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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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unverdünntes Blut. Es wird dafür sorgen, dass deine Kräfte nicht schwinden, jedenfalls eine Zeit lang nicht.«
    »Wirst du mir etwas antun, wenn ich es annehme?«
    Lucivars Wut steigerte sich kurzzeitig zum Blutrausch, bevor er sie wieder bezähmte. »Nein, ich werde dir nichts tun.«
     
    Ein wunderbarer Dialog! Einfach wunderbar! Wer hätte solch ein Glanzstück ausgerechnet von dem Eyrier erwartet? Er würde eine Szene in das Buch aufnehmen müssen, in der Landry Langston dem Jungen begegnet. Es wäre so traurig, so bewegend, so … wunderbar.
     
    Der Junge griff nach dem Fläschchen und trank das Blut in hastigen Zügen. Es waren bloß wenige Schlucke, aber er sah aus, als habe man ihm ein Festmahl serviert. Beinahe hätte er die Innenseite der Flache ausgeleckt, doch dann hielt er inne, als seien ihm unvermittelt wieder seiner Manieren eingefallen. Er verschloss die Flasche mit dem Stöpsel und reichte sie zurück.
    »Welpe, weißt du, wer die kindelîn tôt sind?«, fragte Lucivar.
    »Tote Kinder«, entgegnete der Junge. »Wenn man ein braver Junge ist, kommt man eine Weile an einen schönen Ort,
bevor man zu einem Flüstern in der Dunkelheit wird. Aber wenn man ungezogen ist …« Er ließ den Blick durch den Korridor schweifen.
    Du Bastard! Du hast den Jungen nicht nur umgebracht, sondern du hast ihm obendrein eingeredet, er habe es verdient, hier zu sein? Im Vergleich mit diesem Haus war die Insel der kindelîn tôt in der Hölle wahrscheinlich ein schöner Ort.
    »Wer hat dich umgebracht?« Die Frage war direkt, und seine Stimme klang barsch, weil es ihn große Mühe kostete, seinen Zorn im Zaum zu halten. Dieses Kind hatte es nicht verdient, Zeuge seiner Wut zu werden.
    Schlagartige Angst. Der Junge wusste, wer ihn umgebracht hatte, und selbst jetzt war er zu verängstigt, um es laut auszusprechen.
    Es war unwahrscheinlich, dass er das mentale Kommunizieren beigebracht bekommen hatte, dessen die Angehörigen des Blutes sich bedienten. Doch jeglicher Angehörige des Blutes war bis zu einem gewissen Grad dazu in der Lage. »Sieh mich an und denke die Antwort so laut, wie du kannst, in deinem Kopf.«
    Jarvis Jenkell.
    Kaum ein Flüstern. Wenn er sich nicht auf den Jungen konzentriert hätte, hätte er es nicht gehört. Jetzt konnte er Daemon gegenüber bestätigen, wer ihnen diese Falle gestellt hatte.
    »Ich kann mich nicht an seinen Namen erinnern«, log der Junge, »aber er ist sehr berühmt.«
    »Von diesem Augenblick an ist er ein wandelnder Leichnam. Das ist ein Versprechen.« Lucivar holte tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen. »Hier ist noch ein Versprechen. Ich muss mich erst um die Lebenden kümmern, aber falls es eine Möglichkeit geben sollte, dich von diesen Zaubern zu befreien und dich aus diesem Haus zu holen, bevor wir es dem Erdboden gleichmachen, werden mein Bruder und ich es tun.«
    »Verstehe.«

    Lucivar hob das Proviantpaket auf und ging in den vorderen Korridor. Er merkte, dass der Junge ihm folgte.
    »Das ist eine böse Treppe. Es gibt einen Trick.«
    Er betrachtete die Stufen, dann sah er erneut den Jungen an. »Was für einen Trick?«
    »Man kann den Gang unten sehen, aber man kann nicht dorthingelangen. Man gelangt an einen anderen Ort.«
    »Hast du eine Hexe und einen Kriegerprinzen gesehen?«
    Der Junge nickte. »Sie sind die Treppe hinuntergegangen. Sie sind verschwunden.«
    »Hatten sie Kinder bei sich?«
    »Vier.«
    Demnach waren drei der Kinder, die das Haus zusammen mit Surreal und Rainier betreten hatten, mittlerweile tot.
    »Du hast sie nicht wegen der Treppe gewarnt?«
    »Die Hexenlady hat geschrieen, und ich hatte Angst. Also habe ich nicht mit ihnen gesprochen.«
    »Sie hat wohl die Käfer gesehen.«
    Ein rasches jungenhaftes Grinsen. »Sie zerplatzen richtig gut.«
    Lucivar zögerte. »Wenn es einen Weg gibt, werden wir dieses Haus verlassen.« Dann stieg er die Treppe hinab.

    Oh, das war nicht gut. Das war gar nicht gut. Sollte Lucivar das Luder Surreal und ihren Gefährten einholen, würde es die große Schlacht am Ende der Geschichte verderben. Einfach verderben . Und dieser Junge! Was machte er bloß? Er sollte die Leute angreifen , anstatt sich mit ihnen zu unterhalten .
    Selbstverständlich hatte er nicht damit gerechnet, dass einer seiner »Gäste« mit Flaschen voll Blut als Bestechungsmittel ankommen würde.
    Allerdings ein guter Einfall. Wahrscheinlich würde er die Idee in der Geschichte der Hexe zuschreiben müssen. Schließlich konnten

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