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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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verbringen.«
    »Ich bin nicht nachsichtig«, meinte er grollend. Neidisch manchmal, weil Tintenkleckse auf einer Seite ihr so viel Vergnügen bereiteten; aber nicht nachsichtig. »Es ist dein Geld und deine Zeit. Du kannst mit beidem machen, was du willst.«
    »Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass es dir Freude bereiten könnte, diese Geschichten zu teilen.«
    Eine Woge der Scham strich über ihn hinweg. Und eine gesunde Portion Überlebenswillen, denn er wusste, dass Daemon oder Saetan sich auf ihn stürzen würden, wenn sie sich dieses Gefühls bewusst wären – oder bewusster, als sie es ohnehin schon waren.
    »Er hat vorgeschlagen, einen Familienleseabend einzuführen, einmal pro Woche. Nur wir – du, ich, Jaenelle, Daemon und er. Und Surreal auch, wenn sie Interesse hat.«
    Er bewegte sich. Na gut: Er wand sich. »Ihr braucht das nicht zu tun. Ihr habt die in Frage kommenden Bücher bestimmt schon gelesen.«
    »Nicht, wenn wir neue Geschichte aussuchen. Und im Winter, wenn es zu kalt ist, um viel zu tun, könnte ich vielleicht ein paar Geschichten mit dir teilen, die mir gefallen haben. Aber nicht die Liebesromane. Ich könnte dir nicht die …«
    »Die …?«
    »Ich könnte dir diese Stellen nicht vorlesen.«
    »Vielleicht könnte ich diese Stellen ja selbst lesen.« Wenigstens gäbe es dabei einen Anreiz.
    »Komm bloß nicht auf dumme Gedanken. Es ist schon spät.«

    »Sehr wohl, Lady«, erwiderte er kichernd.
    Er zog die Decke über sie beide und schmiegte sich schützend an Marian.
    »Lucivar?«
    »Hmm?«
    »Ich hätte Lust auf diesen Geschichtenabend. Es wäre ein solches Vergnügen.«
    »Ich werde mit Daemon darüber sprechen.« Und der würde sich mit Begeisterung auf die Idee stürzen. Die Entscheidung war also bereits getroffen.
    Beim Einschlafen dachte er darüber nach, dass sein Vater hergekommen war, um mit ihm zu sprechen und Daemonar vorzulesen.
    Nein, er war noch nicht sehr viele Jahre mit Saetan wiedervereint, aber der Mann verstand seine Kinder durchaus.

Kapitel 5
     
     
     
    Manchmal wurde man nur mit einem Kriegerprinzen fertig, indem man ihn erst gar nicht zur Tür hereinließ.
    Surreal gefiel dieser Leitsatz so gut, dass sie ihn sich zwei weitere Male vorsagte, während sie darauf wartete, dass Helton, der Butler des Stadthauses, die Eingangstür öffnete.
    »Jetzt«, sagte sie in einem Tonfall, der ebenso warnend wie versöhnlich war. Warnend, weil er versuchte, ihren Aufbruch zu verzögern, bis Rainier eintraf. Versöhnlich, weil Helton nicht halb so Furcht einflößend wie Beale war, der Butler auf Burg SaDiablo, und sie nicht wollte, dass der Mann kündigte, weil er sich nicht imstande sah, mit ihr fertig zu werden. Es hatte ihm keinerlei Probleme bereitet, dem Rest der Familie SaDiablo zu dienen, die dämonentoten Angehörigen eingeschlossen, doch Surreal schien ihn vor eine größere Herausforderung zu stellen.
    Sie war sich nicht sicher, ob dieser Umstand schmeichelhaft oder beängstigend war.
    Helton zögerte einen weiteren Augenblick, dann öffnete er die Tür. Langsam.
    Da sie bereits die Geduld verloren hatte, schlüpfte sie durch den schmalen Spalt. Sie trat in dem Moment ins Freie, als Rainier die Stufen zum Stadthaus emporlief. Als er bemerkte, dass sie ihm den Zugang versperrte, strauchelte er auf der Kante einer Treppenstufe – wenn man bei Rainier je von Straucheln sprechen konnte – und blieb dann eine Stufe weiter unten stehen. Er bedachte sie mit einem Blick, der die hoffnungsvolle Miene eines Welpen mit der kämpferischen Haltung eines Kriegerprinzen kombinierte. Die Haltung lag dieser männlichen Kaste im Blut. Doch Surreal
hegte den Verdacht, dass Rainier, wie auch die anderen Jungen, die hoffnungsvolle Welpenmiene seinen verwandten Brüdern abgeschaut hatte. Es war verdammt schwer, einem Mann böse zu sein, wenn er dieses Gesicht zur Schau trug. Selbst ohne flauschiges Fell.
    »Wir gehen aus«, sagte Surreal in freundlichem Tonfall.
    »Nein, tun wir nicht«, erwiderte Rainier genauso freundlich.
    Jetzt sah sie das Dunkle in seinen Augen, jenen feinen Unterschied in der Art, wie er sich hielt.
    Jaenelle hatte ihr einst erklärt: Wenn ein Mann beabsichtigt, dir den Weg zu etwas zu verstellen, das er als Gefahr für dich einstuft, wird er freundlich bleiben und liebenswürdig klingen – aber er wird sich nicht von der Stelle rühren.
    Mit einem gewaltigen Seufzen trat Surreal beiseite, sodass sie Rainier nicht länger den Weg zur Tür versperrte. Er

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