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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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kalt am Frühstückstisch erwischen. Oder zu irgendeiner anderen Gelegenheit!
    »Daemon?«

    »Hm?« Pass auf, du Narr! »Och, ich habe Schreibkram für mein Treffen mit den Provinzköniginnen zu erledigen.« Er richtete den Blick auf seine Kaffeetasse und fügte ganz beiläufig hinzu: »Und ich habe mir gedacht, ich schaue mal im Bergfried vorbei und sehe nach, wie es Vater geht.«
    »Mhm.« Jaenelle halbierte ihr Omelett und legte eine Hälfte zwischen zwei Scheiben Toast. Dann wickelte sie das Frühstück in ihre Serviette ein. »Ich muss los, wenn ich rechtzeitig zu meiner Verabredung mit Marian kommen will. Sie ist ein bisschen nervös, was diese Sache betrifft.«
    Wieso bloß? »Nimmst du eine der Kutschen?«
    »Nein, ich werde einfach auf den Winden reisen.« Sie leerte ihre Kaffeetasse und stand auf.
    Irgendetwas stimmte nicht. »Es sollte nicht allzu lange dauern, das Landendorf zu erreichen, oder?«
    Sie kam um den Tisch herum und gab ihm einen langen, zärtlichen Kuss. »Nein, es wird nicht allzu lange dauern.« Dann bedachte sie ihn mit einem verschlagenen Lächeln. »Aber zuerst muss ich noch die Katze anbrüllen, weil sie mich aufgeweckt hat.«

Kapitel 3
     
     
     
    Wie habe ich mich nur dazu überreden lassen können? , fragte sich Marian, während sie Jaenelle in das nächste düstere Zimmer des alten Landenhauses folgte, das schon mindestens zehn Jahre lang leer gestanden hatte und völlig heruntergekommen war. Und wenn man danach ging, was sie bisher zu Gesicht bekommen hatte, war das Haus selbst zu den Zeiten nicht pfleglich behandelt worden, als es noch bewohnt gewesen war.
    Sie wartete, bis Jaenelle vorsichtig einen Fensterladen geöffnet hatte, um trübes Licht durch das verdreckte Fenster hineinzulassen. Dann sah Marian sich um und kam zu dem Schluss, dass dies bisher das schlimmste Zimmer war. Dem Mobiliar nach musste es das Esszimmer gewesen sein. Und die Tapete hatte vermutlich Gäste davon abhalten sollen, allzu lange bei einer Mahlzeit zu verweilen.
    »Spinnweben«, sagte Jaenelle mit einem Blick in die Zimmerecken.
    Marian zuckte unwillkürlich zusammen, zwang sich dann aber dazu, sich genauer umzusehen. Sie war hier, weil das pragmatische Wesen einer Haushexe einen Gegenpol zu Jaenelles besonders exzentrischen Einfällen bildete. Außerdem gehörte sie zur Familie. Jaenelle war als Zwölfjährige von Lucivars Vater adoptiert worden. Obwohl sie also keine Blutlinie verband, war Jaenelle Lucivars Schwester – und Lucivars Königin. Da Marian Lucivars Frau war, bedeutete das, dass Jaenelle nun auch ihre Schwester war.
    Und es gab noch eine Verbindung zwischen ihnen. Wenn Jaenelle sie nicht gerettet und nach Kaeleer gebracht hätte, hätte sie den Angriff der fünf eyrischen Krieger nicht überlebt,
und wenn sie nicht überlebt hätte, hätte sie sich nicht in einen starken, wunderbaren Mann verliebt, und sie hätte nun keinen Sohn.
    Also stand sie in Jaenelles Schuld. Aber Schuld und Familie hin oder her, eine Haushexe konnte nur einen gewissen Grad an Schmutz ertragen!
    »Ja«, sagte sie. »Diese Spinnweben müssen auf jeden Fall verschwinden.«
    »Nein. Also, ja, die da müssen weg, aber wir werden neue Spinnweben in den Ecken anbringen. Schwarze, rußige Stränge voller Knoten. Vielleicht fügen wir noch einen Illusionszauber hinzu, damit es so aussieht, als bewege sich darin etwas.«
    Marian erschauderte. Sie zog die Membranflügel, die eine Nuance dunkler als ihre braune Haut waren, eng an den Körper; eine instinktive Reaktion, um kleiner zu wirken. »Die Landenjungen glauben, unsere Häuser seien voller Spinnweben?« Sie wusste nicht recht, ob sie beleidigt oder entsetzt sein sollte.
    »Und Ratten«, meinte Jaenelle fröhlich, wobei sie eine Liste herbeirief und sie Marian aushändigte. »Ich habe mir während der Unterhaltung mit den Jungen Notizen gemacht.«
    Das waren keine Jungen, dachte Marian düster, während sie die Liste durchlas. Das waren kleine Ungeheuer mit einem madenzerfressenen Spatzenhirn. »Wir können keine Ratten halten.«
    »Keine echten Ratten«, räumte Jaenelle ein. »Aber wir können ein huschendes Geräusch erschaffen, damit es so klingt, als gebe es Ratten im Mauerwerk.« Nachdenklich ließ sie den Blick durch den Raum schweifen. Sie runzelte die Stirn, als auf einmal tatsächlich huschende Geräusche zu vernehmen waren.
    Marian schloss kurz die Augen. Das nächste Mal würden sie ein paar verwandte Wölfe mitbringen, die sich um die Ratten kümmern

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