juwelen trugen; wie schnell es den Körper verzehrte, in dem es hauste, sobald ihm keine andere Nahrung zur Verfügung stand.
    Also aßen sie schweigend, ohne den geringsten Blickkontakt untereinander, und jeder stellte sich die Frage, mit welchem Leben wohl die nächste Mahlzeit, der nächste Unterschlupf bezahlt werden würde.
    Jared seufzte erleichtert auf, als das Essen endlich vorüber war.
    Thera griff nach ihrem Teller und ging in den Küchenbereich des großen Zimmers, um mit dem Aufräumen zu beginnen. Binnen weniger Augenblicke saßen nur noch Jared
und die Graue Lady an den gegenüberliegenden Enden des langen Tisches.
    Er hatte sich absichtlich auf die andere Seite des Tisches gesetzt, so weit wie möglich von ihr entfernt. Da die anderen mit den letzten Arbeiten herumtrödelten, um sich von ihr fernzuhalten, und sie nun nichts mehr außer dem langen Tisch voneinander trennte, blickte er sie zum ersten Mal an, seitdem sie ihm an der Tür entgegengekommen war, um ihm zu danken.
    Eine Minute später hob sie den Kopf und begegnete seinem kalten, unverwandten Blick.
    In ihren grauen Augen war nichts zu erkennen. Überhaupt nichts. Als sei jegliches Feuer in ihrem Innern erloschen.
    Dann zuckte sie zusammen und starrte auf die angeschlagene blaue Kanne auf dem Tisch, in der herbstliche Wiesenblumen steckten.
    Warum? , wollte Jared sie fragen. Er konnte verstehen, warum der Bastard mit seinen saphirnen Juwelen hierher geritten war, um den mentalen Stolperdraht zu erschaffen, damit sie auf jeden Fall die Lichtung fänden. Aber warum hatte der Mann sich die Zeit genommen, einen Krug mit Blumen zu füllen? Denn Jared war sich sicher, dass der

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