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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht
Autoren: Anne Bishop
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gewesen.
    Doch wenn die Katze nicht Teil der Zauber in dem Haus war...
    Er ließ sich von den Luftströmen führen und näherte sich der Wand – und wurde mit einem Fauchen belohnt.
    Lucivar hatte dieses Geräusch oft genug vernommen, um es nun wiederzuerkennen und zu wissen, mit welcher Katze er es zu tun hatte. Er wusste bloß nicht, ob das Fauchen als Begrüßung oder als Drohung gedacht war.
    »Kaelas? Ich bin’s, Lucivar.«
    Was war da? Ein Durchgang, den man gebaut hatte, als das Haus noch bewohnt war, damit Dienstboten zwischen dem Haus und einem Gebäude hin und her gehen konnten? Oder war es lediglich ein Tunnel, der als Notausgang gegraben worden war, als man das Haus in diesen Albtraum verwandelt hatte?
    So oder so, er konnte sich nicht vorstellen, dass Jaenelle
eine der Katzen gebeten hatte, einen Tunnel zu bewachen, und sie hatte heute Morgen keine Katze bei sich gehabt. Es hatte sich also keine Katze nahe genug befunden, um das Haus derart schnell zu erreichen.
    Also musste ein Schatten den Tunnel bewachen. Beinahe genauso tödlich wie eine echte Katze. Vielleicht sogar noch tödlicher, wenn Jaenelle ihn erschaffen hatte. Es gab einen Hoffnungsschimmer, dass der echte Kaelas mit sich reden ließe, da die Katze wusste, dass sie angeschrieen würde, wenn sie ein anderes Männchen anfiel, das Jaenelle gehörte. Doch ein Schatten folgte bestimmten Regeln. Lucivar ging davon aus, dass »Töte!« der Hauptbefehl war, den das, was Jaenelle in dem Tunnel postiert hatte, zu hören bekommen hatte.
    Er wollte erneut rufen, aber dann donnerte das männliche Grollen, das Kaelas’ mentale Stimme war, gegen seine inneren Barrieren. Kaelas’ Stimme, aber dennoch nicht Kaelas. Der Tunnel wurde also tatsächlich von einem Schatten bewacht.
    *Lucivar nicht fressen. Surreal nicht fressen. Rainier nicht fressen.* Der Schatten-Kaelas klang verstimmt darüber, dass die Liste seiner Nahrungsmöglichkeiten derart eingeschränkt war.
    Der verdammte Schatten konnte sowieso niemanden auffressen. Zerfleischen und umbringen, ja. Fressen, nein.
    Zumindest war Lucivar sich ziemlich sicher, dass ein Schatten niemanden richtig auffressen konnte. Andererseits war es nicht gerade klug, irgendetwas bei einem von Jaenelles Schatten als gegeben vorauszusetzen.
    »Die Lady hat dir befohlen, mich nicht aufzufressen?«
    Eine Pause. Dann kam zögerlich: *Die Lady hat gesagt, ich soll dich nicht umbringen.*
    Beim Feuer der Hölle. Er musste Jaenelle unbedingt sagen, dass sie diesen Schatten ein wenig zu viel von der Wesensart des betreffenden Originals mitgab. Ein Schatten würde diesen Unterschied nicht machen, es sei denn, man hatte es ihm gesagt.

    »Hast du Surreal gesehen?«
    *Gewittert. Jetzt fort.*
    »Durch den Tunnel?«
    *Nein.*
    Das überraschte ihn nicht. Surreal und Rainier wussten nicht, dass Jaenelle und Daemon draußen warteten; von daher bestand für sie kein Grund zu der Annahme, Jaenelle könnte für die Katze verantwortlich sein, die den Tunnel bewachte. Statt das Haus zu verlassen, mussten sie wieder hineingegangen sein.
    Lucivar wollte sich schon abwenden, da hielt er inne und dachte an die schwache Note eines anderen, die er im Haus gespürt hatte – die kleine Schreiber-Maus, die hinter den Wänden umherhuschte, alles beobachtete und belauschte. Es kam ihm in den Sinn, dass es nie schadete, ein gewaltiges Raubtier bei Laune zu halten, ob es sich nun um einen Schatten handelte oder nicht – besonders für den Fall, dass er vielleicht den Tunnel benötigen sollte, um alle aus dem Haus zu bekommen.
    Er sagte zu der Schatten-Katze: »Sollte ein anderer Mensch versuchen, durch den Tunnel zu kommen, dann friss ihn ruhig auf.«
    Als er sich aufmachte, einen anderen Teil des Kellers zu erkunden, folgte ihm das behagliche Schnurren von Kaelas’ Schatten auf dem mentalen Faden.
     
    Daemon ging um den Zaun, der das Haus umgab. Ein langsames Herumstreifen, wie ein Raubtier auf der Jagd. Wachsam. Aufmerksam.
    Es gab keinerlei Anzeichen, dass sich jemand in dem Haus befand. Kein Vorhang bewegte sich, kein Gesicht zeigte sich an einem Fenster. Andererseits hatte er letzte Nacht natürlich auch kein Licht gesehen, obwohl es Lampen oder brennende Kerzen gegeben haben musste.
    Er konnte dem, was er sah – oder nicht sah – also nicht vertrauen.
    Doch er musste darauf vertrauen, dass er es sehen würde,
wenn Lucivar sich durch die Zauber kämpfte und einen Weg aus dem Haus eröffnete.
    Er blieb an der Stelle stehen, unter der sich
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