Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
sagt, Pergamentfetzen gäben guten Mulch für Blumenbeete ab.«
Marian war Lucivars Gattin, eine bezaubernde Frau und talentierte Haushexe, deren sanftes Gemüt einen guten Ausgleich zum unberechenbaren Temperament ihres Mannes schuf. Doch Saetan war der Meinung, dass es Zeiten gab, in denen die anwendungsorientierte Kunst einer Haushexe einer direkteren, einfacheren Lösung weichen musste.
»Ich hatte vor, das Zeug in einen der Innenhöfe zu schaffen, es mit einem Schild zu umgeben, damit nichts nach
außen dringt und es dann so lange mit Hexenfeuer zu beschießen, bis ich einige Wagenladungen voll nutzlosen Papiers in ein Häufchen Asche verwandelt habe.«
»Wenn du Marian um Hilfe bitten würdest, könntest du wesentlich schneller fertig sein. Ich wette, sie kennt ein paar ›Aufräumzauber‹«, meinte Daemon. Dann unterbrach er sich. Dachte einen Moment nach. »Na ja, vielleicht ginge es nicht schneller, aber Marian wäre gründlich.«
Verdammt nochmal, der Junge wusste genau, wo er die Nadel ansetzen musste, damit der Stich saß.
Er versuchte nicht hier aufzuräumen . Er versuchte, stapelweise Geschichte zu vernichten, die so lange vergangen war, dass sie niemandem mehr von Nutzen war – auch nicht den langlebigen Völkern.
Nun ja, das Spiel mit der Nadel konnte man auch zu zweit spielen. »Wenn ich das Ganze ein wenig interessanter gestalten wollte, könnte ich auch Jaenelle um Hilfe bitten.«
Daemon musterte das Pergament in seiner Hand, hielt es ein wenig näher an die Kugel aus Hexenlicht, die über dem Tisch schwebte, damit er die verblasste Schrift entziffern konnte … und erblasste.
Saetan hatte keine Ahnung, was auf dem Blatt stand, aber ganz offensichtlich reichte der Gedanke, dass Jaenelle Angelline – die ehemalige Königin des Schwarzen Askavi und nun Daemons geliebte Ehefrau – an dieses Wissen gelangen könnte aus, um einem Kriegerprinzen mit schwarzen Juwelen Angst einzujagen.
Daemon legte das Blatt auf den Stapel mit den aussortierten Dokumenten und räusperte sich leise. »Ich denke, wir beide können uns darum kümmern, ohne es den Damen gegenüber zu erwähnen.«
»Eine weise Entscheidung.« Er war zu demselben Schluss gekommen, als er entschieden hatte, einige dieser Sachen auszusortieren.
Sie arbeiteten noch eine Stunde weiter. Dann sagte Saetan: »Mehr können wir heute nicht tun.«
Daemon sah sich um. Die aussortierten Papiere hatten sie
in eine große Kiste geworfen, aber Tisch und Fußboden waren noch immer übersät von Stapeln, die sie noch nicht einmal angefasst hatten.
»Es ist Mittag, Prinz«, sagte Saetan.
Daemon nickte. »Mir war nicht bewusst, dass es schon so spät ist.«
Die Stunden zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang gehörten den Dämonentoten – und den Hütern. Den lebenden Toten, wie Saetan einer war, die auf einem schmalen Grat wandelten, der ihre Lebensspanne über jede Zeitrechnung hinaus verlängerte. Während der Jahre, in denen Jaenelle als seine Adoptivtochter bei ihm gelebt hatte, hatten sich seine Gewohnheiten geändert und seine wachen Stunden hatten sich bis in den Vormittag hinein ausgedehnt, sodass er den Lebenden zur Verfügung stehen konnte. Doch sogar hier im Bergfried, der Heiligen Stätte der Hexe , musste er ruhen, wenn die Sonne am höchsten stand.
»Lass uns in den Bergfried in Kaeleer zurückkehren«, schlug Saetan vor. »Wir machen uns frisch und essen eine Kleinigkeit, bevor ich mich zurückziehe. Dann kannst du mir auch endlich die Frage stellen, wegen der du eigentlich gekommen bist.«
Die Tür der Bibliothek öffnete sich, bevor sie sie erreichten. Ein Krieger, der im Dienst des Bergfrieds Terreille stand, nickte ihnen zu und sagte: »Soeben ist ein Kriegerprinz eingetroffen, Höllenfürst.«
»Sein Name?«, fragte Saetan.
»Er wollte ihn nicht nennen«, erwiderte der Krieger. »Und er verrät auch nicht, aus welchem Territorium er stammt. Er sagt, er suche nach jemandem, und er besteht darauf, mit jemandem zu sprechen, der ›etwas zu sagen hat‹.«
»Wirklich?«, fragte Saetan sanft. »Wie dumm von ihm. Bring unseren Gast in eines der Empfangszimmer. Ich werde in Kürze bei ihm sein.«
»Jawohl, Höllenfürst.«
Die schadenfrohe Erwartung im Blick des Kriegers verriet Saetan, wie sehr dieser Dummkopf die Bediensteten des
Bergfrieds vor den Kopf gestoßen hatte, indem er nicht einmal die Grundregeln der Höflichkeit gewahrt hatte. Wer dumm genug war, seinen Namen zu verschweigen, wenn er hier mit jemandem
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