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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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breiter als deine, also passen meine Hemden nicht so gut, wie die deinen es getan haben. Soviel ich mitbekommen habe, ist das eine herbe Enttäuschung gewesen. Was die Hemden betrifft, nicht die Schultern.«
    »Glückspilz.«
    Er musste über den säuerlichen Ton in Saetans Stimme grinsen. Dann verschwand seine Belustigung, und er rief ein Bündel Briefe herbei, das mit einem rosenfarbenen Band zusammengeschnürt war. »Sylvia hat dir die hier geschrieben«, sagte er leise. »Es sind auch ein paar von den Jungen dabei. Ich habe ihr gesagt, ich würde sie dir zeigen, aber sie weiß natürlich, dass du sie nicht annehmen musst.« Besonders jetzt, da er sah, wie sich der Schmerz in den goldenen Augen seines Vaters sammelte. »Ich kann sie behalten oder vernichten oder sie lesen, wenn du das Gefühl hast, jemand müsse den Inhalt kennen. Ich werde damit tun, was immer du von mir willst.«

    »Ich kann sie nicht annehmen«, sagte Saetan mit angespannter Stimme. »Es ist eigensüchtig, ich weiß, aber …«
    Daemon ließ das Bündel verschwinden und legte eine Hand auf Saetans Knöchel. »Du hast das Recht dazu, diese Wahl zu treffen.«
    »Es gibt Gründe, warum die Dämonentoten ihre eigenen Reiche haben. Es gibt Gründe, warum die Toten sich von den Lebenden entfernen. Und die gleichen Gründe gelten für Hüter.«
    Entferne dich von allen, von denen du dich entfernen musst, dachte Daemon. Bloß nicht von mir. Oder von Lucivar.
    »Du und Lucivar …« Saetan lächelte sein trockenes Lächeln. »Als ich euch zum ersten Mal erzählte, ich würde mich von den Reichen der Lebenden zurückziehen, hörte ich die unausgesprochene Warnung, was ihr tun würdet, wenn ich versuchen sollte, mich allzu sehr von euch abzuschotten. Und ich hätte nicht versucht, euch auszusperren. Nicht meine Kinder. Nicht dich oder Lucivar oder Jaenelle. Nicht den Hexensabbat oder die Jungs, denn sie sind auf gewisse Weise ebenfalls meine Kinder.«
    »Sie haben deine Lektionen gelernt, haben die Liebe in sich aufgesogen und leben ihr Leben. Sie stellen keinerlei Forderungen an dich. Allenfalls haben sie kleine Erwartungen, wenn überhaupt.«
    Saetan zögerte. »Im Moment stellt ihr die meiste Zeit über eine wunderbare Abwechslung dar. Nicht nur für mich. Auch für Geoffrey und Draca. Sogar für Lorn. Einmal pro Woche steige ich hinab und lese ihm die Briefe des Hexensabbats vor. Nur die Dunkelheit weiß, was der sagenhafte Prinz der Drachen von ihrem Inhalt hält.« Noch ein Lächeln, für den Bruchteil einer Sekunde. »Aber die Sache mit Sylvia ist etwas anderes.«
    »Ja, das ist etwas anderes.« Eine Geliebte, die das Herz eines Mannes wirklich berührte, war immer eine Ausnahme. Er drückte den Knöchel seines Vaters liebevoll und lehnte sich dann auf der Fußbank zurück. »In ihrem Haushalt wird
sich einiges verändern. Anfangs wird das nicht ganz einfach für sie sein, aber es wird anders sein.«
    »Ach ja?«
    »Ich bin mit fünf Sceltiewelpen ins Dorf hinuntergelaufen. Zur Burg zurückgekehrt bin ich mit vier.«
    »Und der fünfte?«
    »Mittlerweile hat Sylvia das kleine Biest bestimmt dazu überreden können, Mikals Hose loszulassen. Und Mrs. Beale hat versprochen, Sylvias Köchin ihr Rezept für Welpenkekse zu schicken.«
    »Mrs. Beale hat eingewilligt, ein Rezept herzugeben?«, fragte Saetan gedehnt.
    »Mrs. Beale hat eingewilligt, dass ich etwas bezahle... Ich weiß selbst nicht, was es ist, außer dass es sich um etwas handelt, das sie für die Küche haben wollte, das sie aber nicht als normalen Haushaltsposten rechtfertigen konnte.«
    »Und du hast dich bereit erklärt, es im Austausch für ein Rezept zu bezahlen?«
    Daemon starrte seinen Vater lange an, bevor er murmelte: »Sie hat das Hackbeil gewetzt, bevor sie zu mir kam, um mit mir zu reden.«
    Einen Herzschlag lang herrschte Schweigen. Zwei Herzschläge lang. Dann brach Saetan in Gelächter aus.

    Es war beinahe so weit. Alles war so gut wie fertig. Bald würde es große Überraschungen geben. Nur noch ein paar Einzelheiten, um die man sich kümmern musste.
    Beinahe fertig.
    Bald.
    Und dann würden sie schon sehen, wie viele seiner Überraschungen die Familie SaDiablo überleben konnte.

Zweiter Teil

Kapitel 8
     
     
     
    Lucivar stützte sich mit den Ellbogen auf dem Küchentisch ab, hielt sich den Kopf mit beiden Händen – und drückte zu.
    Was war bloß mit den Rihlanern los, dass sie unbedingt alles auf Papier festhalten mussten? Und warum bekam ausgerechnet er diesen

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