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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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gesagt.«
    »Dann ist es also abgemacht. Ich werde mich umziehen, und du findest heraus, wie wir zu dem Spukhaus kommen.«
    Er lächelte sie an, als er die Salontür öffnete. Sie erwiderte das Lächeln im Vorübergehen. Dann rannte sie die Treppe
hinauf. Doch vor ihrem Schlafzimmer hielt sie kurz inne. Rainiers Bemerkung, dass der Wortlaut der Einladung nach einer Prüfung klang, ging ihr nicht aus dem Kopf – besonders da die Einladung nur ein paar Minuten vor ihm eingetroffen war, sodass kaum Zeit für ein rasches Essen blieb, bevor sie aufbrechen mussten.
    Noch mehr Kopfzerbrechen bereitete ihr der Umstand, dass sie erst neulich von jemandem gehört oder gelesen hatte, dem eine ähnliche Prüfung gestellt worden war, aber sie konnte sich nicht entsinnen, wer das gewesen war – oder warum.

    Der Horst lag ruhig da. Viel zu ruhig. Außerdem brannte keine einzige Lampe oder Kerze, obwohl der Regen und die Wolken die Nacht hier in Ebon Rih früher als gewöhnlich hatten einbrechen lassen.
    Marian ließ die Eingangstür offen, nahm ihren Umhang ab und hängte ihn an den Kleiderständer. Mithilfe der Kunst schuf sie eine kleine Kugel Hexenlicht, die sie mitten in das Zimmer hineinwarf. Dann rief sie das Jagdmesser herbei, das Lucivar ihr gegeben hatte. Sie hantierte die ganze Zeit in der Küche mit Messern; aus diesem Grund hatte er entschieden, dass es praktisch wäre, wenn sie ein Messer als Waffe bei sich trüge.
    Es fühlte sich anders an – weil es für einen anderen Zweck bestimmt war. Doch das konnte sie akzeptieren. Ja, sie hatte es sogar bereitwillig angenommen. Sie war nicht mehr die furchtsame Haushexe, die sie bei ihrer Ankunft in Kaeleer gewesen war, und konnte – und würde – das Messer einsetzen, um ihre Familie zu beschützen.
    Mithilfe der Kunst ließ Marian das Hexenlicht vor sich her schweben und schlich auf die Küche zu. Dann blieb sie stehen. Schnüffelte. Senkte das Hexenlicht näher an den Fußboden und musterte die verräterischen Flecken getrockneten Urins, die nicht weggewischt worden waren. Sie hob die
Hand und ließ die Kerzen in der Lampe auf dem Küchentisch aufflammen.
    Der weiche Schein der Lampe erfüllte die Küche.
    Nichts war in Unordnung.
    Sie ging weiter durch den Horst, vorbei an dem Zimmer, in dem Lucivar sich seinen Geschäften als Prinz von Ebon Rih widmete, und auf den Familientrakt zu.
    Und dann stieß sie in dem Zimmer, das ihnen als Familiensalon diente, auf ihren Ehemann und Sohn – ein Zimmer, das für Erwachsene gemütlich war, gleichzeitig aber auch dem wilden Herumtoben eins kleinen eyrischen Jungen standhalten konnte. Lucivar saß in dem Schaukelstuhl. Daemonar lag auf seinem Schoß. Beide schliefen fest.
    Marian betrachtete den Türrahmen. Sie konnte ein ganz leichtes Vorhandensein von Macht spüren. Der Schutzschild um das Zimmer würde Lucivar warnen, sobald jemand oder etwas die Türschwelle überquerte. Und sobald das passierte, noch bevor er ganz wach war oder die Augen aufgeschlagen hatte, wäre er angriffsbereit.
    *Lucivar*, rief sie sanft an einem mentalen Faden entlang.
    Sein Atem ging anders und verriet ihr, dass er wach war und bei vollem Bewusstsein. Er öffnete die Augen nicht, doch er ließ den Schild sinken, sodass sie das Zimmer betreten konnte.
    Sie ging in das Zimmer, rief die Kugel Hexenlicht zurück zu ihrer Hand und legte sie dann in eine Schale aus farbigem Glas, die auf einem Tisch in der Nähe der Tür stand.
    Als sie das Zimmer durchquerte, schlug Lucivar die Augen auf. Einen Moment lang war da verblüffter Ärger zu sehen, als sei er aus irgendeinem Grund wütend auf sie gewesen, könne sich jetzt aber nicht mehr entsinnen, weshalb. Dann sah er ihre rechte Hand an – und lächelte.
    Verwirrt über seine Heiterkeit, blickte sie nach unten.
    »Es ist dunkel und still gewesen«, sagte sie mit einem Schnauben, während sie das Jagdmesser verschwinden ließ.
    Lucivars Lächeln wurde breiter. »Hast du Angst um mich gehabt, mein Schatz?«

    »Vielleicht.« Sie beugte sich hinab, legte ihm eine Hand auf die Schulter, während sie mit der anderen leicht den Kopf ihres Sohnes berührte, und gab Lucivar einen zärtlichen Kuss. »Sollte ich fragen, wieso ihr beiden so müde seid, dass ihr um diese Zeit schlaft?«
    »Du willst es nicht wissen.«
    Sie glaubte ihm aufs Wort.
    Lucivar wandte den Kopf und sah aus dem Fenster. »Die Sonne ist untergegangen.«
    »Das ist sie, ja.«
    Er blickte auf Daemonar hinab. »Sollen wir ihn aufwecken, damit er

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