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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Feinden die Gurgeln herausgerissen, hatten gierig das Blut verschlungen, um ihr eigenes totes Fleisch zu nähren, während sie töteten und töteten und töteten.
    Obwohl Andulvar und Prothvar Yaslana nicht länger zu den Lebenden zählten, änderte der Umstand, dass sie aus dem Blutrausch zurückkehrten, den Lauf der Geschichte der beiden Reiche.
    »Es wäre nichts weiter passiert«, sagte Saetan leise, »wenn du nicht gleich im Anschluss in mein Arbeitszimmer gelaufen wärst. Du hast so aufgeregt ausgesehen, dass ich dachte, du seiest gekommen, um mir von einer neuen Technik oder einem neuen Flugkunststück zu erzählen, welche du gemeistert hast. Stattdessen hast du mich gefragt, wann du deine eigenen tödlichen Verletzungen erhalten könntest. Und als ich in dem Augenblick meinen wunderbaren kleinen Jungen angesehen habe, sah ich Andulvar und Prothvar vor mir, wie sie ausgesehen hatten, als sie von jenem Schlachtfeld und aus dem Blutrausch zurückkehrten. Ich habe Mephis vor mir gesehen, bei seiner Ankunft im Dunklen Reich, nachdem er am gleichen Tag gestorben war. Und ich erinnerte mich an die schmerzhafte Suche nach Peyton und Ravenar – und wie schmerzlich es war, nie zu erfahren, was ihnen zugestoßen war. Aber vor allem sah ich Andulvar und Prothvar, und ich konnte dich in ihrer Begleitung sehen – als Junge, als erwachsener Mann -, wie du von einem Schlachtfeld heimkehrst, aber nicht mehr zu den Lebenden gehörst. Und dieser Schmerz war nicht in Worte zu fassen. Nur in ein Geräusch.«
    Lucivar schloss die Augen. Die Worte legten sich auf seine Brust, bis sie schmerzte.
    Er hatte bereits im Blutrausch auf Schlachtfeldern gestanden – und manchmal war er der Einzige gewesen, der zurückgekehrt war. Deshalb hatte er einen klaren Blick dafür. Der Blutrausch war kein Kampfschauplatz mit sichtbaren Markierungen, aber ein Krieger konnte ihn spüren,
wusste genau, ab wann die Grenze überschritten war, kannte die Form des inneren Schlachtfelds. Wenn ein Mann einmal in den Blutrausch geriet, diesen inneren Kampfschauplatz betrat, hatte er sich der Schlacht vollkommen verschrieben. Es gab kein Zurück, kein Ausweichen. Deshalb war der Kampf im Blutrausch von einer Wildheit gekennzeichnet, die alles überstieg, was sich auf einem herkömmlichen Schlachtfeld abspielte. Kriegerprinzen konnten ganz klar zwischen den beiden Dingen unterscheiden.
    Nachdem er in die Burg gezogen war, um Jaenelle zu dienen, hatte er eines Abends Prothvar überrascht, bevor sein Cousin sich fertig angezogen hatte. Bevor die Illusionszauber an ihrem Platz waren. Er hatte die Wunden mit den Augen eines Kriegers betrachtet – und dass Prothvar derart verletzt aus dem Blutrausch zurückgekehrt war, sagte ihm mehr über den Krieger, als sämtliche Geschichten, die er in den Jagdlagern über ihn gehört hatte. Als Jugendlicher hatte er geglaubt, die Geschichten über Prothvars Fähigkeiten seien übertrieben, wie Geschichten es nun einmal zu sein pflegten.
    Als Mann, der den Körper seines Cousins ansah, hatte er begriffen, dass die Geschichten ihm noch nicht einmal annähernd gerecht wurden.
    Er konnte sie sehen, als stände er neben Saetan und warte darauf, dass sie die Grenze überschritten und aus dem Blutrausch zurückkehrten.
    Er wartete auf sie.
    In dem Augenblick überkam ihn ein Verdacht, und ihm war, als könne er Daemons Lippen an seinem Ohr spüren und die Stimme seines Bruders hören.
    Wörter können Waffen sein, und unser Vater ist sehr geschickt mit dieser besonderen Klinge. Sieh hin – und zwar genau. In dem, was er dir nicht gesagt hat, liegt der Grund verborgen, weshalb er dir die Geschichte nicht erzählen wollte.
    Also dachte er darüber nach, was er soeben erfahren hatte. Und er dachte über das Wenige nach, was Andulvar über die Schlacht gesagt hatte.

    Dann sah er seinen Vater an und dachte: Lügner .
    Während Saetan ein Taschentuch herbeirief und sich unauffällig die Nase putzte, trat Lucivar an den Tisch und schenkte Yarbarah in einen Rabenglasbecher ein. Er erwärmte den Blutwein über einer Zunge Hexenfeuer und streckte Saetan dann das Glas entgegen.
    Saetan ließ das Taschentuch verschwinden und griff nach dem Becher.
    Lucivar ließ das Gefäß nicht los.
    Der Widerstand reichte. Er erhielt Saetans ganze Aufmerksamkeit, als er ihm den Becher überließ, nach dem zweiten griff – und ein weiteres Glas Yarbarah erwärmte und einschenkte.
    Eyrische Krieger tranken ein kleines Glas Yarbarah im Rahmen mancher

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