Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
was mit denen geschehen wird, die sich ihr jetzt widersetzen. Seitdem bewachen meine Männer und ich diesen Hof besonders gut. Die zwei Krieger sind heute Morgen zurückgekehrt und haben sich nach Weavers kleinem Mädchen umgesehen. Sie geben ihr die Schuld für die Strafe, die sie verdammt nochmal verdient haben. Wenn sie die Kleine noch einmal in die Finger kriegen, werden sie Schlimmeres tun, als Pferdeäpfel und Steine werfen.«
Ranon war übel, er fror.
»Ich habe eine Frau und eine Tochter, die ungefähr so alt ist wie seine.« Rogir deutete mit dem Kopf auf James. »Deshalb hab ich ein Auge auf die Familie. Hab sie näher kennengelernt. Blutleute und Landen … Wir entstammen vielleicht demselben Geschlecht, aber wir sind nicht dasselbe. Wir werden es niemals sein, also passen wir nicht gut zusammen. Aber ein Vater bleibt ein Vater, und ich denke an die Angst, die mir im Herzen sitzen würde, wenn zwei Krieger mit diesem Blick nach meinem kleinen Mädchen fragen würden.«
Es brauchte nicht viel, um zu erraten, in welche Richtung sich dieses Gespräch entwickelte. Doch die Worte mussten ausgesprochen werden, also wartete Ranon.
Rogir räusperte sich. »Diese Landen müssen raus aus Grayhaven. Und meine Familie soll auch nicht hierbleiben. Die Wachen in meinem Trupp, die mit mir die Landen beschützt und die Befehle der Königin befolgt haben – sie wollen auch weg. Vor allem der frisch verheiratete Junge, der sich ein besseres Leben erhofft hat als jenes, das er und seine Frau bis jetzt kannten.«
Die Menschen haben über ihr eigenes Wohl hinausgeblickt und euch einen Teil ihres Landes überlassen. Behalte das stets in Erinnerung, Prinz.
»Ich kann nichts versprechen, bevor ich nicht mit der Königin gesprochen habe«, sagte Ranon.
»Das verstehe ich.«
Hör auf dein Herz. »Wir treffen uns hier nach Sonnenuntergang wieder. Wir finden einen Weg, deine Familie aus der Stadt herauszubekommen, so oder so. Die anderen Wachen natürlich auch.« Er warf einen Blick auf James Weaver. »Und sie.«
»Ich habe eine Schwester …« Rogir verstummte.
»Schreib mir eine Liste.« Ranon zögerte, aber er musste es aussprechen. Für einige könnte es die Entscheidung, zu gehen oder zu bleiben, beeinflussen. »Wahrscheinlich werdet ihr im selben Dorf wohnen wie der Hof. Das heißt, ihr lebt in einem Shalador-Reservat.«
»Ich werde es den anderen sagen. Aber wenn der Hof dort lebt und dein Volk bereit ist, uns aufzunehmen, glaube ich nicht, dass sich irgendjemand, der fortwill, über derlei Grenzen Gedanken machen wird.«
Ranon nickte und kehrte zu James zurück. »Wie viele von euch wollen hier weg?«
James sah ihn an, als traue er sich nicht recht, der Frage Glauben zu schenken. Er warf einen kurzen Blick zu den anderen Handwerkern. Sie nickten. »Einige Familien. In allen gibt es begabte Handwerker, die keine harte Arbeit scheuen.«
Das würde Burle Freude machen, dachte Ranon. Cassies Vater scheute auch keine harte Arbeit und forderte dieselbe Hingabe von jedem, der für ihn arbeiten wollte.
»Mein Bruder hat Schafe.« James klang vorsichtig hoffnungsvoll. »Sie geben gute Wolle, die meine Frau für unsere Webarbeiten spinnt. Und Tanners Cousine hat Rinder, die Fleisch und Leder bringen. Ich kenne auch jemanden, der ihre Milch verarbeitet. Vielleicht … vielleicht ein Dutzend Familien insgesamt.« In seiner Miene stand Trauer. »Zu viele hier glauben, die Vergangenheit sei unsere Zukunft. Sie haben die Hoffnung aufgegeben. Sie bleiben, um zu kämpfen oder zu sterben. Einige von uns wünschen sich mehr für ihre Familien.«
Ranon gab Rogir ein Zeichen, sich ihnen anzuschließen. Mit Blick auf den Wachmann deutete er mit dem Kopf auf
James. »Kann deine Familie die seine heute Nacht aufnehmen? «
»Können wir«, erwiderte Rogir ohne zu zögern.
»Ich weiß nicht, wo ihr landen werdet, und ich weiß nicht, was ich euch über das Versprechen hinaus, euch zu helfen, aus dieser Stadt herauszukommen, bieten kann«, sagte Ranon.
»Ich rede mit den Männern, von denen ich weiß, dass sie fortwollen«, sagte Rogir. »Ich sage ihnen, sie sollen zusammenpacken, was sie nicht zurücklassen wollen.«
James machte eine Geste, die sowohl ihn selbst als auch die anderen Handwerker einschloss, die ihnen aufmerksam zusahen. »Wir wurden nach den Aufständen hierher umgesiedelt. Wir durften nur mitnehmen, was auf einen Wagen passte. Mehr besitzen wir auch heute nicht.«
Ranon sah die beiden Männer an. Während der
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