Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht
herrschenden Hexen zu haben, gewesen war – oder dass sein Interesse an seiner derzeitigen Geliebten nichts mit Ehrgeiz zu tun hatte, sondern eine reine Herzensangelegenheit war?
Lass es gut sein. Er war sowieso nicht der richtige Mann für dich.
»Was ich damit sage möchte, ist, dass ich als dein offizieller Begleiter zur Verfügung stehe, wann immer du einen solchen benötigen solltest – oder wann immer von dir verlangt wird, dass du einen hast«, sagte Rainier. »Aber ich bin nicht hier, weil ich ehrgeizig bin. Ich bin hier, weil ich dich mag. Alles klar?«
Sie nickte. Dann stieß sie hörbar die Luft aus. »Ich bin wohl einfach nur schlecht gelaunt. Oder in Lästerlaune.«
Er antwortete ihr mit einem herzlichen Lächeln. »Ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
Er neckte sie, scherzte über ihre berüchtigte Scharfzüngigkeit. Das war etwas, was ein Freund tat. Etwas, das ein Mann nur tat, wenn er sich sicher war, dass die Neckereien nicht falsch verstanden wurden.
Mit besserer Stimmung trat sie an die Regale am hinteren Ende des Ladens heran. Der elegant aussehende Herr, der während ihres Gesprächs hereingekommen war, sah sie auf sich zukommen und errötete, als sei er bei etwas Verbotenem ertappt worden. Er verschwand aus ihrem Sichtfeld.
Ihre heitere Laune verflüchtigte sich, als sie die Stelle anstarrte,
wo der Mann eben noch gestanden hatte. Etwas an ihm stimmte nicht. Als habe er sich sehr sorgfältig für einen Nachmittagsspaziergang angekleidet, doch es handelte sich lediglich um eine aufwändige Verkleidung, und er hatte eine kleine Einzelheit vergessen, die alles andere so sehr verzerrte, dass es an ihren Nerven zerrte. Hinzu kam der Verdacht, dass er versucht hatte, ein Gespräch zu belauschen, und nicht sehr glücklich gewesen war, als sie ihn dabei erwischt hatte.
Sie spielte mit dem Gedanken, Rainier einen anderen Gang entlangzuschicken, um dem Mann den Weg abzuschneiden. Doch sie hatte kein Juwel gesehen, hatte keinerlei Bedrohung oder Macht gespürt. Ja, sie spürte so wenig von ihm, dass sie sich noch nicht einmal sicher war, ob es sich bei ihm tatsächlich um einen Angehörigen des Blutes handelte. Sollte sie einen Mann zu Tode erschrecken und ihm einen angenehmen Nachmittag verderben, an dem er sich in einer Buchhandlung umsah, bloß weil sie etwas an der Art störte, wie er sich kleidete?
Da sie nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob ihre aggressive Reaktion vielleicht einfach nur daher rührte, dass das Gespräch über Falonar sie aufgewühlt hatte, drehte sie sich zu Rainier um und sagte: »Hilf mir, das erste Buch von Jarvis Jenkell über die Angehörigen des Blutes zu finden. Und während wir dabei sind, kannst du mir noch einmal von diesem Spukhaus erzählen.
Spät am Abend lag Daemon nackt, befriedigt und selig zufrieden auf dem großen Bett ausgestreckt, den Kopf in Jaenelles Schoß gebettet. Nach einem hungrigen Liebesspiel hatten sie gebadet, aber unter dem sauberen Seifenduft konnte er immer noch einen leichten Hauch ihrer miteinander vermischten Gerüche ausmachen.
Es war so verlockend, den Kopf zu drehen und das Dreieck zwischen ihren Schenkeln zu küssen. Doch ein Kuss
durch ihr Nachthemd hindurch würde nur das Verlangen in ihm wecken, den Stoff hochzuschieben, um die Haut darunter zu schmecken, und dieser Kuss würde zu einer anderen Art von Kuss führen.
Und jener anderen Art von Kuss hatte er bereits ausgiebig gefrönt.
Außerdem las sie ein Buch und streichelte ihn dabei abwesend, wobei ihre Finger durch sein Haar glitten, über seine Schultern und seinen Rücken entlang. In diesem Gefühl ließ sich gut schwelgen, was er auch tat, und er begann einzuschlummern, als …
Klopf. Klopf, klopf. Klopf. Klopf, klopf. Ihr Finger an seiner Schulter.
Den Rhythmus kannte er. Er bedeutete fast nie etwas Gutes.
»Schläfst du?«, fragte Jaenelle.
»Mmmm.« Eine Reaktion, die alles Mögliche bedeuten konnte.
Klopf. Klopf, klopf.
»Daemon?«
Er öffnete die Augen einen Spalt.
»Wenn wir miteinander schlafen, weint dann dein Penis vor lauter Dankbarkeit?«
Etliche Antworten schossen ihm durch den Kopf. Er hatte das sichere Gefühl, wenn er einer davon Ausdruck verlieh, würde er die Nacht im Zimmer des Gefährten verbringen. Und zwar alleine.
»In welchem Zusammenhang?«, fragte er vorsichtig.
Sie ließ das Buch sinken. Da er eingestanden hatte, wach zu sein, hob er nun den Kopf und las den Abschnitt. Anschließend las er ihn noch einmal.
»Mein Schatz, sollte
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