Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
Kriegerprinz genau das getan hatte.
Er konnte nachvollziehen, warum die Geächteten im Austausch für Polli ihnen Unterschlupf und ein paar ihrer Vorräte gewährt hatten, selbst wenn dieser verfluchte Hurensohn sie nicht mit dem Schlüssel für die Schutzzauber versehen hatte. Doch die Blumen ließen ihn nicht los. Sie waren ein Zeichen der Zuneigung, etwas, das ein Mann einer Frau schenkte, um ihr eine Freude zu bereiten. War der Kriegerprinz derart dankbar, eine Frau bekommen zu haben? Oder hatte die Geste einen anderen Hintergrund?
Jared beobachtete, wie sie die Hand ausstreckte und zärtlich die Blütenblätter einer orangefarbenen Blume berührte. Er fragte nicht nach.
Seine bittere Antwort, als sie ihm gedankt hatte, hatte sie
zutiefst verletzt. Es hätte ihm nichts ausmachen dürfen, doch das tat es – weil ein Geächteter, der sie eigentlich dafür hassen müsste, dass sie Sklaven besaß, ihr Blumen geschenkt hatte.
Sie erhob sich langsam, wobei sie sich mit den Händen am Tisch abstützte.
Jared ballte die Hände zu Fäusten und zwang sich sitzen zu bleiben, während sie langsam und sichtlich unter Schmerzen auf die Tür zuhumpelte.
Die anderen Männer sahen zu ihr, dann zu ihm und wandten schnell den Blick ab. Er war der Anführer. Seine Weigerung, ihr zu helfen, bedeutete für die Übrigen so viel wie ein Befehl, und nur eine direkte Anordnung ihrerseits würde diese unausgesprochene Order umstoßen.
Sie hatte bereits die Tür erreicht, als Tomas das Wort an sie richtete: »Lady? Willst du uns nicht den nächsten Teil der Geschichte erzählen?«
Jared drehte sich um und blickte zu ihr hinüber. Ihre Augen waren geschlossen. Die Schmerzen ließen die Falten in ihrem Gesicht tiefer erscheinen.
»Nicht heute Abend«, sagte sie mit rauer Stimme. Sie trat in den Regen hinaus und humpelte über den rutschigen Boden zum Wagen.
Schuldgefühle stiegen in Jared hoch. So froh sie auch sein mochten, ihrer Gegenwart zu entgehen, sie zeigte sogar noch größere Erleichterung, von ihnen fortzukommen. Eine Königin sollte den Männern gegenüber, die ihr dienten, niemals so empfinden müssen.
Jared schüttelte den Kopf. Er diente ihr nicht! Sie hatte ihn gekauft. Er schuldete ihr keinerlei Loyalität. Egal, wie viele Nebenstraßen sie nahmen, früher oder später mussten sie in die Nähe der Winde gelangen. Und dann würde er versuchen, die Leine abzuschütteln. Er würde versuchen, lange genug nach Hause zurückzukehren, um seine Familie zu besuchen und mit Reyna zu sprechen.
Das Geschirr war abgewaschen und weggeräumt, als man die Matratzen, Decken und Kissen, die sie in den Schränken
an der linken Seite gefunden hatten, fertig auf dem Boden ausgebreitet hatte.
Als Jared begann, sich die Stiefel auszuziehen, bemerkte er den sehnsüchtigen Blick, den Thera dem Sitzbad und dem zusammengefalteten Wandschirm zuwarf, die in einer Ecke des Raumes standen. Er konnte ihr Verlangen gut nachvollziehen. Er war nun schon seit drei Tagen durchnässt, aber das bedeutete nicht, dass er sich auch sauber fühlte.
Mit einem Kopfschütteln griff Thera nach dem Kessel, der auf dem Herd stand, ließ Gazebeutel mit Kräutern in zwei Tassen gleiten und füllte sie mit heißem Wasser.
Jared zog sich den Stiefel wieder an und ging zu ihr hinüber. »Wir könnten das Sitzbad in die Nähe des Ofens stellen, wegen der Wärme«, sagte er leise. »Es würde nicht viel Kunst erfordern, um das Wasser zu erhitzen, und der Schirm würde dich vor den Blicken der anderen schützen.«
Thera sah ihn nicht an. Stattdessen griff sie nach einem Löffel und rührte die Kräuterbeutel um. »Funktioniert das so bei euch? Wenn man zu einer Frau ganz besonders höflich ist, macht es nichts, wenn man einer anderen die kalte Schulter zeigt?«
Wut stieg in Jared auf, doch er zwang sich dazu, seine Stimme ruhig zu halten. »Du billigst, was sie heute getan hat?«
»Selbst gute Königinnen müssen manchmal eine bittere Entscheidung treffen.« Thera fischte die Kräuterbeutel aus den Tassen, ließ sie in eine kleine Schüssel fallen, und griff nach den Tassen. »Geh mir aus dem Weg, Lord Jared. Ich möchte zu Bett gehen.«
»Du gehst zum Wagen«, sagte er vorwurfsvoll.
In ihren Augen tanzten Schatten, die ihm einen Schauder über den Rücken jagten und ihn daran erinnerten, dass sie zwar gebrochen sein mochte, dass es aber dennoch nicht ratsam war, sich mit einer Schwarzen Witwe anzulegen.
»Wirst du versuchen, mich aufzuhalten?«, fragte sie
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